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Einschätzung eines Terrorexperten

London: Täter war wohl Islamist

  • Veröffentlicht: 23.03.2017
  • 10:32 Uhr
  • dpa
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Terrorismusexperte Neumann: Alles deutet auf islamistischen Angriff.

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Nach der Terrorattacke in London mit mindestens vier Toten und etwa 40 Verletzten stellt sich die Frage nach dem Motiv des Täters. Die Polizei ist sich relativ sicher, dass sie weiß, um wen es sich bei dem Mann handelte, der am Mittwoch in der Nähe des Parlaments in London mit einem Auto drei Menschen tötete und einen Polizisten mit einem Messer tödlich verletzte. Der Mann wurde von einem weiteren Polizisten erschossen. Dem Terrorismusexperten Peter Neumann zufolge deutet alles auf einen islamistischen Anschlag hin.

Frage: Wie bewerten Sie den Anschlag in London?

Peter Neumann: Ich gehe davon aus, dass es ein dschihadistisch motivierter Anschlag war. Ich bin mir da ziemlich sicher. Erstens: Die Polizei spricht von einem Anschlag. Zweitens: Die Sicherheitsbehörden warnen seit geraumer Zeit vor dschihadistischen Anschlägen genau dieser Art. Drittens: Dieser Anschlag passt genau in das Muster der Anschläge, die wir gesehen haben von Nizza bis Berlin. Das ist genau die Art von Anschlag, die der IS promoted und anstiften will.

Frage: Gibt es Indizien, dass der IS hinter dem Anschlag steckt?

Peter Neumann: Wir wissen nicht, ob der Attentäter eine Verbindung zum Islamischen Staat hat und welcher Art sie gewesen sein könnte. War er nur inspiriert oder gab es eine engere Verbindung? Erst wenn ein Statement der sogenannten Nachrichtenagentur des Islamischen Staates kommt, oder wenn es sogar ein Video gibt, wissen wir sicher: Das war IS.

Frage: Wie bewerten Sie die Tatsache, dass der Anschlag am Jahrestag der Anschläge von Brüssel stattfand?

Peter Neumann: Es kann schon so sein, dass es zeitlich abgestimmt war auf diesen Jahrestag hin. Das wäre dann aber der Anlass und nicht der Grund. Das ist eine wichtige Unterscheidung. Es könnte sein, dass sich der Täter seit einiger Zeit überlegt hat, dass er so etwas machen möchte. Das ist ja normalerweise der Fall. Wenn es dieses Datum nicht gegeben hätte, gehe ich davon aus, dass er an einem anderen Tag zugeschlagen hätte.

Frage: Großbritannien wurde jahrelang von Terroranschlägen verschont. War das reines Glück?

Peter Neumann: Großbritannien war in den letzten vier, fünf Jahren von der Mobilisierungswelle des IS weniger betroffen als zum Beispiel Frankreich oder Belgien. Ich glaube auch, dass die britischen Sicherheitsbehörden seit den Anschlägen von 2005 aufgerüstet haben und dass sie die besten in Europa sind. Sie haben in den vergangenen Jahren im Schnitt jährlich einen großen Anschlag vereitelt, doch diese Art von Anschlag lässt sich nur sehr schwer verhindern.

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