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Personalmangel an deutschen Flughäfen

Großer Andrang an NRW-Flughäfen: Regierung will ausländische Helfer

  • Veröffentlicht: 26.06.2022
  • 11:14 Uhr
  • dpa
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© David Young/dpa

Wer am Wochenende in NRW mit dem Flugzeug in den Urlaub starten wollte, brauchte viel Zeit - und starke Nerven. Die Personalnot an den Airports ist aber nur einer der Gründe dafür.

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Urlaubsfrust statt Reiselust: Für viele Menschen in Nordrhein-Westfalen starteten die Sommerferien an diesem Wochenende mit langen Warteschlangen und gestrichenen Flügen. Zumindest einer der Gründe für die Probleme: Personalnot an den Airports. Die will die Bundesregierung mit einem neuen Vorstoß in den Griff bekommen.

In Düsseldorf etwa berichteten Reisende am Samstag einem dpa-Reporter, dass sie bereits seit fünf Stunden am Flughafen warteten. Dabei seien sie extra frühzeitig angereist. Ärger gab es dort mit der Gepäcktransportanlage, die sich ausgerechnet zum Ferienbeginn von ihrer anfälligen Seite zeigte. Nach einer Störung am Freitag sei es am Samstag erneut zu einer Störung in einem Teil der Anlage gekommen, teilte der Flughafen mit. "Es ist daher nicht auszuschließen, dass heute Gepäck in Düsseldorf zurückbleiben wird", hieß es.

Problemlos gestalteten sich hingegen in Düsseldorf die Sicherheitskontrollen, die in den vergangenen Wochen oft der kritische Punkt waren. "Wir haben in Düsseldorf 10 bis 15 Minuten Wartezeit und sind damit sehr zufrieden", sagte ein Sprecher der Bundespolizei.

Gerade noch rechtzeitig hatte die Bundespolizei einen zweiten Dienstleister zur Unterstützung verpflichten können. Der Hauptdienstleister rekrutierte zudem zusätzliche Hilfskräfte.

Lange Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen

Am Köln/Bonner Airport sah das am Samstag ganz anders aus: "Dort haben wir an den Sicherheitskontrollen Wartezeiten von 60 bis 90 Minuten", so der Sprecher. Dies liege an krankheitsbedingten Personalausfällen von mehr als hundert Mitarbeitern. "Das kann man dann nicht mehr kompensieren."

Gegen die Personalnot an Flughäfen in Deutschland will die Bundesregierung die Möglichkeit zur befristeten Anstellung ausländischer Hilfskräfte schaffen. Dies sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) der "Bild am Sonntag" ("BamS"). "Dabei wollen wir jede Form von Sozialdumping und Ausbeutung ausschließen. Die Arbeitgeber müssen Tariflohn zahlen und für die befristete Zeit anständige Unterkünfte bereitstellen."

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach in der Zeitung von einer mit Heil und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) abgestimmten Aktion, mit der man die Personalengpässe an deutschen Flughäfen "abstellen und eine temporäre Lösung präsentieren" wolle. Faeser ergänzte: "Wir werden ermöglichen, dass Hilfskräfte aus dem Ausland zum Beispiel bei der Gepäckabfertigung eingesetzt werden." Dabei gelte: "Bei der Sicherheit gibt es keine Abstriche."

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Fachkräfte aus der Türkei

Unter Berufung auf Regierungskreise schrieb die Zeitung, Ziel sei es, eine vierstellige Zahl an Fachkräften aus der Türkei zu holen, die bestenfalls schon ab Juli für einige Monate eingesetzt werden könnten. Kurz vor Beginn der Haupturlaubszeit hatte etwa die Lufthansa angekündigt, insgesamt knapp 3.000 Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München zu streichen, weil sich vermehrt Besatzungen wegen Corona-Fällen krankmelden. Grund ist insbesondere fehlendes Personal nicht nur bei der Airline selbst, sondern eben auch bei den Flughäfen etwa bei der Sicherheitskontrolle.

Bereits am Freitag - dem letzten NRW-Schultag - war es an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf zu langen Schlangen an den Sicherheitskontrollen und Check-in-Schaltern gekommen.

Da viele Menschen nach der coronabedingten Zwangspause wieder in den Urlaub fliegen, verliere das Auto etwas an Bedeutung, hatte der ADAC prognostiziert. Und tatsächlich blieb die große Reisewelle auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen am Samstag aus.

Die Deutsche Bahn verzeichnete dagegen einen verstärkten Reiseverkehr. Es sei mehr los als an normalen Wochenenden, sagte ein Sprecher. Hinzu kommt noch das 9-Euro-Ticket, das es nun seit fast vier Wochen gibt. Damit können Fahrgäste im Juni, Juli und August im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland reisen. "Natürlich wird es auf den einzelnen Regionalverkehrsstrecken, zwischen den großen Städten in NRW und Richtung Nordsee zu angespannten Situationen kommen", teilte der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf den Ferienbeginn in NRW mit.

Als erstes der 16 deutschen Bundesländer war mit Nordrhein-Westfalen zugleich das bevölkerungsreichste Land am Freitag mit dem letzten Schultag in die Sommerferien gestartet. Eine Woche später folgen die Küstenländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, am Mittwoch danach (6.7.) Hamburg, Berlin und Brandenburg. Als letzte sind wieder die südlichen Länder Baden-Württemberg und Bayern an der Reihe - Ende Juli beziehungsweise zum 1. August.

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