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Unionskampf um Kandidatur

Will er wieder oder nicht? Söders Kanzler-Koketterie - eine Chronologie

  • Aktualisiert: 09.04.2024
  • 15:39 Uhr
  • Lena Glöckner
Der derzeit aussichtsreichste Kandidat auf die Kanzlerkandidatur der Union (links) und Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern.
Der derzeit aussichtsreichste Kandidat auf die Kanzlerkandidatur der Union (links) und Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern.© Michael Kappeler/dpa

Für viele in der Union ist die K-Frage bereits entschieden - Friedrich Merz soll 2025 antreten. Doch bis zur offiziellen Kür im September werden noch einige Monate ins Land ziehen - und Politiker ihren Hut in den Ring werfen. Auch der bayerische Ministerpräsident?

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Im Herbst 2025 findet die nächste Bundestagswahl statt. Stand heute ist offen, wer für die Union kandidieren soll - die Kür des Spitzenkandidaten soll erst nach den Wahlen in Ostdeutschland im September stattfinden. Ambitionen werden dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz nachgesagt, aber auch der Name von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst fällt immer wieder. Einer hat sich schon vor zwei Jahren aus dem Rennen genommen - Bayerns Ministerpräsident. Aber hat er das wirklich?

Vor der Bundestagswahl 2021 hatte der Machtkampf zwischen CSU-Chef Markus Söder und dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet um die Kanzlerkandidatur fast zum Bruch der Union geführt - und letztlich auch mit dazu, dass mit Olaf Scholz ein Sozialdemokrat Kanzler und eine rot-grün-gelbe Regierung an der Macht ist. Heute ist Armin Laschet einfacher Bundestagsabgeordneter und Söder weiterhin bayerischer Ministerpräsident. Dort sei auch sein Platz, bekräftigt er fortlaufend, die "Geschichte Bund" erledigt. Doch so rigoros wie einst ist er in seiner Wortwahl seit Anfang des Jahres nicht mehr. Eine Chronologie.

"Das Andere ist vorbei"

7. Juni 2022: Hier schloss CSU-Chef Markus Söder ein neuerliches Bemühen um die Kanzlerkandidatur der Union erstmals nach der Bundestagswahl 2021 aus. "Meine gesamte Kraft widme ich ausschließlich Bayern - das gilt nicht nur für die Zeit bis zur Landtagswahl, sondern auch danach", sagte Söder der "Passauer Neuen Presse". "Das Andere ist vorbei." Die "großen CSUler" hätten in ihrem Leben einmal die Möglichkeit gehabt, Kanzler zu werden, so Söder. Das sei bei den früheren Parteichefs Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber "und in etwas abgeschwächter Form vielleicht auch bei mir" so gewesen. "Aber die Sache ist vorbei", sagte der bayerische Ministerpräsident.

10. Juli 2022: Auch im ARD-Sommerinterview betonte der bayerische Ministerpräsident, seine Aufgabe sei es jetzt, in Bayern ordentlich zu arbeiten. Der Blick in die Geschichte zeige zudem, dass es noch nie für einen Bayern ins Kanzleramt gereicht habe - und normalerweise hätten in der Vergangenheit immer alle nur eine Chance gehabt. "Da gibt es so viele andere. Ich weiß, dass Daniel Günther sich das sicher überlegt, Hendrik Wüst und viele andere", sagte Söder über die Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. "Da gibt es so tolle Leute - die CSU kommt da sowieso nicht mehr infrage."

27. Februar 2023: Im Münchner Presseclub bekräftigte der Ministerpräsident wieder, alle Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur endgültig aufgegeben zu haben. "Die Geschichte Bund", so Söder, sei für ihn erledigt. "Das Kapitel ist in jeder Beziehung abgeschlossen." Die CDU hat nach seiner Darstellung ausreichend Personal, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Dass er im Moment populärer sei als CDU-Chef Friedrich Merz, spielte nach Aussage Söders keine Rolle. Popularität, so sagte er, sei "ein flüchtiges Gut".

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"Ich stehe da nicht zur Verfügung"

3. Mai 2023: Bei Markus Lanz sagte Bayerns Ministerpräsident erneut, dass er definitiv nicht Unions-Kanzlerkandidat zur Bundestagswahl werde. In der ZDF-Sendung gab Söder zu verstehen: "Für mich ist das Thema erledigt." Seine Lebensaufgabe sei Bayern.

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Auf die Frage, ob er das Angebot zur Kanzlerkandidatur auch dann ablehnen würde, wenn es denn käme, sagte Söder: "Mal abgesehen davon, dass es nicht kommt: Ich stehe da nicht zur Verfügung." Aus heutiger Sicht habe CDU-Chef Friedrich Merz, der auch Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag ist, die besten Chancen, sagte Söder mit Blick auf eine Kandidatur. "Wir arbeiten wirklich sehr, sehr gut zusammen. Das ist ein sehr gutes Miteinander."

