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"Cold Case" aus den 90ern

Prostituierten-Mörder verurteilt - nach 26 Jahren

  • Veröffentlicht: 12.04.2019
  • 13:39 Uhr
  • dpa
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© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Jahrzehntelang war der Mord an einer Augsburger Prostituierten ungeklärt. Dann holte die Kripo den Fall aus dem Archiv und entdeckte neue DNA-Spuren. Jetzt fiel das Urteil im Prozess - fast 26 Jahre nach der Tat.

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Das Verbrechen liegt mehr als ein Vierteljahrhundert zurück, es geschah bei Dunkelheit in einer abgelegenen Straße. Dort wurde eine 36 Jahre alte Prostituierte von einem Freier in jener Septembernacht des Jahres 1993 erwürgt - kein Zeuge hat irgendetwas gesehen. Dennoch hat das Landgericht Augsburg am Freitag einen 50-Jährigen wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

"Wir sind erleichtert", sagte anschließend eine der drei Töchter der Frau. Die Familie könne mit dem Urteil leben, auch wenn das Motiv für die Gewalttat nach wie vor unklar sei. Die Verteidiger des Angeklagten kündigten hingegen eine Revision beim Bundesgerichtshof an. Sie hatten Freispruch verlangt, weil die Indizien für eine Verurteilung ihrer Ansicht nach nicht ausreichen.

Die Strafkammer betonte hingegen, dass der Mann insbesondere wegen neuer DNA-Spuren überführt sei. Die Augsburger Kriminalpolizei hatte sich vor wenigen Jahren den "Cold Case" aus den 1990er Jahren noch einmal vorgenommen und mit modernen Analysemethoden den genetischen Fingerabdruck des Mannes entdeckt.

"Wir sind erleichtert"

Der Deutsche hatte in dem Prozess zu allen Vorwürfen geschwiegen. Bei der Kripo hatte er zuvor ausgesagt, dass er die ermordete Prostituierte nicht gekannt habe. Obwohl er einräumte, ansonsten regelmäßig auf dem Augsburger Straßenstrich Sex gekauft zu haben, wo das Opfer damals seit langer Zeit arbeitete.

Letztlich führte dies zu einem reinen Indizienprozess. In einem solchen Verfahren könne es zwar keine hundertprozentige Sicherheit geben, erklärte die Vorsitzende Richterin Susanne Riedel-Mitterwieser. Eine Sicherheit, die vernünftige Zweifel nicht mehr aufkommen lasse, die reiche aber für eine Verurteilung aus, betonte sie.

Diese Sicherheit sah die Strafkammer insbesondere wegen der DNA-Spuren des Mannes an Kleidungsstücken der Prostituierten wie der Weste, den Socken und den Schuhen. "Man fand Sperma des Angeklagten an der Leggins", betonte die Richterin. Diese Spuren ständen "in eklatantem Widerspruch" zu den Aussagen des Angeklagten bei der Polizei, wonach er nie bei der 36-Jährigen gewesen sei.

Mit Möbelfuß eingeprügelt

Die Frau war damals von dem Freier erwürgt worden. Zudem hatte der Täter mit einem Möbelfuß auf den Kopf der zu diesem Zeitpunkt bereits toten Prostituieren eingeprügelt, wohl um das Opfer auf jeden Fall umzubringen. Nach Angaben eines Zeugen besaß der Angeklagte vor rund 26 Jahren ein solches Holzbein und hatte es in seinem Auto deponiert. Für die Richter ein weiteres wichtiges Indiz.

Die Leiche wurde nach der Tat bei Gessertshausen im Landkreis Augsburg, etwa 15 Kilometer vom Tatort entfernt, an der Bahnlinie Augsburg-Ulm abgelegt. Dort fand ein Jugendlicher bei einem Spaziergang das Mordopfer. Doch in den Monaten nach der Gewalttat konnte die Polizei trotz intensiver Ermittlungen keinen Verdächtigen überführen.

Das Gericht hat sich nun rund vier Monate Zeit gelassen, um die Geschehnisse aus dem Jahr 1993 zu rekonstruieren. Andere Freier der Frau wurden als Zeugen geladen - und nach Angaben der Richterin allesamt als Täter ausgeschlossen. In den 25 Verhandlungstagen rund 120 Zeugen und mehrere Sachverständige gehört.

Letztlich verurteilte die Kammer den 50-Jährigen auch wegen einer Vergewaltigung im Jahr 2017. Zu diesem Vorwurf hatte der Angeklagte ebenfalls in dem Prozess geschwiegen. Das Gericht betrachtete das Opfer, eine Bekannte des Mannes, aber als völlig glaubwürdig.

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