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Film-Pläne wurden ihm zum Verhängnis

Mexikanischer Drogenboss "El Chapo" gefasst

  • Veröffentlicht: 09.01.2016
  • 16:57 Uhr
  • dpa
Article Image Media
© dpa/EPA/EFE/Jose Mendez

Die spektakuläre Flucht des mexikanischen Drogenbosses "El Chapo" aus einem Hochsicherheitsgefängnis erregte weltweit Aufsehen. Sechs Monate später sitzt der Chef des Sinaloa-Kartells wieder in Haft. Zum Verhängnis wurden ihm offenbar Pläne, sein Leben verfilmen zu lassen.

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Ein halbes Jahr nach seinem Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt Joaquín «El Chapo» Guzmán wieder in Haft. Marineinfanteristen fassten den Chef des Sinaloa-Kartells am Freitag in der Stadt Los Mochis im Westen des Landes nach einer Verfolgungsjagd durch Abwässerkanäle. Bei dem Einsatz kamen fünf mutmaßliche Bandenmitglieder ums Leben, sechs weitere wurden festgenommen. Ein Soldat wurde verletzt. Nun droht "El Chapo" die Auslieferung an die USA.

Nachdem Sicherheitskräfte auf sein Haus zugreifen wollten, floh Guzmán zunächst durch das Abwassersystem von Los Mochis, wie Generalstaatsanwältin Arely Gómez mitteilte. Als er bemerkte, dass Marinesoldaten ihn dort verfolgten, stieg er mit seinem Sicherheitschef wieder an die Oberfläche und setzte seine Flucht in einem gestohlenen Auto fort. Beim Versuch, sich von Los Mochis aus nach Norden abzusetzen, wurden Guzmán und sein Begleiter auf einer Landstraße abgefangen und festgenommen. Sicherheitskräfte brachten die beiden in ein Motel und warteten, bis Verstärkung eintraf, um den Kartellchef abzutransportieren, erklärte die Staatsanwältin.

Eigener Film geplant - Eitelkeit wurde ihm zum Verhängnis

"Verdammte Bullen, ihr habt uns gefasst!", soll "El Chapo" gerufen haben, wie die Zeitung "Milenio" am Samstag unter Berufung auf Sicherheitskräfte berichtete. Fotos zeigen "El Chapo" in einem schmutzigen Unterhemd in Handschellen auf einem Bett. Die Ermittler beschlagnahmten vier gepanzerte Autos, acht Maschinen- und Sturmgewehre sowie eine Panzerbüchse.

Ermöglicht wurden die Ortung und Festnahme des Gesuchten anscheinend durch das Vorhaben Guzmáns, einen Film über sein abenteuerliches Leben drehen zu lassen. Hierzu habe er Kontakt zu Schauspielerinnen und Produzenten aufgenommen. Die Behörden konnten einigen Treffen der Anwälte des Kartellchefs zu diesem Zweck nachspüren, wie Gómez bekanntgab.

Wieder im gleichen Gefängnis

Guzmán wurde am Freitagabend (Ortszeit) auf dem Flughafen von Mexiko-Stadt präsentiert. Schwer bewaffnete Soldaten brachten ihn von einem gepanzerten Fahrzeug zu einem Hubschrauber. Von dort wurde er in das Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano im Bundesstaat México geflogen.

Aus dieser Haftanstalt war "El Chapo" im vorigen Juli getürmt. Vermutlich mit Hilfe von Justizbeamten floh er damals durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel. Der Ausbruch war eine schwere Demütigung für Präsident Enrique Peña Nieto.

"Die erneute Festnahme ist ein Erfolg für den Rechtsstaat. Heute haben unsere Institutionen einmal mehr bewiesen, dass wir ihnen vertrauen können", sagte der Staatschef nach der Ergreifung des Gesuchten.

Lob für Ergreifung aus Washington

Die USA begrüßten die Festnahme. "Die heutige Verhaftung von Joaquín 'El Chapo' Guzmán Loera durch die mexikanischen Behörden ist ein Schlag gegen das internationale Drogenhändlersyndikat, das er geführt haben soll, ein Sieg für die Bürger Mexikos und der USA und eine Bekräftigung der Rechtsstaatlichkeit unserer Länder", sagte US-Justizministerin Loretta Lynch.

"El Chapo" könnte jetzt an die USA ausgeliefert werden, wo mehrere Haftbefehle gegen ihn vorliegen. Ein mexikanischer Bundesrichter hat die Überstellung des Kartellchefs an die Vereinigten Staaten bereits genehmigt. Guzmáns Anwälte legten allerdings Einspruch gegen die Entscheidung ein.

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