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Rohingya in "akuter Not"

Mob attackiert Hilfslieferung

  • Veröffentlicht: 21.09.2017
  • 18:16 Uhr
  • dpa
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© Dar Yasin/AP/dpa

Sie brauchen dringend Hilfe - bei der Versorgung der Rohingya-Flüchtlinge und anderer Vertriebener gibt es aber Probleme. Ein Mob hält in Myanmar ein Boot auf, in Bangladesch verunglückt ein Laster.

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Ein wütender Mob hat in Myanmars Unruheregion Rakhine eine Hilfslieferung des Roten Kreuzes mit Gewalt zu verhindern versucht. Aus einer Gruppe mehrerer Hundert Randalierer heraus seien Steine und Molotow-Cocktails geworfen und einige Polizisten verletzt worden, teilte die Regierung am Donnerstag mit. Die Beamten hätten ein Boot der Organisation mit Hilfsgütern für Binnenvertriebene beschützt. Auch in Bangladesch benötigten Rohinga-Flüchtlinge dringend Hilfe, mahnte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Diese seien in «akuter Not».

Der Vorfall in Myanmar passierte den Angaben zufolge, als das Boot mit Solarpaneelen, Kleidung, Moskitonetzen, Decken und Hygieneartikeln am späten Mittwochabend (Ortszeit) in Rakhines Hauptstadt Sittwe ablegte. Den Polizisten sei es schließlich gelungen, den Mob aufzulösen. Medienberichten zufolge waren die aufgebrachten Menschen Buddhisten, die Hilfe für die Rohingya verhindern wollten. Helfer wurden nicht verletzt, wie die Asien-Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Graziella Leite Piccoli, mitteilte.

Hilfsorganisationen klagen 

Das Rote Kreuz arbeitet mit Myanmars Regierung zusammen, um Hilfsgüter im Norden des Bundesstaates Rakhine, dem Schauplatz der Gewalt gegen die Rohingya, zu verteilen. Hilfsorganisationen haben immer wieder beklagt, dass sie keinen Zugang zu den Opfern in den dortigen Dörfern hätten.

Seit dem 25. August flohen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 420.000 Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya aus Rakhine in das überwiegend muslimische Nachbarland Bangladesch. Berichten zufolge brannten Myanmars Armee und Selbstjustiz-Mobs Dörfer nieder und schossen auf fliehende Menschen, nachdem Rohingya-Rebellen Polizei- und Militärposten angegriffen hatten. Die Armee sprach von einer «Räumungsoperation» gegen Terroristen. Bereits vor der aktuellen Massenflucht lebten rund 400 000 Mitglieder der staatenlosen Minderheit in Bangladesch.

Eine halbe Million Flüchtlinge in einem Lager

Die zwei dort bereits vorhandenen Lager seien zusammengewachsen und bildeten mit knapp 500.000 Bewohnern nun eines der größten Flüchtlingslager der Welt, teilte Ärzte ohne Grenzen am Donnerstag mit. Es gebe für die Menschen nicht genug Unterkünfte, Nahrung, sauberes Wasser und Latrinen. «Die Flüchtlinge sind komplett auf humanitäre Hilfe angewiesen, doch wegen fehlender Straßen sind die bedürftigsten Menschen kaum zu erreichen.» Einige Menschen stünden kurz vor dem Tod durch Dehydrierung, hieß es. Es bestehe ein sehr hohes Risiko für den Ausbruch von Infektionskrankheiten.

Viele Flüchtlinge schlafen bei Monsunregen mangels Unterkünften im Freien. Mitte August stand ein Drittel der Fläche von Bangladesch unter Wasser, und noch ist die Monsunzeit nicht vorbei - sie dauert dort in der Regel von Juni bis Oktober. Nach Angaben von Unicef sind etwa 60 Prozent der Flüchtlinge Kinder.

Tote und Verletzte

Mindestens neun Menschen kamen am Donnerstag ums Leben, als ein Lastwagen des Roten Halbmondes mit Hilfsgütern für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch in einen Graben stürzte und Helfer unter sich begrub. Bei den Opfern handelte es nach Angaben eines örtlichen Sprechers der Hilfsorganisation um Tagelöhner, die die Hilfsgüter verteilen sollten. Weitere sechs Menschen mussten in einem Krankenhaus behandelt werden.

Die Flüchtlinge sind fast alle im südbangladeschischen Bezirk Cox's Bazar, und die Regierung verbot ihnen kürzlich, in andere Orte zu reisen oder in Privathäusern unterzukommen. Nun soll dort bald auf gut 800 Hektar eine Sperrzone entstehen, in der sich nur registrierte Flüchtlinge aufhalten dürfen, wie der Verwaltungschef des Bezirks, Ali Hossain, sagte. Dort würden die Migranten versorgt. Unbefugte hätten aus Sicherheitsgründen keinen Zutritt.

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