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Afghanistan

Angriff auf großes Hotel in Kabul - mindestens drei Tote

  • Veröffentlicht: 20.01.2018
  • 23:07 Uhr
  • dpa
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Bewaffnete stürmen in Kabul das große Hotel Intercontinental. Die Gefechte der Spezialkräfte mit den Angreifern dauern Stunden. Gleichzeitig versuchen sie, Gäste zu retten. Unter anderem waren im Haus eine Hochzeit und eine Konferenz im Gang.

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Bei einem Angriff von vier bewaffneten Männern auf das große Hotel Intercontinental in der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es mehrere Tote gegeben. Der Sprecher der Kabuler Polizei, Basir Mudschahid, sagte mehr als vier Stunden nach Beginn der Attacke um 1.30 Uhr morgens (Ortszeit), bisher seien drei der Täter getötet worden. Laut Innenministerium waren bis dahin fünf Verletzte in Krankenhäuser gebracht worden. Der Nachrichtenchef des Senders Tolo TV zitierte allerdings einen Augenzeugen, der sagte, er habe auf der Flucht mindestens 15 Tote und Verletzte gesehen. In einem Tweet des Senders hieß es, unbestätigten Berichten zufolge könne die Zahl der Toten «ziemlich hoch» sein. Afghanische Regierungssprecher sind dafür bekannt, Opferzahlen für die Öffentlichkeit klein zu halten.

Abruptes Ende einer Hochzeitsfeier

Innenministeriumssprecher Nasrat Rahimi bestätigte Medienberichte, wonach im Hotel zum Zeitpunkt der Angriffs eine Hochzeitsfeier im Gang gewesen sei. Die Hochzeitsgäste seien in Sicherheit. Außerdem hatte in dem Haus am Samstag eine Konferenz afghanischer Computerexperten stattgefunden. Rund hundert Menschen hätten teilgenommen, darunter Regierungsbeamte, berichtete der Sender 1TV.

Wieviele Gäste noch im Hotel waren, wo sie sich versteckten und ob die verbleibenden beiden Attentäter, wie von einigen afghanischen Medien berichtet, noch Geiseln in ihrer Gewalt hatten, wollten Einsatzkräfte und Behördensprecher nicht sagen. «Wir können aber bestätigen, dass die meisten Menschen, die im Hotel waren, gerettet worden sind», sagte ein Sprecher. Einsatzkräfte hätten die unteren Stockwerke gesichert und seien dabei, die oberen nach den verbleibenden Angreifern zu durchsuchen.

Hotel auch bei internationalen Gästen beliebt

Unklar blieb weiter, ob Ausländern unter den Gästen waren. Vor der Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan war das Haus auch bei internationalen Gästen beliebt. Ihre Zahl hat aber abgenommen, weil das Hotel nicht mehr zu den sichersten Adressen zählte. Das US-Außenministerium veröffentlichte über ein Twitter-Konto in der Nacht die Bitte um Benachrichtigung, falls jemand etwas wisse über Amerikaner in dem Hotel.

Ein Teil des Hotels brannte während des Angriffs, wie Polizei und Innenministerium bestätigten. Innenministeriumssprecher Nadschib Danisch hatte zunächst gesagt, die Angreifer hätten auf ihrem Weg in das Hotel durch die Küche dort Feuer gelegt. Sein Kollege Nasrat Rahimi sagte später, auch der dritte Stock habe in Flammen gestanden.

Traumatische Erinnerungen

Aus dem Gebäude waren auch mehr als drei Stunden nach Beginn des Angriffs gegen 21.00 Uhr Ortszeit noch Schüsse zu hören. Helikopter waren in der Luft. Die Szenerie weckte in Anwohnern Erinnerungen an einen ähnlichen Angriff im Jahr 2011, als neun Attentäter der radikalislamischen Taliban das Hotel, das schwer bewacht auf einem bewaldeten Hügel liegt, angegriffen hatten. Sie hatten mehrere Sicherheitsposten überwunden und waren dann Hotelflure auf und ab gerannt und hatten in Zimmer geschossen. Etwa ein Dutzend Gäste, Hotelangestellte und Sicherheitskräfte wurden getötet. Die Angreifer konnten erst nach mehreren Stunden unschädlich gemacht werden.

Zunächst bekannte sich keine Organisation zu der Tat. Ein Sprecher der Taliban sagte der Deutschen Presse-Agentur, er müsse erst prüfen, ob es sich um einen Talibanangriff handele.

Warnungen der US-amerikanischen Botschaft

Die Sicherheitslage in der afghanischen Hauptstadt hat sich seit Ende der Nato-Kampfmission im Dezember 2014 stark verschlechtert. 2017 gab es dort mehr als 20 schwere Anschläge der Taliban und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit insgesamt mehr als 500 Toten. Bei dem ersten Anschlag im neuen Jahr auf einen Sicherheitsposten in einem Wohn- und Geschäftsviertel waren Anfang Januar mindestens 20 Menschen getötet und 30 verletzt worden.

Die amerikanische Botschaft in Kabul und das US-Außenministerium in Washington hatten zum Ende der Woche hin über Emails und in den sozialen Medien vor möglichen Angriffen in Kabul gewarnt - unter anderem auf Hotels.

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