Anzeige
Kampf der Aufständischen sei "sinnlos und unrechtmäßig"

Einstiger afghanischer Kriegsherr Hekmatjar fordert Ende der Kämpfe

  • Veröffentlicht: 29.04.2017
  • 14:34 Uhr
  • dpa
Article Image Media

Er war als "Schlächter von Kabul" berüchtigt und soll für den Tod von Tausenden Zivilisten verantwortlich sein. Nach dem Friedensschluss seiner Gruppe Hisb-e Islami mit der Regierung in Kabul ruft Hekmatjar in seinem ersten öffentlichen Auftritt seit langem zum Frieden auf.

Anzeige

Der frühere afghanische Kriegsherr Gulbuddin Hekmatjar hat sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit knapp zwei Jahrzehnten für Frieden ausgesprochen. Die radikalislamischen Taliban und andere Aufständische rief er in seiner Rede vor Anhängern in der östlichen Provinz Laghman am Samstag auf, dem Krieg ein Ende zu setzen. Zugleich versprach Hekmatjar der afghanischen Regierung, beim Kampf gegen Aufständische zu helfen.

Hekmatjars frühere Widerstandsgruppe Hisb-e Islami hatte mit der Regierung in Kabul im vergangenen September ein Friedensabkommen unterzeichnet. Die Vereinten Nationen strichen ihn daraufhin im Februar von ihrer Sanktionsliste. Nach dem Friedensschluss legten alle Kämpfer von Hisb-e Islami ihre Waffen nieder. Im Gegenzug kamen unter anderem Gefangene der Gruppe frei. Ein Friedenspakt zwischen der Regierung und den Taliban, der größten Gruppe Aufständischer, kam noch nicht zustande.

Tausende Zivilisten auf dem Gewissen

Der 1947 geborene frühere Kriegsherr wurde als "Schlächter von Kabul" bekannt. In den 1980er Jahren war er der von Saudi-Arabien und den USA bestfinanzierte Mudschaheddin-Anführer im Kampf gegen die Sowjets in Afghanistan. Im folgenden Bürgerkrieg zwischen seiner Fraktion und anderen Mudschaheddin um die Herrschaft in Kabul wurde er für den Tod von Tausenden Zivilisten während des Beschusses der Hauptstadt in den frühen 1990er Jahren verantwortlich gemacht.

Nach der US-geführten Intervention 2001 in Afghanistan und dem damit verbundenen Ende der Taliban-Herrschaft entwickelte sich Hisb-e Islami zu einer der größten Widerstandsgruppen gegen die neue afghanische Regierung und internationale Truppen.

Den Kampf Aufständischer nannte Hekmatjar am Samstag sinnlos und unrechtmäßig. "Die Afghanen sind die einzigen Opfer dieses Kriegs", sagte er weiter.

Taliban greifen wieder verstärkt an

Die Taliban hatten von 1996 bis 2001 große Teile von Afghanistan kontrolliert. Seit der Umwandlung des US-geführten Kampfeinsatzes in einen Ausbildungseinsatz und der damit verbundenen Reduzierung der Stärke der ausländischen Truppen Ende 2014 greifen sie wieder verstärkt an. Erst am Freitag, dem ersten Tag ihrer diesjährigen Frühjahrsoffensive, eroberten sie im Nordosten des Landes in der Provinz Badachschan den Bezirk Sebak. Vergangene Woche hatten sie bei einem Überfall auf eine Militärkaserne in der Provinz Balch im Norden des Landes mindestens 140 Soldaten getötet.

Mehr Informationen
Tuerkei_Urlaub_dpa
News

Reisebüros glauben nicht an Türkei-Comeback

  • 05.06.2023
  • 12:10 Uhr

© 2024 Seven.One Entertainment Group