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Volkswirte: Gute Exportaussichten sind Turbo für deutsche Konjunktur

Aktuelles Konjunkturtempo überrascht

  • Veröffentlicht: 25.06.2017
  • 11:22 Uhr
  • dpa
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© Frank Rumpenhorst/dpa

Mit weiterem Wirtschaftswachstum hatten die meisten schon gerechnet - das derzeitige Konjunkturtempo überrascht allerdings viele Experten schon. Den Grund dafür haben die meisten schnell ausgemacht.

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Die guten Exportaussichten entwickeln sich nach Experteneinschätzung immer mehr zu einem Turbo für die deutsche Konjunktur. Vor allem die Industrie profitiere zunehmend vom wirtschaftlichen Aufschwung in der Europäischen Union, aber auch von der verstärkten Nachfrage nach deutschen Produkten in China und den USA, berichteten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Selbst in den meisten Schwellenländern wie Russland und Argentinien laufe es wieder besser.

Deutsche Bank ist pessimistischer

Die Konjunkturbeobachter der großen Geldinstitute haben daher erst jüngst ihre Wachstumsprognose angehoben. Sie rechnen inzwischen (kalenderunbereinigt) mit einem Anstieg beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,5 bis 1,7 Prozent: Das Münchner Ifo-Institut traut der deutschen Wirtschaft inzwischen sogar ein Wachstum von 1,8 Prozent zu. Lediglich die Deutsche Bank hält noch an ihrer konservativen BIP-Prognose von 1,3 Prozent fest, schließt aber nach Angaben ihres Chefökonomen Deutschland, Stefan Schneider, eine Korrektur nach oben nicht aus.

Nach wie vor vereinzelt Verunsicherung

Allianz-Ökonom Rolf Schneider rechnet inzwischen selbst bei Ausrüstungsgütern wieder mit einer sich belebenden Nachfrage. Mit der Bestellung von Produktionsanlagen hatten sich Firmen lange zurückgehalten. Im ersten Quartal sei die Auslastung in dem Bereich deutlich besser ausgefallen, nachdem die Branche noch 2016 saisonbereinigt Auftragsrückgänge habe hinnehmen müssen, berichtet der Ökonom. «Die fortbestehende Verunsicherung lässt manche Unternehmen aber bei größeren Investitionen noch immer zögern.»

Die meisten Ökonomen sind davon überzeugt, dass der nun schon länger anhaltende Aufschwung sich fortsetzt. «Ich denke, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal ähnlich stark ausfallen wird wie schon im ersten Quartal, und dass es auch im zweiten Halbjahr 2017 so weitergehen wird», schätzt etwa DZ-Bank-Volkswirt Michael Holstein. Das sieht auch sein Kollege Stefan Kipar von der BayernLB so: «Ich finde schwer einen Grund dafür, warum die positive Entwicklung enden sollte.»

Prognose: Anhaltender Job-Aufschwung

Angesichts der guten Konjunkturdaten rechnen die Volkswirte auch weiterhin mit einem anhaltenden Job-Aufschwung. «Der Arbeitsmarkt ist weiter robust - und zugleich ein Treiber für die Konjunktur», betont Stefan Schneider von der Deutschen Bank. Das sieht auch Rolf Schneider von der Allianz so: «Der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt hat sich weiter verstärkt. Derzeit sehe ich auch keinen dramatischen Anstieg bei der Flüchtlings-Arbeitslosigkeit.» Nach Prognosen der meisten Ökonomen dürfte die Flüchtlings-Arbeitslosigkeit erst im kommenden Jahr spürbar werden.

Nach Beobachtungen von KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner zeigt sich inzwischen immer deutlicher die Kehrseite des Jobbooms. «Nahezu bundesweit herrscht ein Mangel an Fachkräften in Engpassberufen. Dazu zählen Pflegekräfte, Ärzte, Bauhandwerker und IT-Experten», macht er deutlich. Um den Mangel einzudämmen, müssten seiner Ansicht nach Mitarbeiter in diesen Berufen besser bezahlt werden. Aber auch die Aus- und Fortbildung von Berufsnachwuchs müsse ausgebaut werden.

Auch im Juni hat sich nach Auffassung der Konjunkturbeobachter der Jobaufschwung fortgesetzt. Sie rechnen im zu Ende gehenden Monat mit 2,443 Millionen Jobsuchern und berufen sich dabei auf eigene Berechnungen. Dies wären rund 55 000 weniger als im Mai und rund 160 000 weniger als vor einem Jahr. Selbst nach Abzug saisonaler Schwankungen sei die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 10 000 bis 15 000 gesunken. Im Juni läuft in der Regel der Frühjahrsaufschwung aus, bevor mit dem Sommerloch die Erwerbslosigkeit wieder steigt. Die offiziellen Juni-Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit am nächsten Freitag (30. Juni) veröffentlichen.

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