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Lage in den Alpen bleibt ernst

Schon elf Lawinentote in Österreich

  • Veröffentlicht: 15.01.2019
  • 19:16 Uhr
  • dpa
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Blauer Himmel kämpft sich durch die Schneewolken. Aber allenthalben ist noch große Vorsicht geboten.

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In den Alpen ist trotz des Endes des zweiwöchigen Dauer-Schneefalls die Lawinengefahr hoch. "Die Situation bleibt ernst", erklärte der Lawinenwarndienst Salzburg. In vielen Regionen galt die zweithöchste Warnstufe. Im österreichischen Bundesland Kärnten starb ein 24-jähriger Skilehrer aus Tschechien, der zusammen mit seinem Vater auf einer Skitour am Ankogel war, unter einer Lawine. In Ramsau am Dachstein traf eine Schneewalze in der Nacht ein Appartementhaus und ein Hotel. Die 60 Gäste und die Angestellten kamen laut Polizei mit dem Schrecken davon.

Dank der Wetterberuhigung waren viele zeitweise von der Außenwelt abgeschnittene Orte wie Balderschwang in Bayern sowie Lech, Zürs und Sölden in Österreich wieder erreichbar. In Bayern schaufelten Tausende Helfer - darunter 1200 Soldaten der Bundeswehr - Dächer vom Schnee frei und räumten Zufahrtsstraßen. Das Gute ist: Größere Neuschneemengen sind aktuell nicht in Sicht. Am Mittwoch und Donnerstag soll in den Bergen durchaus freundliches Wetter herrschen.

Autos verschoben

"Es war ein Glück, und wir sind froh, dass die Lawine nicht vier Stunden früher abgegangen ist, als alle Gäste beim Abendessen gesessen sind", sagte Heribert Eisl von der Lawinenkommission zum Vorfall in Ramsau. Viele Fenster der Häuser wurden durchschlagen, Schnee drang in die Räume ein. Geparkte Autos wurden durch die Wucht der Lawine verschoben und verschüttet.

Der Dauerschnee in den Alpen hat für die ersten Wetterrekorde des Jahres gesorgt. "Wir haben schon jetzt an sechs Wetterstationen historische Niederschlagsrekorde", sagte Andreas Friedrich, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). In den bayerischen Orten Reit im Winkl, Kiefersfelden, Siegsdorf, Sigmarszell, Mittenwald und Holzkirchen seien die historischen Höchstwerte für Januar bereits jetzt übertroffen. In Kiefersfelden wurde mehr als das Dreifache des vieljährigen Durchschnittswerts an Niederschlägen verzeichnet.

Auch in Österreich wurden Rekorde gebrochen. Wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik mitteilte, fielen in Hochfilzen in Tirol seit dem 1. Januar 451 Zentimeter Neuschnee - ein neuer 15-Tage-Rekord seit dem lokalen Messbeginn im Jahr 1971. In Seefeld fielen in diesem Zeitraum 283 Zentimeter Neuschnee.

"Loch entstanden"

Die Tourismusbranche in Österreich hat zurzeit Einbußen zu verzeichnen. "Die kurzfristigen Buchungen sind in der letzten und in dieser Woche teilweise um die Hälfte zurückgegangen. Da ist schon ein Loch entstanden", sagte Petra Nocker-Schwarzenbacher, Tourismusobfrau der österreichischen Wirtschaftskammer, der dpa. Tourismusbetriebe in Ländern wie Kärnten, in denen es kein Schneechaos gab, hätten davon profitiert. Insgesamt sei die Stimmung aber gut, es gebe in der Branche wegen der starken Schneefälle kein großes Wehleiden. Die Anfragen für Februar, März und April seien spürbar gestiegen.

Die Urlauber hätten in diesen Tagen viele Fragen, sagt Jörn Homburg, Sprecher der Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal in Bayern. "Die Leute fragen, ob wir überhaupt erreichbar sind und ob wir noch genügend zu essen haben." Hungern muss freilich niemand - auch wenn in fünf Landkreisen Bayerns der Katastrophenfall ausgerufen wurde.

Auch am Dienstag waren zunächst mehr als 100 Straßen in Österreich wegen Lawinengefahr gesperrt. Die Behörden gingen aber von einer baldigen merklichen Entspannung der Lage aus. Im Bundesland Salzburg waren am Dienstag laut Landesregierung noch etwa 20 000 Menschen zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten.

Acht Wintersportler tot

In Österreich sind in diesem Winter nach vorläufigen Daten bisher elf Menschen in Lawinen ums Leben gekommen. Das sind für den Zeitraum vom 1. November bis Mitte Januar doppelt so viele wie im langjährigen Durchschnitt, wie das Österreichische Kuratorium für alpine Sicherheit am Dienstag auf Anfrage mitteilte. Allein in Tirol und Vorarlberg starben den Erhebungen des Kuratoriums und der Alpinpolizei zufolge acht Wintersportler unter den Schneemassen. Seit dem 1. November verunglückten in den österreichischen Bergen insgesamt 40 Menschen tödlich.

Unterdessen ist der erneute Versuch, einen von einer Lawine verschütteten Skifahrer in Lech zu finden, zunächst ohne Erfolg geblieben. Wie die Polizei am Dienstag berichtete, war beim Überfliegen des Unglücksorts mit dem Hubschrauber kein Signal aufzufangen. Der vermisste 28-Jährige hatte wie seine drei bereits tot geborgenen Freunde ein Lawinenpiepsgerät dabei. Es bestehe keine realistische Hoffnung, den Vermissten lebend zu finden, hieß es. Die Suche soll an diesem Mittwoch mit einem Großaufgebot von rund 80 Spezialisten von Bergrettung, Bundesheer und Alpinpolizei fortgesetzt werden.

Die vier Freunde aus dem Raum Biberach in Baden-Württemberg waren am Samstag von einer Lawine auf der eigentlich gesperrten Skiroute "Langer Zug" verschüttet worden. Drei Männer im Alter von 32, 36 und 57 Jahren wurden bald danach tot geborgen. Wie die "Schwäbische Zeitung" berichtete, waren drei der vier Freunde erfahrene Skilehrer.

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