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Mehr Opfer als befürchtet

Missbrauchsskandal im englischen Fußball

  • Veröffentlicht: 01.12.2016
  • 18:15 Uhr
  • dpa
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Erst trauten sich einige Ex-Profis, über ihr Leid zu sprechen - dann kam eine Lawine ins Rollen: Der Missbrauchskandal im britischen Fußball wird immer größer. Hunderte Opfer haben sich schon gemeldet.

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Mindestens 350 Menschen sind nach Polizeiangaben als Kinder oder Jugendliche in britischen Fußballvereinen sexuell missbraucht worden. Diese Zahl ergibt sich aus Meldungen bei der Polizei und einer speziell zu diesem Zweck eingerichteten Hotline einer Kinderschutzorganisation, wie britische Medien am Donnerstag berichteten. Mehrere ehemalige Fußball-Profis hatten sich in den vergangenen Wochen getraut, öffentlich über ihr Leid zu berichten. Dazu zählt auch der frühere Profi Andy Woodward, der der Presse vom jahrelangen Missbrauch durch einen Jugendtrainer erzählte.

Insgesamt hatten bei der Hotline binnen einer Woche 860 Menschen angerufen. Dabei handelte es sich meist um Hinweise auf Missbrauch in früheren Jahren, wie ein Pressesprecher der Kinderschutzorganisation NSPCC (National Society for the Prevention of Cruelty to Children) der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Aber es gibt auch einige aktuelle Fälle darunter." Details wollte der Sprecher nicht nennen.

"Monster"

Der Chef der Organisation, Peter Wanless, sprach von einem "erschütternden Anstieg". Der Ansturm auf die Hotline zeige das "besorgniserregende Ausmaß von Missbrauch" im Sport.

Die Polizei ermittelt in mehreren Fällen, der englische Fußballverband FA kündigte eine interne Untersuchung an. Die FA unterstützt auch die neue Hotline der Kinderschutzorganisation. Mehrere Fußballclubs betreiben eigene Nachforschungen, darunter auch der FC Chelsea mit Blick auf möglichen Missbrauch in den 70er Jahren.

Die britische Generalstaatsanwaltschaft hatte erst am vergangenen Dienstag mitgeteilt, dass ein früherer Jugendtrainer wegen Übergriffen auf ein Kind angeklagt wird. Der 62-Jährige galt in den 80er und 90er Jahren als erfolgreicher und gut vernetzter Talentscout und arbeitete unter anderem für den englischen Viertligisten Crewe Alexandra. In diese Zeit sollen die Vergehen fallen, die die jetzige Anklage betreffen. Er saß bereits früher mehrfach wegen sexueller Übergriffe auf Minderjährige im Gefängnis. Medienberichten zufolge bezeichnete sich der Mann vor Gericht selbst einmal als "Monster".

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