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Kleine Siedlung im Landkreis Goslar wird evakuiert

Wie lange halten die Dämme noch?

  • Veröffentlicht: 26.07.2017
  • 23:29 Uhr
  • dpa
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© Silas Stein/dpa

Bei dem Dauerregen, der viele Gewässer anschwellen lässt, ist im Harz eine Frau verschwunden. Eine kleine Siedlung im Landkreis Goslar wurde bereits evakuiert.

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Wegen heftiger Regenfälle ist in Teilen Niedersachsens der Katastrophenalarm ausgerufen worden. Tief «Alfred», das seit Tagen bundesweit für Hochwasser und tiefgrauen Himmel sorgt, traf am Mittwoch vor allem die Region am Harz. Braune Wasserfluten strömten durch die Straßen von Goslar. Hunderte Rettungskräfte waren im Landkreis im Dauereinsatz.

Auch andere Regionen Deutschlands wurden durch den starken Regen unter Wasser gesetzt. Es kam zu Behinderungen im Bahn- und Busverkehr. Laut Deutschem Wetterdienst fiel innerhalb von zwei Tagen teilweise deutlich mehr Regen als sonst im gesamten Juli. Für die kommenden Tagen gaben Meteorologen Entwarnung - wirklich sommerlich wird es aber auch nicht.

Oberschulenberg evakuiert

Aufgrund des Hochwassers wird die kleine Siedlung Oberschulenberg im Landkreis Goslar vorsorglich evakuiert. Die Einwohner würden derzeit von Einsatzkräften in Sicherheit gebracht, teilte der Landkreis Goslar am Mittwoch mit. Der Damm eines alten Teiches drohe dort zu brechen. Die Siedlung liegt in einem Waldgebiet und besteht aus wenigen Häusern. Die Landstraße 517 wurde von der Polizei gesperrt. An anderen Stellen gebe es aber leichte Entspannung. In der Stadt Goslar sollten am Abend einige Straßen wieder freigegeben werden.

Eine Vermisste

In Sachsen-Anhalt verschwand während des Dauerregens in Wernigerode eine 69-Jährige in der Nähe eines Flusslaufes. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sie in einen stark angestiegenen Fluss gefallen sei, sagte ein Polizeisprecher.

«Die Lage ist weiter sehr, sehr angespannt. Alles, was wir an Einsatzkräften zur Verfügung haben, ist im Einsatz», sagte Michael Weihrich, Sprecher im Landkreis Goslar. In der 40.000-Einwohner-Stadt Goslar selbst seien ein oder zwei Straßenzüge in der Altstadt wegen des Hochwassers evakuiert worden. Es sei noch unklar, wie viele Menschen davon betroffen gewesen seien. Verletzte gebe es nach bisherigem Kenntnisstand nicht.

Auch in Hildesheim stand die Evakuierung eines Wohngebiets im Raum: «Bisher halten unsere Dämme. Wir sind hier aber nach wie vor auf alles vorbereitet. Auch auf eine Evakuierung», sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Sollte geräumt werden, wären laut Stadt 1.100 Menschen betroffen.

Aufgeweichte Fahrstreifen

Auf der Ostseeinsel Rügen wurden bei einem Unfall bei Dauerregen zwei Urlauber lebensgefährlich verletzt. In Niedersachsen wurden drei Feuerwehrmänner im Hochwassereinsatz bei einem Verkehrsunfall verletzt. Aus bislang ungeklärter Ursache geriet ihr Fahrzeug plötzlich auf den unbefestigten Seitenstreifen, der wegen der Regenfälle stark aufgeweicht war.

Wegen der starken Regenfälle droht eine Talsperre oberhalb von Wernigerode im Harz überzulaufen: Die Talsperre habe in den vergangenen Tagen schon eine ganze Menge Wasser zurückgehalten und werde nun wie eine volle Badewanne überlaufen, warnten die Behörden.

Auch Polen leidet unter Unwetter

Ein umgestürzter Baum brachte den Zugverkehr zwischen Deutschland und Polen bei Grambow in Mecklenburg-Vorpommern zum Erliegen. Auch in Niedersachsen kam es wegen Erdrutschen und Straßensperrungen zu Ausfällen und Verspätungen im Busverkehr; einige Bahn-Regionalverbindungen wurden gesperrt. In Hessen war der Boden wegen des Regens laut der Feuerwehr so aufgeweicht, dass mehrere Bäume umfielen. Sie blockierten Straßen und beschädigten die Oberleitung einer Straßenbahn.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz wandte sich an die Einsatzkräfte und Freiwilligen in den Hochwassergebieten: «Ich danke der Polizei, der Feuerwehr und allen Helferinnen und Helfern, die in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten im Einsatz sind», schrieb er auf Twitter. Er sei in Gedanken bei Betroffenen und Helfern. «Jetzt gilt: Alle mit anpacken!»

Mehr als 100 Millimeter Regen

Besonders betroffen vom Dauerregen der vergangenen Tage war nach Angaben des DWD ein Streifen vom südlichen Niedersachsen über Teile Hessens und Thüringens bis nach Nordbayern. Dort fielen binnen 48 Stunden verbreitet mehr als 100 Millimeter Regen - und damit teils deutlich mehr als sonst in einem gesamten Juli. Auf dem Brocken im Harz registrierte der DWD sogar 238 Millimeter Regen, in Seesen im Harz 161 Millimeter, in Helbedündorf in Thüringen 134 Millimeter und in Hessisch-Lichtenau 111 Millimeter.

Für die kommenden Tagen gaben Meteorologen Entwarnung: Der Dauerregen geht zu Ende, Tief «Alfred» zieht nach Osten ab, wie der DWD mitteilte. Der Regen höre damit zwar nicht auf, aber die Intensität lasse nach. Wirklich sommerlich-schön wird es allerdings nicht. Erst zum Wochenende zeichnet sich eine allmähliche Beruhigung mit wieder steigenden Temperaturen ab.

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