6. Mai 2023: Beim Parteitag in Nürnberg sagte Söder dann wieder, er wolle sich mit aller Kraft für Bayern einsetzen. Denn: "Hier gehöre ich her. Einmal Berlin reicht. Meine Lebensaufgabe ist Bayern."

Merz "sicher der Favorit"

5. Dezember 2023: Im Gespräch mit dem Magazin "Stern" formulierte Söder Kriterien für den nächsten Kanzlerkandidaten der Union. "Es ist wie beim Elfmeterschießen: Wem kann man den letzten Elfmeter anvertrauen? Das ist das Holz, aus dem Politiker geschnitzt sein müssen – egal ob sie Ministerpräsident sind oder Kanzler werden wollen", sagte der bayerische Ministerpräsident. "Die Kernfrage bei der Kanzlerkandidatur lautet: Wer kann die Stimmen der Union am stärksten bündeln? Danach muss die CDU sich entscheiden", so Söder. "Wir treten hier nicht für einen Ferienjob an. Sondern es geht darum, Deutschland fit zu machen."

Zeitgleich dementierte er wieder einmal das eigene Interesse an einer Kanzlerkandidatur. Im Falle einer vorgezogenen Neuwahl sei Friedrich Merz "sicher der Favorit". Eine Option als Kanzlerkandidat biete sich einem CSU-Vorsitzenden höchstens einmal im Leben. Die Zusammenarbeit mit Merz bezeichnete Söder als "wirklich sehr gut".

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"Derzeitige" Favoritenrolle ist bei Friedrich Merz

7. Januar 2024: Anfang des Jahres dann erstmals wieder ein subtiler Umschwung. Bei der Klausurtagung im Kloster Seeon sagte Söder, nachdem er zusammen mit CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt ausführlich erklärt hatte, was eine unionsgeführte Regierung alles rückgängig machen würde, an die Journalist:innen gerichtet, man solle sich doch bitte von der K-Frage nicht ablenken lassen. "Die derzeitige Favoritenrolle ist ganz klar bei Friedrich Merz." Die Union werde diese Frage "vor oder nach den Landtagswahlen" in diesem Jahr klären.

2. Februar 2024: In Veitshöchheim gab Söder dann einfach den Kanzler. Den Reichskanzler, für einen Abend. Der bayerische Ministerpräsident ging als Reichskanzler Otto von Bismarck zum Franken-Fasching. Dass das kein Zufall war, davon darf man ausgehen. 

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"Möglicherweise, theoretisch"

29. Februar 2024: Beim Derblecken am Nockherberg in München wiederholte Söder wieder einmal: "Für einen bayerischen Ministerpräsidenten gibt es bayerischer Ministerpräsident und vielleicht noch Bundeskanzler." An die CDU gerichtet sagte er dann in sarkastischem Ton: "Aber beim Bundeskanzler haben sie damals gesagt, wir wollen einen anderen nehmen, der hat mehr Chancen. So wurde es damals gesagt." Die Strategie sei "erkennbar toll" aufgegangen, so Söder ironisch. "Aber das war ein Kapitel, das abgeschlossen ist."

4. März 2024: In der ARD-Sendung "Caren Miosga" legte Söder neulich sein definitives "Nein" ab. Auf eine entsprechende Frage der Moderatorin sagte er: "Einmal machen das die Bayern, das war bei Strauß und Stoiber so, ein zweites Mal ist das eher extremst unwahrscheinlich." Er sagte, der CDU-Chef und Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Friedrich Merz, wolle ja – glaube er – Kanzlerkandidat werden und sei natürlich der Favorit. Aber am Ende gehe es um eine Formal-Entscheidung. In der CDU gebe es ja auch andere, die vielleicht wollten, fügte Söder hinzu. In der CSU aber würde keiner wollen, "außer einem, der theoretisch könnte", sagte Söder mit Blick auf sich selbst. "Möglicherweise, theoretisch könnte der die theoretische Option sein, aber (...) ich bin in Bayern."

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Söder kein Kanzler - "Schade eigentlich"

8. April 2024: Markus Söder tourt seit Herbst durchs Ausland, wie noch nie. Kürzlich war er in China. Am Montagabend rechtfertigte sich der bayerische Ministerpräsident in der ARD-Sendung "Maischberger" für den Trip. Betont harmlos sprach Gastgeberin Sandra Maischberger Söder auf seine Reise an und erinnerte ihn dabei an seine Position: "Aber Sie sind ja nicht der Kanzler. Noch nicht, jedenfalls", sagte sie und erntete dafür das Gelächter des Studiopublikums. "Schade eigentlich", meinte Söder. Und wiederholte dies nochmal, während Sandra Maischberger bereits weitersprach. 

Im Video: Doch Interesse? Das sagt Markus Söder zu Kanzler-Frage

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  • Mit Agenturmaterial
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