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Gesetze verabschiedet, um das Bleiben der Migranten zu erschweren

Großbritannien reagiert mit Härte auf Flüchtlingskrise in Calais

  • Veröffentlicht: 30.07.2015
  • 18:58 Uhr
  • dpa
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© dpa

Sie leben in armseligen Zelten und riskieren ihr Leben, um irgendwie von Frankreich nach Großbritannien zu kommen. Doch dort will man die Migranten aus Calais nicht haben. Stattdessen schieben sich Politik und der Tunnelbetreiber gegenseitig die Verantwortung zu.

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Großbritannien setzt angesichts des Flüchtlingsdramas von Calais auf Abschreckung und eine härtere Einwanderungspolitik. "Wir werden mehr illegale Migranten aus unserem Land abschieben, damit Leute wissen, dass es kein sicherer Hafen ist, wenn man mal da ist", sagte Premierminister David Cameron am Donnerstag in Vietnam. Es würden bereits Gesetze verabschiedet, um das Bleiben der Migranten zu erschweren.

Am Vorabend hatten erneut Hunderte versucht, vom französischen Calais aus durch den Eisenbahntunnel unter dem Ärmelkanal Großbritannien zu erreichen. Bei solchen Versuchen waren seit Anfang Juni mindestens neun Menschen ums Leben gekommen und viele weitere verletzt worden.

Wie die Zeitung "La Voix du Nord" am Donnerstag berichtete, starb ein weiterer Migrant an Verletzungen, die er sich beim Versuch zugezogen hatte, auf einen Eurotunnel-Zug zu gelangen. Rund 150 Migranten sollen es Berichten zufolge über die Grenze geschafft haben; eine offizielle Angabe dazu gibt es nicht. Das Londoner Innenministerium bestätigte am Donnerstag die Festnahme eines 26-jährigen Sudanesen.

37.000 illegale Versuche die Grenze zu überqueren

In diesem Jahr hat der Tunnelbetreiber Eurotunnel auf der französischen Seite bereits mehr als 37.000 Versuche gezählt, die Grenze illegal zu überqueren. Vergangene Woche forderte das Unternehmen zusätzliche Millionen von Großbritannien und Frankreich wegen Beschädigungen etwa an Zäunen.

Der französische Staatssekretär für die Beziehungen zum Parlament, Jean-Marie Le Guen, rief dagegen Eurotunnel im Sender BFMTV zur Verantwortung. "Unternehmen müssen sich um ihre Umgebung kümmern. Eurotunnel hat vor einigen Jahren aktiver gehandelt als jetzt."

Die in Calais gestrandeten Migranten liefern sich mit der Polizei Abend für Abend ein Katz- und Mausspiel. Sie versuchen, auf das Bahnhofsgelände vor dem Tunneleingang zu gelangen, um auf die Züge zu klettern oder sich in wartenden Lastwagen zu verstecken. Um der Lage Herr zu werden, hat Frankreich 120 zusätzliche Polizisten nach Calais geschickt. Die britische Innenministerin Theresa May hat umgerechnet rund 10 Millionen Euro zusätzlich zugesagt, um die Grenze zu sichern.

Tausende warten auf die Möglichkeit illegal einzureisen

Nach Schätzungen warten zwischen 3.000 und 5.000 Migranten in Calais auf eine Gelegenheit, illegal nach Großbritannien zu kommen. Sie erhoffen dort bessere Chancen auf Asyl und Arbeit. Viele haben auch Verwandte oder Bekannte in Großbritannien und sprechen Englisch.

Frankreich und Großbritannien müssten Hand in Hand arbeiten, um die Grenze zu schützen, sagte Cameron. Er spreche mit Präsident François Hollande regelmäßig über die Lage. Es sei "unglaublich wichtig", die Grenzkontrollen auf der französischen Seite des Kanals zu haben, London wolle dort weiterhin helfen und in Sicherheit investieren. Calais' Bürgermeisterin Natacha Bouchart hatte Großbritannien im Frühjahr vorgeworfen, sich zu wenig zu engagieren, da die Grenze auf französischem Boden sei.

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