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Streit um umstrittene Rap-Nacht

Kollegah wehrt sich gegen Kritik

  • Veröffentlicht: 02.02.2017
  • 20:10 Uhr
  • dpa
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© dpa

Die Rap-Nacht beim Hessentag steht massiv in der Kritik. Künstler Kollegah wird Sexismus und Antisemitismus vorgeworfen. Der Rapper wundert sich, dass die Vorwürfe kurz nach seiner Palästina-Reise aufkommen.

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Wegen der möglichen Absage der umstrittenen Rap-Nacht auf dem Hessentag drohen der Stadt Rüsselsheim Schadenersatzforderungen. Am Donnerstagabend wollten die Stadtverordneten entscheiden, ob die Veranstaltung mit dem bekannten Deutsch-Rapper Kollegah und anderen Künstlern der Szene abgesagt wird. Kritiker nannten die Texte der gebuchten Rapper sexistisch und antisemitisch. Kollegah wehrte sich am Donnerstag in einem Brief gegen die Vorwürfe.

Rüsselsheims Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU) hatte den Stadtverordneten am Mittwoch die Absage empfohlen, nachdem zuletzt der Zentralrat der Juden und andere jüdische Organisationen in einem "Offenen Brief" massiv Kritik an Kollegahs Auftritt geübt hatten. Er propagiere "Antisemitismus, Homophobie und Gewalt gegen Frauen".

Kollegah wies am Donnerstag in einer Stellungnahme die Vorwürfe als "völlig aus der Luft gegriffen und haltlos" zurück. Die kritisierten Texte stammten aus 13 Jahre alten Rap-Veranstaltungen und seien teilweise noch nicht einmal von ihm selbst, sondern beteiligten Musikern gerappt worden.

"Die Tatsache, dass in meinen bislang 13 Jahren Musikkarriere nie der Vorwurf des Antisemitismus auch nur im Raum stand und dies erstmalig ausgerechnet jetzt, kurz nach meiner Wohltätigkeitsreise in Palästina, geschieht, mutet sonderbar an, jedoch will ich hier keinen Zusammenhang unterstellen", schreibt er an Daniel Neumann, Geschäftsführer des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen. Der Rapper schlug in dem Brief vor, gemeinsam und öffentlich das Thema zu diskutieren.

Mögliche Schadenersatzforderungen

Neben Kollegah waren auch die Rapper Azad, Farid Bang, Eko Fresh sowie Lumaraa und Der Asiate für die Rap-Nacht verpflichtet worden. Nach Auskunft von Stadtsprecher Asswin Zabel steht die Stadt nun mit der Künstleragentur in Kontakt. Dabei gehe es auch um mögliche Schadenersatzforderungen.

Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs, der an der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität lehrt, sieht vor allem in früheren Texten von Kollegah antisemitische Inhalte. Aufgrund einer umstrittenen Palästina-Reise des Musikers und einer nie vorgenommenen Distanzierung von seinen frühen Texten, finde nun eine Verknüpfung statt, die zu dem Antisemitismus-Vorwurf führe, meint Hindrichs. Ein weiterer Vorwurf, die Texte seien sexistisch, ist laut Hindrichs nicht ungewöhnlich. Sexismus sei bei Deutsch-Rap kein neues Phänomen. Hindrichs wies darauf hin, dass die Texte der Deutsch-Rapper Hinweise darauf gäben, in welchem Zustand sich Teile der Gesellschaft und der Fans befänden.

Im vergangenen Jahr hatte der Magistrat bereits den Kartenvorverkauf für die Rap-Nacht wegen der massiven Kritik gestoppt. Die Stadtverordnetenversammlung gab dann aber doch grünes Licht.

Rapper Kollegah, dessen bürgerlicher Name Felix Blume lautet, studiert in Mainz Jura. Für seine Musik wurde der 1984 im hessischen Friedberg geborene Sänger bereits mit mehreren goldenen Schallplatten ausgezeichnet. Sein Album "King" aus dem Jahr 2014 bekam aufgrund hoher Verkaufszahlen sogar eine Platin-Schallplatte. Im Alter von 15 Jahren ist er zum Islam konvertiert.

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