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Corona global

Wie ein Virus die Welt verändert

  • Veröffentlicht: 29.05.2020
  • 16:58 Uhr
  • dpa
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© Braulio Jatar/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

Wo bereitet das Coronavirus gerade die größten Probleme? Wo beginnt die Rückkehr in die Normalität? Und welche Hilfen gibt es für die betroffenen Menschen? Ein internationaler Überblick.

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Keine Stadt in Europa ist so schwer betroffen von Corona wie Moskau mit 175 829 amtlichen Fällen. In der größten Stadt des Kontinents gibt es damit fast so viele Infektionen wie in Deutschland insgesamt. Das wäre rund ein Prozent der städtischen Bevölkerung. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin vermutet aber, dass das Ausmaß größer ist - und bietet deshalb massenhaft kostenlose Tests vor allem auf Antikörper an.

RUSSLAND

In Moskau sollen in der weltweit größten Aktion dieser Art bis zu sechs Millionen Bürger auf Corona getestet werden. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Moskau gibt es nach Auswertung der ersten 50 000 Ergebnisse Hinweise darauf, dass 12 Prozent dieser Gruppe Kontakt mit dem Virus hatten und Antikörper ausgebildet haben. Auch in anderen Ländern gibt es solche Tests, aber nicht in dieser Größenordnung. Das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland hat eine repräsentative Untersuchung mit rund 30 000 Menschen für September angekündigt.

Die Antikörper-Tests gelten als nicht immer zuverlässig. Trotzdem erhofft sich etwa die Stadt Moskau Aufschlüsse für den weiteren Kampf gegen die Epidemie. Der russische Medizin-Dienstleister Invitro, der diese Labortests für etwa 1900 Rubel (rund 24 Euro) anbietet, hat sogar bei 16 Prozent der 21 000 Menschen in Moskau, die auf eine zurückliegende Infektion getesteten wurden, Corona-Antikörper festgestellt.

In der Stadt gab es die Tests anfangs auf Einladung der Stadt für ausgewählte Bürger, seit 27. Mai sind sie für alle freiwillig und kostenlos. Bis zu 150 000 Tests am Tag sollen möglich sein. Bürgermeister Sobjanin will anhand der Ergebnisse auch entscheiden, inwieweit nach Wochen strenger Ausgangssperren eine schrittweise Lockerung möglich ist. Von diesem Montag an sollen unter anderem tageweise Spaziergänge unter Maskenzwang erlaubt und auch Geschäfte und einige Dienstleistungsbetriebe wieder geöffnet werden.

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ITALIEN

Täuscht die italienische Corona-Krisenregion Lombardei bei den Fallzahlen, um schneller Lockerungen durchzusetzen? Eine Stiftung wirft dies der Regierung der norditalienischen Region vor. Die Gesundheitsstiftung Gimbe spricht von Verzögerungen bei der Meldung von Zahlen, einer nicht korrekten Schätzung zu Genesenen und generell zu wenig Tests. "Zu viele seltsame Dinge sind passiert", sagte Stiftungspräsident Nino Cartabellotta im Radio. "Es ist, als gebe es die Notwendigkeit, die diagnostizierten Fälle unter einem bestimmten Niveau zu halten." Eigentlich sollen die derzeitigen Reisesperren zwischen den Regionen in Italien am 3. Juni aufgehoben werden. Doch manche fordern, dass die Lombardei als Hotspot der Epidemie weiter auf diese Freizügigkeit verzichten sollte. In der Region mit der Metropole Mailand wurde der erste große Ausbruch am 20. Februar bekannt. Bisher wurden dort rund 89 000 Infektionen und fast 16 000 Tote gemeldet. Insgesamt sind es in Italien etwa 230 000 Infektionen und 33 000 Tote.

USA

Die Vereinigten Staaten haben die traurige Marke von 100 000 Menschen überschritten, die bislang an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben sind - innerhalb von weniger als vier Monaten. Die Größenordnung ist schwer zu greifen: Es ist, als wäre die Bevölkerung einer Stadt wie Cottbus komplett ausgelöscht.

Noch Mitte April hatte Trump in den USA mit insgesamt 60 000 bis 65 000 Toten durch das Virus gerechnet. Doch die Vorhersage entpuppte sich als falsch. Das Virus ließ sich nicht aufhalten, und die Krise ist in den USA keineswegs vorbei. Prognosen sagen voraus, dass die Zahl der Toten bis Anfang August auf 132 000 ansteigen könnte.

Die düstere Corona-Bilanz dürfte für immer einen Schatten auf Trumps Amtszeit werfen - und das kurz bevor er sich im November um eine zweite Amtszeit als US-Präsident bewirbt. Trumps Gegner werfen ihm vor, den Opfern der Pandemie nicht genug Aufmerksamkeit zu schenken. Der Präsident schrieb am Donnerstag in einem Tweet, es sei eine "sehr traurige Wegmarke erreicht", und sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.

