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Landung im Wasser nach 177 Tagen im All

Deutscher Astronaut Maurer zurück auf der Erde

  • Veröffentlicht: 06.05.2022
  • 11:41 Uhr
Article Image Media
© Aubrey Gemignani/NASA/AP/dpa

Die Raumkapsel setzt im Golf von Mexiko auf, dann eilen Bergungsteams herbei. Nach 177 Tagen im Weltall ist Matthias Maurer wieder auf der Erde angekommen - mit einem Lächeln.

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Mit einer Bilderbuchlandung im Wasser ist der deutsche Astronaut Matthias Maurer nach rund einem halben Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS auf die Erde zurückgekehrt. Die Raumkapsel mit dem 52 Jahre alten Saarländer und drei US-Amerikanern landete am Freitagmorgen von vier Fallschirmen gebremst vor der Küste des US-Bundesstaats Florida, wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilte. Bergungsteams hievten die Fähre anschließend per Kran auf ein Schiff und halfen den Raumfahrern beim Ausstieg. Dabei lächelte Maurer und reckte beide Daumen in die Höhe. Am späten Freitagabend wird er zurück in Deutschland erwartet. Er soll am militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn landen.

Astronaut Maurer zurück aus dem All

«Splashdown!», verkündete die Nasa, als die Kapsel «Endurance» (Ausdauer) mit etwa 20 Stundenkilometern nahe der Stadt Tampa im Wasser landete und die Fallschirme in sich zusammenfielen. Im Leitzentrum wurde nach der Landung bei ruhiger See im Golf von Mexiko geklatscht. Europas Raumfahrtchef Josef Aschbacher begrüßte die Rückkehrer bei Twitter mit «Welcome home». Volker Schmid, Missionsmanager beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), sprach von einem «enormen Arbeitspensum», das Maurer mit Bravour gemeistert habe. Maurer war der zwölfte Deutsche im All.

Knapp 24 Stunden nach dem Abdocken von der Internationalen Raumstation ISS holten Bergungsteams die vier Raumfahrer auf Tragen aus der Luke. Gleichgewichtsorgan und Muskulatur sind noch geschwächt nach der 177 Tage langen Mission in der Schwerelosigkeit. In schwarz-weiße Raumanzüge gekleidet winkten Maurer sowie Kayla Barron, Raja Chari und Thomas Marshburn in die Kameras. Maurer hatte seit November 2021 auf dem Außenposten der Menschheit geforscht und war auch ins freie Weltall ausgestiegen.

Der Astronaut der europäischen Raumfahrtagentur Esa sei während seiner Mission namens «Cosmic Kiss» an mehr als 100 Experimenten beteiligt gewesen, davon 34 aus Deutschland, sagte Vorstandschefin Anke Kaysser-Pyzalla vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Freitag. «Die Resultate werden dazu beitragen, dass wir irdische Probleme unter anderem in der Biologie, Medizin und Materialwissenschaft noch besser verstehen können.»

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ISS-Mission im Zeichen des Ukraine-Kriegs

Deutschland setze als größter europäischer Partner der ISS auf Forschung für die Zukunft - und auf friedliche internationale Zusammenarbeit, unterstrich der Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR, Walther Pelzer, vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges. «Wir gratulieren Matthias Maurer zu seiner erfolgreichen ISS-Mission, die unter besonderen - auch weltpolitischen - Herausforderungen stand.»

Die Spannungen betreffen auch die Raumstation selbst: Russland hat die Zukunft für ihren Teil der ISS für die Zeit nach 2024 zuletzt offen gelassen. Die USA streben eine Laufzeit bis mindestens 2030 an. Ob und wann der nächste Deutsche dort arbeiten wird, ist unklar.

Maurer war der vierte Deutsche auf der ISS, die mit rund 28 000 Stundenkilometern in etwa 90 Minuten einmal um den Erdball rast. Sie ist seit 2000 bewohnt und gilt trotz Mängeln als technische Großtat. Auf der Raumstation rund 400 Kilometer über der Erde arbeiten jetzt noch drei Russen sowie drei US-Amerikaner und eine Italienerin.

Nur Russland, die USA und China haben bisher mehr Menschen als Deutschland ins All geschickt. Und Deutschland bleibt aktiv: Der Bundestag gab vor kurzem mit dem Haushalt weiteres Geld für die Raumfahrt frei. Darin sind 915 Millionen Euro für die Esa sowie 370 Millionen Euro für das nationale Raumfahrtprogramm eingeplant - eine Steigerung um mehr als 55 Millionen Euro gegenüber 2021.

Aus Deutschland nur Männer im Weltall

Bisher waren aus Deutschland nur Männer im All - wann fliegt die erste Frau? Raumfahrtbehörden verweisen darauf, dass sich deutlich weniger Frauen als Männer bewerben. Derzeit läuft bei der Esa eine erneute Auswahlrunde. «Gerade Astronautinnen können ein Vorbild für Frauen sein», meint der frühere Esa-Chef Jan Wörner.

Als erster Deutscher war Maurer, der Mann mit einem Doktortitel in Materialwissenschaft, am 11. November mit einer «Crew Dragon»-Kapsel in die Schwerelosigkeit gereist. Das ist auch ein Zeichen für den Paradigmenwechsel im All: Maurers Vorgänger sind etwa mit russischen «Sojus»-Kapseln oder dem US-amerikanischen Space Shuttle zum Koloss im Kosmos geflogen. Maurers Raumschiff hingegen stammte von einer Privatfirma: von SpaceX des Tesla-Chefs Elon Musk.

Und wie geht es mit dem 52-Jährigen nun weiter? Er freue sich auf vieles, das er im Weltraum entbehrt hat, sagte Maurer vor der Rückkehr - etwa auf eine knusprige Pizza und auf einen richtigen Kaffee, «Latte Macchiato mit Milchschaum obendrauf». Auch nach anderen irdischen Dingen wie einem Spaziergang an der frischen Luft sehne er sich. Und: «Meine Freunde zu sehen und zu umarmen. All das sind Dinge, die ich dann sechs Monate lang nicht haben konnte.»

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