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Zwischenfall in London

Anti-Terror-Ermittlungen nach tödlichem Zwischenfall in London

  • Veröffentlicht: 19.06.2017
  • 08:41 Uhr
  • dpa
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© dpa

Gut zwei Wochen nach dem Terroranschlag im Zentrum Londons ist die britische Hauptstadt erneut in heller Aufregung. Wieder rast ein Lieferwagen in eine Menschenmenge, wieder gibt es Opfer zu beklagen. Sind diesmal Muslime das Ziel gewesen?

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Bei dem blutigen Zwischenfall im Londoner Stadtteil Finsbury Park hat es einen Toten und zehn Verletzte gegeben. Wie die Polizei am Montagmorgen weiter mitteilte, haben Anti-Terror-Spezialisten die Ermittlungen übernommen. Ein Minivan war in der Nacht in eine Menschenmenge nahe einer Moschee gefahren. Der Fahrer wurde festgenommen. Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren zunächst unklar.

Augenzeugen hatten den 48-jährigen Fahrer des Lieferwagens nach Polizeiangaben festgehalten, bis Beamte eintrafen und ihn festnahmen. Der Mann sei "als Vorsichtsmaßnahme" in ein Krankenhaus gebracht worden und werde auf seine psychische Gesundheit untersucht. Acht Verletzte wurden den Angaben zufolge in Krankenhäuser gebracht, zwei Leichtverletzte am Ort des Geschehens behandelt.

Nach Polizeiangaben gibt es bislang keine Erkenntnisse zu weiteren Verdächtigen. Medienberichten zufolge wollen Augenzeugen hingegen zwei Männer gesehen haben, die aus dem Minivan ausgestiegen seien, nachdem dieser in die Menschengruppe gefahren war.

Rat der Muslime: "Von Islamhass motiviert gewesen"

Aus Sicht des Britischen Rats der Muslime könnte der blutige Zwischenfall aus der Nacht zum Montag in London ein gegen Muslime gerichteter Anschlag gewesen sein. "Von den Augenzeugenberichten her scheint es, als wäre der Täter von Islamhass motiviert gewesen", schrieb der Rat am frühen Montagmorgen auf Twitter. Muslime hätten in den vergangenen Wochen und Monaten oft Islamhass erleben müssen, der nächtliche Vorfall nahe einem muslimischen Gemeinschaftshaus sei dessen "gewalttätigste Manifestation" bislang.

Der Rat forderte Polizeischutz für Moscheen. Die Behörden müssten nicht nur den aktuellen Vorfall aufklären, sondern auch etwas gegen die "in höchstem Maße beunruhigende Zunahme des Islamhasses" tun. Die Polizei hatte zuvor mitgeteilt, dass Anti-Terror-Spezialisten die Ermittlungen übernommen hätten.

Die britische Premierministerin Theresa May sprach von einem "schrecklichen Zwischenfall". Sie teilte am frühen Morgen mit: "All meine Gedanken sind mit jenen, die verletzt wurden, mit deren Angehörigen und mit den Rettungskräften vor Ort." Der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, zeigte sich "total schockiert".

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben gegen 00.20 Uhr (Ortszeit, 01.20 Uhr MESZ) die ersten Notrufe erhalten. Die Einsatzkräfte wurden daraufhin zum Ort des Geschehens in der Seven Sisters Road geschickt. Der Stadtteil Finsbury Park liegt nördlich des Zentrums von London.

Opfer sind vornehmlich Muslime

Bei den Opfern des blutigen Zwischenfalls soll es sich nach übereinstimmenden Angaben vornehmlich um Muslime handeln, die nach dem Ende eines Gebets auf die Straße getreten waren. Unklar war zunächst, ob das Fahrzeug mit Absicht in die Menschenmenge gesteuert wurde. Mehrere Medien zitierten Augenzeugen, die dies bejahten.

Mohammed Kozbar, der Vorsitzende der Moschee, sagte der Boulevard-Zeitung "The Sun": "Wer immer das getan hat, wollte Menschen verletzen. Das ist eine Terrorattacke." Das Fahrzeug, das Passanten rammte, soll dem «Sun»-Bericht zufolge ein gemieteter weißer Lieferwagen sein. Ein solches Fahrzeug war auch auf diversen Bildern vom Ort des Geschehens zu sehen.

Die Millionenstadt war erst kürzlich zum Schauplatz eines blutigen Terroranschlags geworden: Am 3. Juni hatten auf der London Bridge und am Borough Market drei Terroristen mindestens acht Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Die Täter wurden kurz darauf von Polizisten erschossen.

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