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Katastrophales Jahr für Milchbauern

Landwirte: Die Milchkrise ist noch nicht ausgestanden

  • Veröffentlicht: 29.06.2017
  • 08:17 Uhr
  • dpa
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Für die Milchbauern war 2016 ein katastrophales Jahr. 2017 läuft es etwas besser, doch stehen viele Bauern weiter massiv unter Druck. Die Milchpreise seien maximal kostendeckend.

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Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat der größten deutschen Molkereigenossenschaft DMK eine «unfaire» Preisgestaltung für die Landwirte vorgeworfen. «Die Butterpreise brechen Spitzenrekorde, aber bei den DMK-Bauern kommt von all dem nur tröpfchenweise etwas an. Und das, obwohl die Milchviehbetriebe über zwei Jahre lang mit jedem Liter Milch draufgezahlt haben», kritisierte der Landesvorsitzende der AbL Niedersachsen, Ottmar Ilchmann, anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz des Deutschen Milchkontors (DMK) am Donnerstag. Das DMK zahlt derzeit 34 Cent pro Kilogramm.

Die Landwirtschaftsbetriebe litten nach wie vor unter den Verlusten aus der schwersten Milchkrise der letzten Jahrzehnte. «Diese Krise ist alles andere als ausgestanden», sagte Ilchman der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Bund der Deutschen Milchviehhalter (BDM) erklärte, ein Milcherzeugerpreis von 34 Cent je Kilogramm liege bei einer Preisspanne von 29 bis 36,5 Cent im Mai im Rahmen der aktuell bezahlten Milcherzeugerpreise in Deutschland. «Ob er tatsächlich vom DMK erwirtschaftet wird, oder ob es sich um einen "politisch" festgelegten Milchpreis zur Beruhigung vor allem der Kündiger beim DMK handelt, können wir nicht einschätzen», sagte BDM-Sprecher Hans Foldenauer.

«Insofern ist das Milchpreisniveau nicht fair»

Davon unabhängig reiche aber das aktuelle Preisniveau maximal zur Deckung der Kosten etwa für Futter, Energie und Lohnkosten. Eine Rückführung der durch die Krisen entstandenen Verluste und aufgenommenen Liquiditätsdarlehen, die Finanzierung von notwendigen Ersatzinvestitionen, die Bildung von Rücklagen seien nicht möglich. «Insofern ist das Milchpreisniveau nicht fair», bilanzierte Foldenauer.

Sowohl die AbL als auch der BDM stimmten der von Bundeskartellamt kürzlich geäußerten heftigen Kritik an der langen Laufdauer der Verträge zwischen Milchbauern und Molkereien zu. Die Kündigungsfrist von zwei Jahren zum Ende eines Kalenderjahres sei viel zu lang. «Was die DMK-Spitze jetzt vorschlägt, ist eine Mogelpackung zulasten der Milchbauern: Eine Kündigungsfrist für die Milchlieferung von ein bis zwei Jahren ist immer noch viel zu lang. Außerdem bringt die Verkürzung nichts, wenn nicht gleichzeitig auch die Kapitaleinlage zurückgezahlt wird», so Ilchmann.

Das Deutsche Milchkontor stellt am Donnerstag seine Bilanz für das vergangene Jahr vor. 2015 lagen der Umsatz bei 4,6 Milliarden Euro und der Jahresüberschuss bei 13 Millionen Euro. Jährlich verarbeitet das DMK 6,7 Milliarden Liter Rohmilch. Mit Wirkung zum Januar 2018 haben aber viele Landwirte ihre Verträge gekündigt. Dabei geht es um ein Volumen von rund 500 Millionen Litern Milch. Die Genossenschaft zählt rund 8300 Milcherzeuger. Zu den DMK-Marken gehören unter anderem Milram, Osterland, Oldenburger, Humana und Casarelli.

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