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Fritz Keller gewählt

Neuer DFB-Chef will Generalinventur - Fußball als "Lagerfeuer"

  • Veröffentlicht: 27.09.2019
  • 13:03 Uhr
  • dpa
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Der DFB hat einen neuen Chef. Wie erwartet wurde Fritz Keller einstimmig um Präsidenten gekürt. Der 62-Jährige soll den Fußball-Verband nach vielen Skandalen in eine bessere Zukunft führen. Reinhard Rauball spricht von einer «Herkulesaufgabe» für den Winzer.

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Mit einem riesigen weißen Blumenstrauß in der Hand stand Fritz Keller auf dem Präsidiumspodium und suchte erstmal seinen neuen Sitzplatz. "Wo muss ich denn hin?", fragte der neue DFB-Präsident und erntete dafür viele freundliche Lacher aus dem Plenum. Überhaupt nicht orientierungslos hatte sich der 62-Jährige in seiner Rede vor den 257 Delegierten gezeigt, die ihn dann am Freitag in Frankfurt einstimmig zum neuen starken Mann des seit Jahren kriselnden Verbandes kürten.

Als Sofortmaßnahme kündigte Keller eine externe Generalinventur aller DFB-Bereiche an, der sportlichen wie der wirtschaftlichen. "So können wir Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückgewinnen", sagte Keller. Er wird Nachfolger von Reinhard Grindel an, der im April nach mehreren Ungereimtheiten zurückgetreten war. Seine Funktion als Club-Chef des Bundesligisten SC Freiburg gibt er für den neuen Posten auf. "Der DFB muss ein seriöser Anwalt, Dienstleister und Lobbyist sein", sagte Keller. "Wir sind eine Integrationsmaschine, das letzte Lagerfeuer der Gesellschaft", betonte der mehrfach prämierte Winzer.

"Ich werde reingrätschen"

Souverän und entspannt präsentierte sich Keller den Delegierten, parlierte in seiner Rede dabei unter anderem in fließendem Französisch. Seine neue Aufgabe stellte er unter dem Motto "Nur gemeinsam geht's" in einem Fußballbildnis vor. "Ich würde gerne als Spielertrainer beginnen, mich dann als Zehner einwechseln und als Trainer dabei bleiben", sagte Keller. Statisch an der Mittellinie im klassischen DFB-Konfliktfeld zwischen Amateur- und Profivertretern wolle er nicht stehen. "Bewegen muss ich mich schon", sagte er. "Ich werde reingrätschen, wenn es was zum Reingrätschen gibt."

Die Verantwortung für sieben Millionen Mitglieder mache ihn "schwindlig", gestand Keller und kündigte mehrere gesellschaftliche Initiativen in den Feldern Gleichberechtigung, Umweltschutz und Integration an. Die sportliche Krise der Nationalmannschaft biete auch eine "Chance für die Zukunft".

Keller wird durch die DFB-Strukturreform im Gegensatz zu seinen Vorgängern keine Richtlinienkompetenzen für die Verbandspolitik mehr haben. Der mit zehn Gegenstimmen wiedergewählte Vizechef Rainer Koch bezeichnete ihn dennoch als starken Präsidenten. "Fritz Keller ist ohne jeden Zweifel eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit allen Qualitäten. Er lebt die Werte des Fußballs."

Sein Weg wird kein leichter sein

Koch und sein aus dem DFB-Präsidium nach zwölf Jahren ausscheidender Interimsführungskollege Reinhard Rauball konstatierten einen erheblichen Vertrauensverlust für den DFB durch die Wirren und Skandale der vergangenen Jahre. "Verlorenes Vertrauen muss zurückgewonnen werden, auch wenn der Weg ein mühsamer sein wird", sagte Rauball. Keller stehe vor einer "Herkulesaufgabe", für die er die Unterstützung der Amateurverbände und der Proficlubs verdiene. Zum Nachfolger von Rauball als 1. Vizepräsident aus dem DFL-Lager wurde der Schalker Peter Peters gekürt.

Auch vier Jahre nach Aufdeckung der Sommermärchen-Affäre wird der DFB weiter von den Folgen des Skandals belastet. Schatzmeister Stephan Osnabrügge berichtete von Steuerrückzahlungen in Höhe von 22,579 Millionen Euro im Jahr 2017 aufgrund der Aberkennung der Gemeinnützigkeit für das WM-Jahr 2006. Zudem seien mehr als sieben Millionen Euro für Rechtsberatungskosten angefallen. Die künftige Ausgliederung aller Wirtschaftsbereiche in eine GmbH sei kein Selbstzweck. "Sie ist zur Erhaltung der Gemeinnützigkeit alternativlos", sagte Osnabrügge.

Keller war von einer sechsköpfigen Findungskommission um die Interimspräsidenten Koch und Rauball für das Amt auserkoren worden. An diesem Prozess hatte es Kritik gegeben, da andere Kandidaten praktisch aussichtslos waren. Die Düsseldorfer Amateurfunktionärin Ute Groth, die eine Alternativbewerbung geplant hatte, war letztlich nicht nominiert worden. Beim Bundestag in Frankfurt war sie als Gast im Plenum.

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