Anzeige
Erneute Schwarz-Grün-Debatte

"Spiegel": Kretschmann besucht Merkel

  • Veröffentlicht: 26.08.2016
  • 19:02 Uhr
  • dpa
Article Image Media
© dpa

Ein gutes Jahr ist es noch bis zur Bundestagswahl, über mögliche Koalitionen wird aber schon fleißig spekuliert. Dass der Grüne Kretschmann zum vertraulichen Gespräch bei der CDU-Kanzlerin gesessen haben soll, erregt die Gemüter quer durchs Parteienspektrum.

Anzeige

Rund ein Jahr vor der Bundestagswahl sollen sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vertraulich getroffen haben. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete von einem gemeinsamen Abendessen am Sonntagabend in Berlin. Kretschmann ist ein klarer Befürworter eines erstmaligen schwarz-grünen Bündnisses nach der Wahl 2017, auch CDU-Chefin Merkel gilt als aufgeschlossen dafür.

Das Stuttgarter Staatsministerium ging nicht konkret auf den Bericht ein, erklärte aber, dass Merkel und Kretschmann von Zeit zu Zeit miteinander über bundespolitische Themen sprächen. Die CDU äußerte sich nicht. Ein Sprecher der Bundesregierung sagte: "Über mögliche vertrauliche Gespräche und Begegnungen der Bundeskanzlerin geben wir grundsätzlich keine Auskunft."

Kretschmann hatte im März mit den Grünen die Landtagswahl in Baden-Württemberg gewonnen. Seitdem Bundespräsident Joachim Gauck erklärt hat, nicht für eine weitere Amtszeit zu kandidieren, wird er neben anderen als ein potenzieller Nachfolger gehandelt. Er selbst schweigt dazu. Ihm werden auch eher wenig Chancen eingeräumt - gleichwohl gilt er als Kompromisskandidat, falls sich Union und SPD nicht einigen können.

Kretschmann flirtet mit der Union

Kretschmann warb im "Spiegel" erneut für ein Bündnis mit der Union. Schwarz-Grün passe einfach in die Zeit, die geprägt sei von Unsicherheit und Krisen, sagte er. "Es kommt jetzt darauf an, den Zusammenhalt der Gesellschaft zu sichern. Es geht darum, Freiheit und Individualismus zu erhalten und zugleich dem wachsenden Bedürfnis nach Sicherheit gerecht zu werden."

Offizielle Parteilinie dagegen ist, sich nicht festzulegen: Die Grünen wollen demnach einen eigenständigen Wahlkampf führen, möglichst gut abschneiden und dann sehen, mit wem sie ihre Inhalte am besten durchsetzen können. Das bekräftigte Fraktionschef Anton Hofreiter in der "Berliner Zeitung" (Samstag): "Es wäre ein großer Fehler, sich als Grüne auf Schwarz-Grün festzulegen", sagte er. "Wir bleiben eigenständig." Dem "Weser Kurier" (Samstag) sagte er, angesichts der Differenzen zwischen CDU und CSU müsse man eher von Schwarz-Schwarz-Grün sprechen.

Hofreiter gehört wie Parteichefin Simone Peter zur Parteilinken, die grundsätzlich eher ein Bündnis mit SPD und Linken befürwortet. Peter schrieb auf Twitter zu Kretschmanns Aussagen: "Für Zusammenhalt, Freiheit und Selbstbestimmung steht diese Union gerade gar nicht. Politischer Wechsel überfällig!".

Absage aus Bayern

Für die CSU ist Schwarz-Grün "keine seriöse Option", wie Bayerns Finanzminister Markus Söder dem "Münchner Merkur" (Samstag) sagte. "In diesen unsicheren Zeiten sind die Grünen kein stabiler Partner."

Auch aus der SPD und von den Linken gab es Kritik an Kretschmanns Kurs. "Kretschmann setzt 2017 auf Recht(s) und Ordnung", schrieb SPD-Vize Ralf Stegner auf Twitter. "Sozial und progressiv war gestern - schwarzgrüne Machtoption ist jetzt offizielles Wahlziel!"

Linke-Fraktionsvize Jan Korte sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass Kretschmann an "seiner Öko-CDU" arbeite, sei bekannt. "Neu ist, dass der Ex-Maoist dabei Hilfe von der Kanzlerin bekommt." Allen Grünen solle klar sein, dass Schwarz-Grün bedeute, mit den CSU-Politikern Horst Seehofer und Söder "am Stammtisch zu sitzen".

Mehr Informationen
Tuerkei_Urlaub_dpa
News

Reisebüros glauben nicht an Türkei-Comeback

  • 05.06.2023
  • 12:10 Uhr

© 2024 Seven.One Entertainment Group