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Hannover Messe:

Industrie 4.0 ist Wachstumstreiber

  • Veröffentlicht: 24.04.2017
  • 20:32 Uhr
  • dpa
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Die Digitalisierung der Wirtschaft steht auf der Hannover Messe im Fokus. Das Thema Industrie 4.0 steht für viele Experten dabei gleichbedeutend für Wachstum. Die Industrie verspricht zahlreiche neue Jobs. Doch auch an mahnenden Worten mangelt es nicht.

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Die Digitalisierung der Industrie bringt Deutschland nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten enorme Chancen. Auf der Hannover Messe wird aber auch auf noch bestehende Defizite verwiesen - und vor Ängsten gewarnt. Nach Einschätzung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) wird sich die sogenannte Industrie 4.0 positiv auf Deutschland als Produktionsstandort auswirken. Digitale Technologien seien kein Jobkiller, sagte VDI-Direktor Ralph Appel am Montag auf der Industrieschau. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sagt für 2017 die Schaffung von 500.000 neuen Arbeitsplätzen voraus.

Laut einer vom VDI beauftragten Studie verlagern vor allem digitalisierte Betriebe ihre Produktion wieder zurück nach Deutschland. Gründe dafür seien eine höhere Flexibilität und sinkende Lohnkosten, aufgrund der erhöhten Automatisierung der Produktion. 2015 habe es demnach mehr als 500 Rückverlagerungen gegeben. Ähnlich äußerte sich auch der Branchenverband Bitkom, der die Digitalisierung und Vernetzung traditioneller Industrien als Wachstumstreiber sieht. Der Umsatz mit Lösungen für die Industrie 4.0 werde allein in diesem Jahr um 21 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro steigen, für 2018 erwarte man einen Zuwachs von mehr als 22 Prozent.

"Die Digitalisierung der industriellen Produktion ist das Wachstumsthema schlechthin", sagte Winfried Holz, Mitglied des Bitkom-Präsidiums. Bis Freitag steht auf der Hannover Messe das Thema im Fokus. Rund 200.000 Besucher werden auf der Industrieschau erwartet - am Montag überzeugten sich auch Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentin des Partnerlands Polen, Beata Szydlo, von der innovativen Vielfalt.

Volle Auftragsbücher

"Die Zahlen und die vollen Auftragsbücher der Industrieunternehmen zeigen die Potenziale der Digitalisierung in den Fabriken", sagte Holz. Die stärkste Steigerung bei der Nachfrage nach entsprechenden Lösungen verzeichne die Branche derzeit im Maschinen- und Anlagenbau, vor dem Automobilbau und der Elektronikbranche. Holz mahnte aber, dass schon heute wichtige Weichen gestellt werden müssten. Ganz oben auf der Agenda stehe der Breitbandausbau. Auch branchenübergreifende Standards für die Vernetzung sowie Regeln für Datenschutz und Datensicherheit seien erforderlich. 

Ähnlich äußerte sich auch der Branchenverband VDMA, der für 2017 ein reales Produktionsplus im Maschinenbau von einem Prozent erwartet. Präsident Carl Martin Welcker forderte, dass Fragen der Daten- und Rechtssicherheit sowie des Know-how-Schutzes dringend geklärt werden müssten. Ein Meilenstein der Industrie 4.0 sei die Festlegung von einheitlichen Schnittstellen: Diese ermöglichten, die Produktion digital zu vernetzen - unabhängig davon, von welchen Herstellern Maschinen und Komponenten stammten.

Warnungen kamen auch vom Beratungsunternehmen Accenture. Viele Industrieunternehmen investierten zu wenig in digitale Technologien und drohen dadurch Marktanteile zu verlieren, ergab eine neue Studie des Unternehmens. Einen großen Nachholbedarf machte es vor allem in der Automobilindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau aus.

Nach Einschätzung von Bosch bringen Lösungen für die Industrie 4.0 nicht nur Ersparnisse - es ließen sich auch neue Erlöse generieren: Bis 2020 seien bei dem Technologieunternehmen zusätzliche Umsätze von einer Milliarde Euro möglich, indem Bosch etwa Software-Lösungen für die vernetzte Fabrik anbiete. Zugleich ließe sich eine Milliarde Euro mit Hilfe etwa intelligenten Energiemanagements einsparen. Laut Bosch kann Automatisierung Jobs sichern und sogar neue entstehen lassen.

Leitungsausbau zu langsam

Mit kritischen Tönen meldete sich die Energiebranche in Hannover zu Wort. Der Ausbau der deutschen Stromnetze gerate ins Stocken, die Reserve-Kraftwerksleistung schmelze dahin, kritisierte der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). "Wir sind beim Leitungsausbau zu langsam", sagte BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer. Allein im ersten Vierteljahr wuchs der Anteil von Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen gegenüber dem Vorjahresquartal um vier Prozent auf 50,1 Milliarden Kilowattstunden (kWh) - ein Anteil von einem Drittel am deutschen Stromverbrauch.

Kapferer warnte vor einem drohenden Stau bei der Realisierung wichtiger Kraftwerksprojekte in Deutschland. Vor allem bei den Gas- und Pumpspeicherkraftwerken sei die Umsetzung wegen der Marktlage fraglich. Diese Kraftwerke sind aber wichtig, um die Stromversorgung auch dann zu sichern, wenn kein Wind weht oder keine Sonne scheint.

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