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DEB-Team greift nach Gold

Eishockey-Olympia-Wunder geht weiter

  • Veröffentlicht: 23.02.2018
  • 15:46 Uhr
  • dpa
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Der Wahnsinn nimmt kein Ende. Die deutschen Eishockey-Stars besiegen überraschend Olympiasieger Kanada und stehen sensationell im Finale. 

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Unfassbar, unbeschreiblich, einfach sensationell: Deutschlands Eishockey-Wunderteam greift tatsächlich nach Olympia-Gold. Mit einem nie für möglich gehaltenen Coup beim 4:3 (1:0, 3:1, 0:2) gegen Rekord-Olympiasieger Kanada hat das Team von Bundestrainer Marco Sturm bereits Silber sicher und den größten Erfolg in der Geschichte des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB) perfekt gemacht. Das "Wunder von Innsbruck" beim Bronze-Gewinn 1976 ist bereits getoppt, jetzt kann der vor dem Turnier große Außenseiter am Sonntag (05.10 Uhr MEZ/ZDF und Eurosport) gegen die Olympischen Athleten aus Russland (OAR) endgültig deutsche Sportgeschichte schreiben.

Den historischen Erfolg von Pyeongchang gegen den 26-maligen Weltmeister schossen in einem mitreißenden Match Brooks Macek (15. Minute), Matthias Plachta (24.), Frank Mauer (27.) und Patrick Hager (33.) heraus. Nie zuvor hatte Deutschland gegen das Mutterland des Eishockeys bei Winterspielen gewonnen - und zitterte nach einer zwischenzeitlich klaren 4:1-Führung bis zum Schluss.

Der neunmalige Olympiasieger kam gegen ein leidenschaftliches deutsches Team zu Toren durch Gilbert Brule (29.), Mat Robinson (43.) und Derek Roy (50.) und sorgte im Schlussdrittel für Spannung. Kanada spielt nun am Samstag gegen Tschechien lediglich um Bronze.

Zudem erwiesen sich die Kanadier als schlechte Verlierer. Mit einem üblen Check gegen den Kopf von David Wolf leistete sich Brule eine ganz hässliche Szene und musste nur vier Minuten nach seinem Tor zu Recht vom Eis. Mannheims Stürmer Wolf blieb minutenlang regungslos auf dem Eis liegen, rappelte sich dann immerhin auf, um gestützt in die Kabine zu fahren. Im Schlussdrittel kam der Mannheimer sogar zurück aufs Eis.

Als die deutschen Spieler sich im Laufe der Partie geradezu in einen Rausch spielten und kaum für möglich gehaltene Kunsttore schossen, trauten nicht nur die gut 7000 Zuschauer, darunter etliche deutsche Sportgrößen, ihren Augen nicht. Auch Kanadas Coach Willie Desjardins schüttelte ungläubig den Kopf, nachdem Münchens Mauer in NHL-Manier den Puck ins Netz trickste. Mit jedem Gegentor wurden die Mienen beim großen Favoriten immer finsterer.

Auch Kanadas Torhüter Kevin Poulin wusste nicht, wie im geschah, als ihm die Pucks regelrecht um die Ohren flogen. Der Torhüter aus der osteuropäischen KHL hatte zuvor noch kein Tor im Turnier kassiert. Mit einem Penalty konnte ihn Dominik Kahun nach dem zweiten Gegentor zu Beginn des Schlussdrittels allerdings nicht überwinden.

Mehr Herz

"Kanada ist besser bestückt als wir, aber wir haben das größere Herz", hatte Sturm vor dem Spiel gesagt und eindrucksvoll Recht behalten. Wegen des Olympia-Boykotts der NHL fehlen nicht nur dem Favoriten viele Stars, auch die besten deutschen Spieler sind in Südkorea nicht dabei. Mit dem nur aus DEL-Spielern bestehenden Kader hatte kein Experte vor dem Turnier, geschweige denn vor dem Match gegen Kanada, gerechnet.

Schon mit dem sensationellen Viertelfinal-Sieg gegen Weltmeister Schweden hatte Deutschland acht Jahre nach dem WM-Halbfinale in Köln gegen Russland (1:2) sowohl in Pyeongchang als auch in der Heimat für eine neue Euphorie gesorgt. Für das erste olympische Halbfinale überhaupt hatte sich der DEB vor Karten-Anfragen aus dem deutschen Team kaum retten können. "Die Nachfrage ist riesig. Ich musste beim Weltverband IIHF noch einmal Karten nachbestellen", sagte DEB-Präsident Franz Reindl der Deutschen Presse-Agentur.

Im Gangneung Hockey Centre fieberten unter unter anderem die Olympiasiegerinnen Claudia Pechstein und Maria Höfl-Riesch sowie der DOSB-Vorstand mit. Die Bronze-Gewinner von 1976 drückten daheim in Deutschland die Daumen. "Es ist Zeit, dass neue Helden geboren werden", hatte der ehemalige DEB-Kapitän Alois Schloder vor dem Spiel der Deutschen Presse-Agentur gesagt und der damalige Stürmerstar Erich Kühnhackl sagte im Interview der "Abendzeitung" (Freitag): "Auf jeden Fall sind die Jungs würdige Erben, sie sind wahre und würdige Erben von 1976."

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