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Gegenmaßnahmen

Russland will britische Diplomaten ausweisen

  • Veröffentlicht: 15.03.2018
  • 13:05 Uhr
  • dpa
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Die diplomatische Krise zwischen Großbritannien und Russland verschärft sich weiter.

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Wie du mir so ich dir: Im Streit zwischen London und Moskau um den Gift-Anschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal schlägt Russland jetzt zurück. Britische Diplomaten würden "sehr bald" des Landes verwiesen, zitierte die Nachrichtenagentur RIA den russischen Außenminister Sergej Lawrow (67) am Donnerstag. Die endgültige Entscheidung werde Präsident Wladimir Putin treffen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Die britische Regierung hatte am Mittwoch unter anderem angeordnet, dass 23 russische Diplomaten das Land binnen einer Woche verlassen müssen. Sie verdächtigt Russland, am Giftanschlag auf Skripal und dessen Tochter beteiligt gewesen zu sein. Russland weist dies zurück.

Das britische Verteidigungsministerium kündigte an, Tausende Soldaten gegen Anthrax impfen zu lassen. Die Erreger von Anthrax (Milzbrand) gelten als potenzielle Biowaffen. Zudem wird London ein hochmodernes Zentrum zur Verteidigung gegen Chemiewaffen errichten. Hierfür werden 48 Millionen Pfund (etwa 54 Millionen Euro) bereitgestellt.

"Wenn wir an der Bedrohung für unsere Bevölkerung durch Russland zweifeln, dann müssen wir nur auf das schockierende Beispiel der rücksichtslosen Attacke in Salisbury schauen, sagte Verteidigungsminister Gavin Williamson einem Redetext zufolge. Das Zentrum zur Verteidigung gegen Chemiewaffen wird auf dem Forschungsgelände Porton Down in der südenglischen Grafschaft Wiltshire entstehen. Auf dem Areal wird auch militärisch geforscht.

In der Nähe liegt die Stadt Salisbury, in der der Anschlag auf Skripal und dessen Tochter verübt worden war. Beide befinden sich weiterhin in einem kritischen Zustand. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des Nervengifts Nowitschok, das in der früheren Sowjetunion entwickelt worden war. Daher glaubt London, dass Moskau hinter dem Attentat steckt.

"Wir nehmen das sehr, sehr ernst"

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen forderte Moskau auf, zur Aufklärung beizutragen. "Wir nehmen das sehr, sehr ernst", sagte sie im ZDF-"Morgenmagazin". Die Ministerin zog eine Verbindung zum Engagement Russlands im Syrien-Krieg an der Seite des Präsidenten Baschar al-Assad: "Wir sehen, wie der Verbündete Assad Giftgas einsetzt. Russland ist der Verbündete von Assad. Deshalb ist es für Russland entscheidend aufzuklären, was dort geschehen ist."

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sprach sich dafür aus, russisches Geld in Europa unter die Lupe zu nehmen. In London und anderen europäischen Großstädten sei "dubioses Großkapital russischer Herkunft mit leichten Möglichkeiten der Geldwäsche unübersehbar", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Hier sollte Großbritannien, aber auch die Europäer ihre bisherige Politik der Offenheit korrigieren."

Im UN-Sicherheitsrat in New York hatten sich Großbritannien und Russland bei einer Sondersitzung am Mittwoch einen Schlagabtausch geliefert. Premierministerin Theresa May sorge für eine "hysterische Atmosphäre", sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja. London werde sich nicht von Moskaus "Leugnungen, Ablenkungen und Drohungen" beirren lassen, so der britische UN-Botschafter Jonathan Allen.

Auch Frankreich hält Russland für den Giftanschlag auf Skripal verantwortlich. Paris teile Londons Befund, dass es keine andere plausible Erklärung gebe, teilte der Élyséepalast nach einem erneuten Telefongespräch des Staatspräsidenten Emmanuel Macron mit May mit.

Für Sanktionen gegen die Eliten in ihrem Land sprach sich die russische Präsidentschaftskandidatin Xenia Sobtschak aus. "Sollte Moskau hinter dem Nervengift-Anschlag stecken, sind neue Sanktionen des Westens unausweichlich", sagte die russische TV-Ikone der "Bild"-Zeitung (Donnerstag). Auch Konzerne wie die Energieriesen Rosneft oder Gazprom müssten ins Visier genommen werden. Sobtschak ist die einzige Frau bei der Wahl an diesem Sonntag. Ihre Bewerbung gilt als chancenlos; Umfragen zufolge ist Wladimir Putins Sieg sicher.

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