In den Stunden danach beschäftigte sich Trump aber vor allem mit einem Frontalangriff auf soziale Medien, die er der Zensur beschuldigt und daher stärker regulieren will. Die Frontfrau der Demokraten - die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi - warf Trump vor, dies sei nur ein Manöver, um von seinen Versäumnissen in der Corona-Krise abzulenken.

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MALAWI

In Malawi sind rund 400 Menschen den Behörden zufolge aus einem Corona-Isolationszentrum ausgebrochen. Die Menschen waren nach ihrer Rückkehr aus dem Nachbarland Mosambik auf Covid-19 getestet worden und mussten auf Anordnung der Regierung in einem Stadion in der Stadt Blantyre auf ihre Ergebnisse warten. Doch die Menschen klagten über schlechte Bedingungen in dem Stadion. "Wir hatten kein Essen, kein Wasser und die Toiletten waren unglaublich unordentlich", hieß es in einem Bericht eines Betroffenen.

Daraufhin brachen am Mittwoch 400 Menschen aus dem Stadion aus, wie der Gesundheitsdirektor für den Bezirk, John Kawalazira, mitteilte. Der Polizei zufolge wird der Vorfall untersucht. Am Donnerstag war das Stadion leer, bis auf verlassene Zelte und einige Polizisten, wie ein dpa-Reporter berichtete. Im südostafrikanischen Malawi, einem der ärmsten Länder der Welt, wurden bislang der panafrikanischen Gesundheitsbehörde zufolge 101 Fälle von Covid-19 bestätigt.

FRANKREICH

Das berühmte Pariser Luxuskaufhaus Galeries Lafayette auf dem Boulevard Haussmann kann wieder seine Pforten öffnen. Am Samstag können Kundinnen und Kunden im Pariser Stammhaus wieder einkaufen, wie eine Sprecherin der Kaufhausgruppe bestätigte. Seit März war das Traditionskaufhaus wegen der Covid-19-Pandemie geschlossen. Das Kaufhaus durfte wie viele andere große Shopping-Center in der französischen Hauptstadt mit Beginn der ersten Lockerungen Mitte Mai zunächst nicht öffnen - ein entsprechendes Dekret ist nun aber aufgehoben worden.

Bereits am Donnerstag hatte das benachbarte Luxuskaufhaus Printemps wieder seine Türen geöffnet. Berichten zufolge standen die Menschen dort bei der Wiederöffnung Schlange. Das Stammhaus der Galeries Lafayette ist besonders für seine Jugendstilarchitektur berühmt - besonders beeindruckend ist die gläserne Kuppel, unter der jedes Jahr an Weihnachten ein riesiger Weihnachtsbaum steht. Die Dachterrasse zieht täglich zahlreiche Besucher an - vor den Luxusboutiquen im Erdgeschoss stehen vor allem Touristen aus Asien Schlange. Ganz so wird es nun allerdings nicht sein - die Touristen bleiben vorerst weg und im Kaufhaus müssen Hygieneregeln beachtet werden.

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Großbritannien

Die Kontaktbeschränkungen in England werden weiter gelockert. Das teilte der britische Premierminister Boris Johnson am Donnerstag mit. Demnach sollen von kommender Woche an wieder Treffen von bis zu sechs Personen in privaten Gärten möglich sein, solange der Mindestabstand von zwei Metern eingehalten wird. Bislang waren nur Treffen von zwei Personen aus unterschiedlichen Haushalten in Parks und anderen öffentlichen Räumen möglich. Auch Läden mit Verkaufsfläche im Freien sollen wieder öffnen dürfen. Zudem werden auch teilweise die Schulen wieder für eine größere Zahl von Kindern geöffnet.

Johnson hatte fünf Bedingungen für weitere Lockerungen genannt. Dazu gehören unter anderem sinkende Zahlen bei Infektionen und bei Todesfällen. Alle Bedingungen seien nun erfüllt, sagte der konservative Regierungschef. "Ich will und werde die Erfolge, die wir gemeinsam erzielt haben, nicht wegwerfen, deshalb sind die Änderungen, die wir vornehmen, beschränkt und vorsichtig", so Johnson. Er hatte Ende März strenge Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erlassen, unter anderem sind alle Geschäfte außer Lebensmittelläden und Apotheken seitdem geschlossen. Eine erste Runde an Lockerungen hatte es bereits Anfang Mai gegeben. Dabei wurde unter anderem Garten-Centern erlaubt, wieder aufzumachen.

Großbritannien hat offiziellen Statistiken zufolge die höchste Zahl an Todesfällen in Europa. Bis Mittwoch starben dort etwa 37 800 Menschen, nachdem sie positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Die Landesteile Schottland, Wales und Nordirland entscheiden selbst über ihre Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie.

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