Seit letztem Jahr erlaubt
Cannabis ist legal: Wie Thailand zum Kifferparadies wurde
- Aktualisiert: 15.05.2023
- 17:18 Uhr
- Anne Funk
Cannabis in Deutschland legalisieren - eine offenbar endlose Diskussion. In Thailand wurden dagegen Tatsachen geschaffen, seit Juni darf es legal verkauft werden. Die Folge: Das asiatische Land ist zum Mekka für Gras-Fans geworden.
Das Wichtigste in Kürze
Seit Juni 2022 darf Cannabis in Thailand legal verkauft werden.
Um die Produktion anzukurbeln, verschenkte die Regierung sogar eine Million Hanfpflanzen.
Für Touristen wurde ein spezieller Leitfaden herausgegeben, um die Regeln des legalen Konsums zu erklären.
Während in Deutschland noch über die Legalisierung diskutiert wird, ist Cannabis in anderen Ländern bereits frei verkäuflich. Es ist zwar noch nicht lange her, da drohte jedem, der in Thailand an einem Joint zog, eine Gefängnisstrafe - doch das ist nun Vergangenheit. Im vergangenen Juni legalisierte die Regierung überraschend Cannabis - und Thailand wurde zum Mekka für Marihuana-Fans aus aller Welt. Es ist damit das erste Land in Asien, in dem es verkauft werden darf, in anderen Staaten wie Malaysia, Indonesien oder Singapur kann der Gras-Besitz noch immer zu einer Haft- oder sogar Todesstrafe führen.
Doch ein entsprechendes Gesetz wurde bisher vom Parlament noch immer nicht beschlossen, Regeln, was genau erlaubt ist und was nicht, werden immer wieder angepasst. Besonders für Touristen kann es da kompliziert werden. Also hat das Gesundheitsministerium nun einen Leitfaden herausgegeben: "Zehn Dinge, die Touristen über Cannabis in Thailand wissen müssen". In den einzelnen Provinzen wurden die Tourismus-Büros angewiesen, den Guide zu verteilen, damit Urlauber sich in der Szene zurecht finden und wissen, was illegal bleibt und was erlaubt ist.
Leitfaden erklärt, was erlaubt ist
So dürfen Cannabis-Produkte nicht von Personen unter 20 Jahren konsumiert werden, auch schwangeren oder stillenden Frauen sind die Produkte verboten. Es sei denn, sie werden von medizinischem Fachpersonal betreut. Weiter ist der Transport von Cannabissamen oder Teilen der Pflanze nach oder aus Thailand zum persönlichen Gebrauch nicht gestattet. Kurz zusammengefasst: "Solange das Marihuana im Land bleibt, können die Kunden aber im Grunde so viel davon kaufen, wie sie mögen", erklärt der Inhaber eines Geschäftes für Cannabis-Produkte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Rauchen dürfen die Kund:innen das Gras allerdings nicht, wo sie wollen. "Cannabis in öffentlichen Räumen, darunter Schulen und Einkaufszentren, ist verboten", heißt es in dem Touristen-Guide. Einige Ladenbesitzer:innen haben deswegen in der Nähe ihres Geschäfts extra Raucherecken eingerichtet. Wer Cannabis konsumiert hat, dem ist nur empfohlen, sich anschließend nicht an das Steuer eines Fahrzeuges zu setzen, so der Rat unter Punkt 9 des Leitfadens.
Cannabis soll die Wirtschaft ankurbeln
Verantwortlich für die Entkriminalisierung ist Thailands Minister für öffentliche Gesundheit, Anutin Charnvirakul. Um der durch die Corona-Pandemie geschwächten Wirtschaft des Landes zu helfen und die Produktion anzukurbeln, hatte die Regierung sogar eine Million Hanfpflanzen an Privathaushalte verschenkt. Denn wie aus dem Tourismus-Leitfaden unter Punkt 2 zu lesen ist, darf Cannabis nun legal angebaut werden - vorausgesetzt, man registriert sich dafür bei der Regierung.
Im vergangenen halben Jahr eröffneten immer mehr Cannabis-Läden in Thailand. "Die gegenwärtige Gesetzeslage hilft dem Tourismus, der sich nach der Corona-Pandemie nur langsam erholt", erklärt ein deutscher Auswanderer der dpa. Durch die plötzliche Öffnung sehe man, wie einzigartig Thailand sei. "In Europa wird seit Jahrzehnten über Cannabis debattiert, während sich hier die Gesetzeslage über Nacht ändern kann - in diesem Fall im positiven Sinne."
Ein Gesetz fehlt noch immer
Freigegeben wurde Cannabis offiziell zwar nur für den medizinischen und industriellen Gebrauch, da es aber von der Liste illegaler Drogen gestrichen wurde, ist auch der Freizeitkonsum legal. Auch wenn die Legalisierung noch nicht im Parlament verankert ist, kann man wohl davon ausgehen, dass es nicht wieder zu einem Verbot kommen wird.
Die wirtschaftlichen Vorteile seien zu groß, erklären vor allem die Besitzer:innen von Cannabis-Shops. Obendrein sei es realitätsfern, die Zeit zurückzudrehen, schrieb die "Bangkok Post" kürzlich in einem Leitartikel. Doch: "Der Konsum von Cannabis muss nur richtig reguliert werden – insbesondere um zu verhindern, dass es in die falschen Hände gerät."
- Verwendete Quellen:
- Nachrichteagentur dpa