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Nur noch Blatter gegen Prinz Ali

Figo-Verzicht mit scharfer Kritik

  • Veröffentlicht: 21.05.2015
  • 22:10 Uhr
  • dpa
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Da sind es nur noch zwei: Am Donnerstag gibt auch Ex-Fußballstar Luis Figo seinen Verzicht für die Wahl des FIFA-Präsidenten bekannt. Nur Stunden nach dem Schulterschluss des Niederländers Michael van Praag mit Prinz Ali bin al-Hussein.

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Nach zwei Verzichtserklärungen binnen weniger Stunden hat Joseph Blatter nur noch einen Gegner bei seiner wahrscheinlichen Wiederwahl als Präsident des Fußball-Weltverbandes. Während der Niederländer Michael van Praag acht Tage vor der Abstimmung beim FIFA-Kongress in Zürich seine Entscheidung mit der Kooperation für den letzten noch verbliebenen Blatter-Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein begründete, übte Ex-Fußballstar Luis Figo scharfe Kritik am Amtsinhaber.

Er stehe noch immer zu seinen Ideen und seinem Wunsch, die FIFA aktiv zu erneuern "und ich stehe zur Verfügung, wenn man mir beweisen kann, dass wir nicht unter einer Diktatur leben", schrieb Figo in einem langen Statement, das der 42 Jahre alte Portugiese auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte. Er kritisierte den Wahlprozess als Abstimmung zur Macht eines einzelnen Mannes - "etwas, das ich nicht bereit bin mitzumachen".

Figo berichtet von beschämenden Vorfällen

In den zurückliegenden Monaten habe er bei seinen Reisen nicht nur den Wunsch nach Veränderungen gespürt. Er habe Vorfälle erlebt auf der ganzen Welt, "die jeden beschämen sollten, der frei, sauber und demokratisch sein will". Seine Entscheidung sei getroffen, "ich stehe nicht zur Verfügung, für das, was eine Wahl des FIFA-Präsidenten genannt wird", betonte Figo. Eine Einschätzung, die van Praag und Prinz Ali bin al-Hussein nicht teilen. Beide betonten bei einer Pressekonferenz am Abend, dass sie nicht wie Figo die Wahl als undemokratisch erfahren hätten. Sie hätten auch keinerlei Hinweise auf Korruption.

Figos Bekanntgabe erfolgte nur wenige Stunden nachdem van Praag seinen Verzicht erklärt hatte. Mit dem Schulterschluss wollen der Prinz und van Praag eine fünfte Amtszeit des höchstumstrittenen Blatter noch verhindern. "Es gibt überall auf der Welt den echten Wunsch nach Veränderung und Fortschritt. Wenn die Mitglieder diesem Wunsch auch tatsächlich bei der Wahl Ausdruck geben, dann haben wir eine sehr gute Chance", sagte Prinz Ali bin al-Hussein am Donnerstagabend in Amsterdam.

"Nach gründlicher Überlegung und Reflexion mit mehreren Beteiligten, hat sich Michael van Praag entschieden, seine Kandidatur für die FIFA-Präsidentschaft zurückzuziehen und die Kräfte mit Präsidentschaftskandidat Prinz Ali Hussein zu bündeln", hatte es zuvor in einer Pressemitteilung des Wahlkampfteams des niederländischen Verbandschefs van Praag geheißen.

Blatters erneuter Sieg gilt als nahezu sicher

Bislang hatten die Bewerber alle ihre Autonomie betont. Dennoch wurde allgemein davon ausgegangen, dass es Strategie der Blatter-Gegner sein werde, am Ende nicht mit einem Trio anzutreten und sich dadurch gegenseitig Stimmen wegzunehmen. Figo galt ohnehin nur noch als Streichkandidat in einem ersten Urnengang, da sich die europäischen Verbände nun wohl hinter Prinz Ali bin al-Hussein vereinen werden.

Die 209 FIFA-Mitgliedsländer wählen den neuen Chef am Freitag kommender Woche. Ein erneuter Sieg Blatters gilt angesichts der Unterstützung des Schweizers aus Afrika und Asien als nahezu sicher - unabhängig aller Personalentscheidungen seiner Konkurrenz. Letztlich wird es für diese nur noch darum gehen, möglichst viele Stimmen zu bekommen, um die Position des 79-Jährigen symbolisch zu schwächen. Offenbar traut die Koalition der Blatter-Gegner eher Prinz Ali zu, dieses Minimalziel zu erreichen.

Van Praag galt als Kandidat des DFB

Van Praag gilt als einer der profiliertesten Kritiker Blatters. Vor dem FIFA-Kongress 2014 in Sao Paulo hatte er bei einer UEFA-Sitzung das Wort ergriffen und den im Saal anwesenden Schweizer zum Rückzug aufgefordert. Dies hatte Blatter später als schlimmste Brüskierung in seiner Funktionärs-Laufbahn bezeichnet. Der 67-jährige van Praag wollte nur eine Amtszeit als FIFA-Chef fungieren, um eine Erneuerung des skandalumwitterten Weltverbandes einzuleiten. Die FIFA hatte er als Hort der "Unordnung" bezeichnet, der "ständig unter Verdacht von Interessenkonflikten, Vetternwirtschaft und Korruption" stünde.

Van Praag, der Blatter trotz aller Kritik immerhin noch als Berater in sein Führungsteam integrieren wollte, galt auch als Kandidat des Deutschen Fußball-Bundes. Präsident Wolfgang Niersbach hatte seinen Kollegen aus dem UEFA-Exekutivkomitee als absolut geeignet bezeichnet. Dennoch hatte sich der DFB bislang nicht auf einen Favoriten öffentlich festlegen wollen, da der nun eingetretene Rückzug nicht ausgeschlossen worden war.

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