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"Wind of Change"

"Wir brauchen eine neue Friedenshymne"

  • Veröffentlicht: 06.11.2019
  • 11:39 Uhr
  • dpa
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Die Moskwa entlang, direkt zum Gorki-Park: Die Liedzeilen von "Wind of Change" hören sich fast an wie ein Stadtführer durch Moskau. Doch das Lied gilt heute als Hymne der Wendezeit. Der Text ist 30 Jahre nach dem Mauerfall noch aktuell, findet Scorpions-Sänger Klaus Meine.

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Scorpions-Sänger Klaus Meine sieht 30 Jahre nach dem Mauerfall und dem Entstehen des Welterfolgs "Wind of Change" Bedarf für eine neue Friedenshymne. "Es ist ganz sicher Zeit für einen neuen "Wind of Change". Die Hoffnung auf eine friedlichere Welt ist heute noch genauso aktuell wie vor 30 Jahren", sagte der 71-Jährige vor einem Konzert in Moskau der Deutschen Presse-Agentur. "Der Ton in ganz Europa ist rauer geworden. Die Welt verändert sich gerade, aber nicht unbedingt in einem positiven Sinne." Ein neues Friedenslied sollte deshalb in erster Linie von der jungen Generation kommen.

Sorgen bereitet Meine vor allem der aggressive Ton, der im normalen Leben und auch im Internet immer alltäglicher werde. "Man hat das Gefühl, überall werden die Uhren rückwärts gedreht, auch mit den ganzen Bewegungen, die wir in Deutschland erleben: die Rechten, die AfD." Natürlich hätten sich nicht alle Hoffnungen nach der Wiedervereinigung 1990 erfüllt, sagte Meine. "Aber vielleicht dauert es auch noch Generationen, damit dieses vereinte Deutschland auch emotional eine ganz normale Realität wird."

An den Tag des Mauerfalls, den 9. November 1989, erinnere er sich noch ganz genau, sagte Meine. Nach einem Konzert in Paris sei die Rockband zu einem Abendessen eingeladen worden. Im Fernsehen hätten die Musiker Bilder gesehen, wie die Menschen auf der Berliner Mauer tanzten. "Wir haben uns natürlich in diesem Moment nichts sehnlicher gewünscht, als in Berlin zu sein." Dass dies so friedlich verlief, sei vor allem dem damaligen sowjetischen Partei- und Staatschef Michail Gorbatschow zu verdanken. Den Friedensnobelpreisträger traf Meine auch vor seinem Moskau-Konzert am Dienstag zu einem Gespräch. In den kommenden Wochen spielen die Scorpions im Rahmen ihrer "Crazy World Tour" unter anderem Konzerte in der Ukraine, in Weißrussland und später auch in Australien und Singapur.

"Als Autor hat es mich total überrascht"

Er selbst habe damals nicht damit gerechnet, dass "Wind of Change" als sogenannte Hymne der Wiedervereinigung zu einem Welthit wird. "Als Autor hat es mich total überrascht, dass es sich so verselbstständigt hat und plötzlich den Mantel der Geschichte trug", sagte Meine. Das Lied sei fast zum Soundtrack dieses historischen Moments geworden. "Das lag aber nicht an einem genialen Marketingplan. Die Menschen haben die Power und die Message darin total in ihren Herzen empfunden."

Meine hat das Lied im Spätsommer 1989 komponiert - also noch Wochen vor dem Mauerfall. Damals war die Gruppe als eine der ersten ausländischen Bands in der Sowjetunion beim "Moscow Music Peace Festival" aufgetreten und dort von den Fans gefeiert worden. Nach einer Bootsfahrt auf dem Fluss Moskwa in der Hauptstadt sei ihm die Idee zu "Wind of Change" gekommen, so der Sänger. "Es ist deshalb kein Song über Berlin, sondern über Moskau", sagte Meine. Er sei inspiriert worden vom politischen und gesellschaftlichen Wandel der 1980er Jahre. "Es ist vielmehr der Soundtrack zu Glasnost und Perestroika."

Erst im Jahr 1990 wurde das Album "Crazy World" veröffentlicht und schließlich "Wind of Change" einige Monate später als Single zum Welterfolg. Mit dem Lied halten die Scorpions, die 1965 in Niedersachsen gegründet wurden, den Rekord für die meistverkaufte Single einer deutschen Band auf der Welt. Obwohl "Wind of Change" erst später veröffentlicht wurde, wird das Lied mit dem Mauerfall assoziiert und gilt als globale Friedenshymne. Inzwischen haben die Scorpions insgesamt mehr als 110 Millionen Platten weltweit verkauft.

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