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Mehr Offenheit für moderne Fortpflanzungsmedizin gefordert

Dabrock: Kirchen sollten ungewollt Kinderlose besser unterstützen

  • Veröffentlicht: 29.04.2017
  • 10:11 Uhr
  • dpa
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Vom Wunschkind bis zum Designerbaby - der biomedizinische Fortschritt bietet viele Möglichkeiten. Mit der Frage, was erlaubt sein sollte, beschäftigt sich eine Kirchentagung. Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates warnt davor, zu dogmatisch zu urteilen.

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Sensibilität von Kirchen für die Notlage von kinderlosen Paaren - das wünscht sich der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, im Vorfeld der "Woche für das Leben". Die ökumenische Veranstaltung beginnt am (heutigen) Samstag unter dem Motto "Kinderwunsch - Wunschkind - Designerbaby" in Kassel. "Es kommt nicht darauf an, welches Mittel man nimmt, sondern wie man damit umgeht und was es für einen selbst und besonders das Kind bereithält", sagte der Erlanger Theologieprofessor zu den Fortschritten der Fortpflanzungsmedizin und vorgeburtliche Diagnostik. Kirchen müssten Wege finden, damit umzugehen statt beispielsweise kinderlose Paare in Notlagen ohne Antworten zurückzulassen.

Dabrock fordert mehr Ehrlichkeit im Umgang mit der modernen Biomedizin: Beispielsweise würden sämtliche Fortpflanzungstechniken von der Katholischen Kirche kritisch gesehen. "Doch die Natürlichkeit als entscheidendes Kriterium bringt uns moralisch und gesellschaftlich nicht weiter", erklärte er. Schließlich sei das ganze Leben von Technik durchdrungen. Kirchen dürften nicht den Fehler begehen, Menschen in Notlagen unnötigerweise moralisch zu belasten.

Mangelnde Konfliktsensibilität der Kirchen?

"Gerade die Kirchen halten die Ideale der klassischen bürgerlichen Kleinfamilie hoch. Sie müssten sich eigentlich freuen, wenn viele Menschen den Kinderwunsch verwirklichen wollen", meinte der Theologe. "Doch dann kommen Natürlichkeits-Vorstellungen und mangelnde Konfliktsensibilität der Kirchen hinzu und kinderlosen Paaren wird geraten, zu überlegen, ob sie ihr Recht auf biologische Fortpflanzung überhaupt ausüben." Die "Woche für das Leben" sei eine "wirklich wichtige Veranstaltung", sagte Dabrock. "Sie macht darauf aufmerksam, dass Perfektionierungsvorstellungen allein unser Leben nicht leiten sollten."

Die bundesweite Aktion der Evangelischen und Katholischen Kirche gibt es seit über 20 Jahren. Bei der "Woche für das Leben" gehe es in diesem Jahr um Themen wie Zeugung, Schwangerschaft und Geburt sowie die damit zusammenhängenden Fragen der reproduktionsmedizinischen Techniken, erklärten die Kirchen. Auch diagnostische Verfahren zum Erkennen genetischer Defekte und Krankheiten vor der Geburt würden diskutiert. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, eröffnen die Woche am (heutigen) Samstag mit einem ökumenischen Gottesdienst in Kassel.

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