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Pandemie

Corona-Krisenberatungen vorgezogen

  • Veröffentlicht: 15.01.2021
  • 18:40 Uhr
  • dpa
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Die Corona-Zahlen bleiben hoch und es gibt Sorgen wegen neuer Virusvarianten. Deshalb verabreden sich Kanzlerin und Ministerpräsidenten früher zum nächsten Krisengespräch. Und nun gibt es auch noch Lieferprobleme beim Impfstoff.

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Aus Sorge wegen der kritischen Corona-Lage ziehen Bund und Länder ihre Beratungen über mögliche schärfere Beschränkungen auf nächste Woche vor. Bereits am Dienstag ist dazu nun eine Schaltkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten geplant, wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin sagte. Gleichzeitig gibt es Hiobsbotschaften beim Thema Impfen: Der Konzern Pfizer kann nicht wie versprochen liefern.

Ursprünglich war die nächste Bund-Länder-Beratung erst für den 25. Januar vorgesehen. Auch angesichts einer neuen, wohl ansteckenderen Virus-Variante mehren sich nun aber Forderungen nach zusätzlichen Maßnahmen - ein bereits verschärfter Lockdown ist vorerst bis 31. Januar vorgesehen. Seibert sagte, die Zahl der Neuinfektionen sei weiterhin viel zu hoch und verwies zudem auf eine Virus-Mutation, die in Irland und Großbritannien zu einem extremen Anstieg der Fälle geführt habe.

Nötig sei, noch mehr zu tun, um Kontakte zu reduzieren. Auch im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) mit Bussen und Bahnen gehe es darum, Wege zu finden, wie Kontakte unter Fahrgästen ausgedünnt werden könnten. Dies heiße aber nicht, den ÖPNV einzustellen, betonte der Regierungssprecher. Zielmarke bleibe, in Deutschland zu einem Niveau von weniger als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen zu kommen, bekräftigte Seibert. Zu konkreten möglichen Verschärfungen der Corona-Maßnahmen äußerte sich der Sprecher nicht.

Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), sagte der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf das Thema Homeoffice, er sehe bei Unternehmen noch Spielraum. Sie sollten in der aktuell angespannten Lage begründen müssen, warum Mitarbeiter noch vor Ort und in Präsenz arbeiten müssten, wenn andere Möglichkeiten vorhanden seien. Ein weiterer Baustein sollten mehr Schnelltests und Selbsttests sein. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief bei einem gemeinsamen Auftritt mit Spitzenvertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu mehr Arbeit im Homeoffice auf.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sprach sich dafür aus, Kontaktbeschränkungen für zwei bis drei Wochen drastisch zu verschärfen. Man habe die Erfahrung machen müssen: "Reduzierung von Inzidenz geht nur mit ganz hartem Lockdown". Der bisherige "softe Lockdown mit offenen Schulen, Kindergärten, mit offenen Einkaufsmöglichkeiten bringt nichts. Deswegen: Hart und konsequent."

Lieferengpässe bei Pfizer

Bundesweit liegt die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen nun bei 146, wie das bundeseigene Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag bekannt gab. Der Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 verzeichnet worden. Bundesweit meldeten die Gesundheitsämter 22 368 neue Infektionen in 24 Stunden. Damit überstieg die Zahl der seit Beginn der Pandemie bekanntgewordenen Fälle die Marke von zwei Millionen. Außerdem wurden nun 1113 neue Todesfälle binnen eines Tages gemeldet.

Schlechte Nachrichten gab es am Freitag unterdessen im Zusammenhang mit der großen Corona-Impfaktion, die seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag läuft. Nach Angaben aus mehreren EU-Ländern kann der Pharmakonzern Pfizer in den kommenden drei bis vier Wochen nicht die bereits zugesagte Menge an Corona-Impfstoff liefern. Pfizer bestätigte, dass es «in naher Zukunft zu Schwankungen bei Bestellungen und Versandplänen» kommen könne.

Grund für die Lieferprobleme sind laut Bundesgesundheitsministerium Umbauten im Pfizer-Werk im belgischen Puurs, aus dem alle Länder der Welt, außer den USA beliefert würden. Es geht demnach um eine Erhöhung der Produktionskapazitäten. Wie der Konzern mitteilte, würden die Änderungen in der Fabrik Ende Februar und im März zu einer signifikant höheren Anzahl an Impfdosen führen.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und seine Länderkollegen berieten nach Ministeriumsangaben am Nachmittag kurzfristig in einer Schaltkonferenz über die Lage. Man nehme diese sehr kurzfristige wie unerwartete Mitteilung der EU-Kommission und von Pfizer mit Bedauern zur Kenntnis, hieß es. Bund und Länder erwarteten, dass die Kommission in den Verhandlungen mit Pfizer schnellstmöglich Klarheit und Sicherheit für die weiteren Lieferungen und Lieferdaten schaffe.

"Wir werden sehen, was wir auf unserer Ebene tun können", sagte ein EU-Kommissionssprecher am Freitag. Pfizer und der Mainzer Partner Biontech hatten als erste eine europäische Impfstoffzulassung erhalten. Inzwischen ist auch das Vakzin des US-Herstellers Moderna zugelassen.

Wie groß die Mengen an Impfstoff sind, die in den kommenden vier Wochen nun nicht zur Verfügung stehen, blieb für Deutschland zunächst unklar. Die für Montag vorgesehene wöchentliche Lieferung erfolge aber wie geplant, hieß es vom Gesundheitsministerium. Pfizer will nach Angaben von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen seine Lieferzusagen für das ersten Quartal insgesamt einhalten. Das habe ihr der Unternehmenschef bei einem Anruf versichert, sagte sie am Freitag bei einem Besuch in Lissabon.

"Die vorübergehende Reduzierung betrifft alle europäischen Länder", teilte das norwegische Gesundheitsinstitut FHI mit. Dort wird in der nächsten Kalenderwoche mit nur rund 36 000 statt wie ursprünglich knapp 44 000 Pfizer-Impfdosen gerechnet. Aus Schweden hieß es, dass mit rund 15 Prozent weniger Impfdosen gerechnet werde.

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