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Fünf Tage Staatstrauer im Iran

Irans Präsident Raisi bei Hubschrauber-Absturz umgekommen

  • Aktualisiert: 21.05.2024
  • 08:45 Uhr
  • Babette Büchner
Präsident Raisi ist bei dem Hubschrauberunglück ums Leben gekommen.
Präsident Raisi ist bei dem Hubschrauberunglück ums Leben gekommen.© AP

Nach stundenlanger Suche ist das Hubschrauber-Wrack des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi gefunden worden. Keiner der neun Insassen habe überlebt, berichten Staatsmedien.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Helikopter mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi ist verunglückt.

  • Staatsmedien bestätigen den Tod der Insassen.

  • Der Islamischen Republik droht eine politische Krise.

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi ist beim Absturz seines Hubschraubers im Iran ums Leben gekommen. Keiner der neun Insassen habe überlebt, berichteten die staatliche Nachrichtenagentur Irna und das Staatsfernsehen am Montag (20. Mai). Mit an Bord war auch der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian. Warum der Hubschrauber abgestürzt ist, ist noch unklar.  

Raisi war am Sonntagnachmittag zusammen mit Außenminister Hussein Amirabdollahian auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten Aserbaidschans, Ilham Aliyev, als ihre Maschine bei dichtem Nebel vom Radar verschwand. Gemeinsam hatten die Politiker im Nachbarland einen Staudamm eingeweiht. Mit insgesamt drei Hubschraubern machte sich der Tross danach auf den Rückweg gen Iran, doch die Präsidentenmaschine kam nicht an ihrem Bestimmungsort an. Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei ordnete fünf Tage Staatstrauer an.

Spekulationen zur Absturzursache

Daraufhin entbrannten Spekulationen, ob der Absturz auf schlechtes Wetter, einen technischen Defekt am Hubschrauber oder gar Sabotage zurückzuführen sei. Klarheit darüber gab es bislang nicht.

Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet. Wegen scharfer internationaler Sanktionen ist es für das Land schwer, Ersatzteile zu beschaffen, eine Modernisierung kommt kaum voran.

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Viele Flugzeuge und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979, als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt. Immer wieder kommt es mit den betagten Modellen zu folgenschweren Unfällen und Abstürzen.

Iran droht politische Krise

Stundenlang suchten Rettungskräfte bei strömendem Regen, Nebel und in schwierigem Terrain nach der Absturzstelle, ehe sie die Trümmer des Helikopters am frühen Morgen an einem Hang entdeckten. Iranische Medien zeigten Bilder eines völlig ausgebrannten Wracks.

Irans erster Vizepräsident, Mohammed Mochber, leitete am späten Sonntagabend (19. Mai) eine Notsitzung des Kabinetts. Das Protokoll sieht vor, dass der erste Vizepräsident nach dem Tod des Präsidenten die Amtsgeschäfte als Regierungschef weiterführt. Laut der Verfassung müssen dann innerhalb von 50 Tagen Neuwahlen stattfinden.

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Das Unglück dürfte die Islamische Republik in eine politische Krise stürzen. Mangels Alternativen könnte sich die Suche nach einem langfristigen Nachfolger für Raisi schwierig gestalten. Und Amirabdollahian war als Außenminister seit Beginn des Gaza-Kriegs verstärkt in die Öffentlichkeit gerückt und hatte zahlreiche Reisen zu Verbündeten unternommen.

Trauer und Schadenfreude

Während Regierungsanhänger um die Staatsmänner trauerten, brachten zahlreiche Iranerinnen und Iraner in sozialen Medien ihre Schadenfreude über den Hubschrauberabsturz zum Ausdruck. Raisis Regierung steht seit Jahren wegen ihrer erzkonservativen Wertevorstellungen, der Unterdrückung von Bürgerrechten und der schweren Wirtschaftskrise im Iran in der Kritik.

Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei versicherte bereits am Sonntag, dass die Regierungsgeschäfte in keinem Fall beeinträchtigt würden. "Es wird keine Unterbrechung der Aktivitäten des Landes geben", zitierte ihn die Staatsagentur Irna.

Raisi war im August 2021 als neuer Präsident vereidigt worden. Der erzkonservative Kleriker wurde damit offiziell Nachfolger von Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte. Als Spitzenkandidat der politischen Hardliner sowie Wunschkandidat und Protegé des Religionsführers Chamenei hatte Raisi die Präsidentenwahl mit knapp 62 Prozent der Stimmen gewonnen.

Im Video: "Situation nicht gut" - Hubschrauber von Iran-Präsident Raisi gefunden

Der Iran stand zuletzt verstärkt in den Schlagzeilen, auch weil ein regionaler Krieg mit dem Erzfeind Israel zu drohen schien. Während Raisis Amtszeit vertiefte die Islamische Republik ihre wirtschaftliche und militärische Kooperation mit China und Russland, die Beziehung zum Westen kühlte unter anderem wegen des Streits über das iranische Atomprogramm ab. Außerdem warf der Westen der Führung in Teheran schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen vor. Trotzdem gab es erst vor wenigen Tagen wieder Berichte über neue, indirekte Gespräche mit den USA im Golfstaat Oman.

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Raisis Tod dürfte Machtkampf auslösen

Sollte das Präsidentenamt neu besetzt werden müssen, dürfte in Teheran ein heftiger Machtkampf ausbrechen, schrieb der Iran-Experte Arash Azizi in einer Analyse für die US-Zeitschrift "The Atlantic". Raisis Passivität habe Herausforderer unter den Hardlinern ermutigt. Sie würden seine schwache Präsidentschaft als Chance sehen, schrieb Azizi. "Der Tod von Raisi würde das Machtgleichgewicht zwischen den Fraktionen innerhalb der Islamischen Republik verändern."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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