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Königsfamilie besucht Verein "Straßenkinder" in Berlin-Marzahn

Berliner Straßenkinder empfangen William und Kate

  • Veröffentlicht: 17.07.2017
  • 07:20 Uhr
  • dpa
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© Str/EPA/dpa

In Berlin wollen Prinz William und Herzogin Kate einen Verein für Straßenkinder besuchen. Seit Jahren unterstützen die Sozialarbeiter dort verwahrloste Kinder und junge Erwachsene.

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Ob Prinz William und Herzogin Kate wohl Crêpes mögen? Die elfjährige Kimberley könnte ihnen jedenfalls in der Küche des Kinder- und Jugendhauses «Bolle» welche auftischen, wenn das britische Thronfolgerpaar am Mittwoch den Verein «Straßenkinder» in Berlin-Marzahn besucht. Die Küche ist Kimberleys Lieblingsort. «Gestern haben wir Crêpes gemacht», schwärmt sie, während sie mit anderen Kindern Karten spielt.

Unterstützung und ein offenes Ohr

Der Verein «Straßenkinder», zu dem das «Bolle» gehört, kümmert sich um verwahrloste Kinder. In dem Haus werden täglich mehr als 100 Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 18 Jahren betreut. Sie kommen aus dem Viertel und werden von ihren Eltern häufig vernachlässigt, manchmal sind auch Gewalt und sexueller Missbrauch im Spiel.

«Mitunter sind da Jugendliche dabei, die kurz vor dem Gang in die Obdachlosigkeit sind», erzählt der Vereinsvorsitzende Eckhard Baumann. Im «Bolle» finden sie, was ihnen zu Hause meist fehlt: Unterstützung und ein offenes Ohr. Das Angebot reicht von Gesprächen über Hausaufgabenhilfe bis hin zu Freizeitaktivitäten. Es gehe vor allem darum, die Kinder zu ermutigen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken.

Der Verein steht auch Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren zur Seite, die auf der Straße leben. Die Gründe dafür seien vielfältig, betont Baumann. Eines hätten sie aber alle gemein, sagt der 49-Jährige: «Sie leben in einer prekären Situation.»

Obdachlosigkeit in Deutschland

Straßenkinder - damit assoziieren viele eher Slums in anderen Kontinenten. Dabei sind obdachlose Jugendliche und Kinderarmut auch in reichen Industriestaaten ein großes Problem. Das Deutsche Jugendinstitut zählt 37 000 junge Menschen unter 26 Jahren in der Bundesrepublik, die keinen festen Wohnsitz haben. Allein in Berlin sollen einige Tausend junge Menschen auf der Straße leben.

Um etwa 50 bis 80 von ihnen kümmern sich zurzeit die Streetworker von Baumanns Verein. Dazu sind sie quer durch die Stadt unterwegs. Mal suchen junge Obdachlose ein warmes Mittagessen, mal einen Schlafsack für die Nacht. Häufig geht es auch um Beratungsgespräche, mit denen die Sozialarbeiter bei der Rückkehr in ein Leben ohne Nächte auf der Parkbank helfen können.

Mehr Spenden erhofft

Ende der 1990er Jahre hatte Baumann begonnen, sich in seinem Kiez im Wedding ehrenamtlich um benachteiligte Jugendliche zu kümmern. Langsam baute er ein Sozialprojekt auf, in dem heute 25 festangestellte Sozialarbeiter und Pädagogen arbeiten. Seinen Beruf als Konstrukteur schmiss Baumann dafür hin. 2010 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Dann nahm auch die Zahl der Spender zu, auf die der Verein bis heute angewiesen ist.

Die britischen Royals William und Kate besuchen auf ihren Reisen stets ein soziales Projekt. Warum die Wahl auf das «Bolle» fiel - darüber kann Baumann nur spekulieren. Er erhofft sich von dem prominenten Besuch mehr Aufmerksamkeit und neue Spender. Die elfjährige Kimberley ist bereits sehr gespannt auf die Royals - Crêpes hin oder her. Eine Frage hat sie sich auch schon überlegt: «Ich würde fragen, wie es ist, zur königlichen Familie zu gehören.»

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