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Prozess

Waffenversteck: Elitesoldat räumt Taten ein

  • Veröffentlicht: 22.01.2021
  • 13:27 Uhr
  • dpa
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© dpa

Bei einem Elitesoldaten wird ein brisantes Waffenlager samt Nazi-Literatur entdeckt. Zum Prozessauftakt hat er eine ungewöhnliche Erklärung dafür.

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Nach dem Fund eines Waffenverstecks bei einem Bundeswehrsoldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) aus Sachsen hat der 45-Jährige die Taten eingeräumt. Er habe jahrelang das Material aus Restbeständen der Bundeswehr gesammelt und bei der Ausbildung genutzt, weil es in der Truppe immer wieder zu Engpässen gekommen war, sagte der Elitesoldat zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Leipzig am Freitag. Er sei jedoch nach einer eigenen Überprüfung davon ausgegangen, dass es sich um nicht einsatzfähiges Material handelte. Der 45-Jährige muss sich wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz verantworten.

Waffe als Deko

Bei einer Durchsuchung des Grundstücks des 45-Jährigen in Collm (Landkreis Nordsachsen) hatten die Ermittler unter anderem zwei Kilogramm professionellen Sprengstoff, mehrere Tausend Stück Gewehr- und Pistolenmunition, ein Sturmgewehr AK47, eine Armbrust, eine Nebelhandgranate sowie Schusswaffen und Waffenteile gefunden - darunter war auch ein ‎Schalldämpfer. "Das AK47 sollte als Deko-Waffe in meinem Wohnzimmer dienen", erläuterte der Angeklagte. Das Gutachten zu den Waffen, des Sprengstoffs und der Munition wird am nächsten Verhandlungstag, kommenden Freitag, erwartet.

Die Razzia auf dem Privatgelände des damaligen Oberstabsfeldwebels erfolgte nach einem Hinweis des Militärischen Abschirmdienstes (MAD). Der MAD hatte den Mann nach Angaben des Verteidigungsministeriums bereits seit 2017 im Blick gehabt. Demnach war er im April 2017 bei der berüchtigten "Schweinekopf-Party" der 2. Kompanie des KSK dabei, mit der die Rechtsextremismus-Affäre bei der Spezialeinheit begonnen hatte.

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Alles schnell vergraben

Bei der Abschiedsfeier für einen KSK-Kommandeur hatten Soldaten mit Schweineköpfen geworfen. Ob oder wer dabei Rechtsrock gehört und den Hitlergruß gezeigt hatte, blieb strittig. Die 2. Kompanie war im vergangenen Juli aufgelöst worden.

In seiner Einlassung erklärte der Angeklagte am Freitag, er habe mit der Aufnahme der Ermittlungen im Zuge der umstrittenen Party seine zuvor in der Kaserne gehorteten Muntions- und Waffenbestände im eigenen Garten vergraben. Dabei habe ihm auch sein Sohn geholfen, der aber nichts vom brisanten Inhalt gewusst haben soll. Etwa 40 Zentimeter tief in die Erde vergraben fanden die Ermittler das Material in einer prall gefüllte Munitionskiste sowie zwei gelben Eimern einer Baumarktkette und einem Kunststoffbeutel.

Es gibt kein Netzwerk

Ein Ermittler des Dresdner Landeskriminalamtes (LKA) erläuterte im Zeugenstand am Freitag, dass trotz intensiver Ermittlungen kein Hinweis auf ein Netzwerk entdeckt wurde. Zudem konnte nicht abschließend geklärt werden, wie die Waffen und Munition beiseite geschaffen wurden und ob der Angeklagte Hilfe dabei hatte.

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