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Gewalttat nahe Oslo

Polizei geht von Terroranschlag aus

  • Veröffentlicht: 15.10.2021
  • 08:08 Uhr
  • dpa
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© dpa

Fünf Menschen sterben, als ein Mann in der norwegischen Kleinstadt Kongsberg mit Pfeil und Bogen Jagd auf Menschen macht. Der mutmaßliche Täter kann gefasst werden. Einiges deutet inzwischen auf ein islamistisches Motiv hin.

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Eine Gewalttat mit fünf Toten und zwei Verletzten hat in Norwegen Trauer und Fassungslosigkeit ausgelöst. Wie die Polizei mitteilte, hatte ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Mann in der südnorwegischen Kleinstadt Kongsberg am Mittwochabend Menschen angegriffen. Der mutmaßliche Täter konnte gefasst werden. Bei ihm handele es sich um einen 37-jährigen Dänen, der in Kongsberg lebe, teilte die Polizei mit. Die Polizei geht davon aus, dass er allein gehandelt hat. "Die Vorfälle in Kongsberg erscheinen derzeit als terroristischer Akt", hieß es in einer Mitteilung des Sicherheitsdiensts der norwegischen Polizei am Donnerstag. Ermittlungen zu den genaueren Hintergründen liefen jedoch derzeit noch, hieß es weiter. "Die Bedrohungslage in Norwegen wird nach wie vor als moderat eingeschätzt."

Anteilnahme in der Regierung

Der Vorfall ereignete sich am Vorabend des Regierungsantritts des neuen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. Der Sozialdemokrat zeigte sich schockiert. "Das, was wir heute Abend aus Kongsberg hören mussten, zeugt davon, dass eine grausame und brutale Tat begangen worden ist", sagte er am späten Abend der Nachrichtenagentur NTB.
Auch die scheidende Regierungschefin Erna Solberg brachte ihre Anteilnahme zum Ausdruck. "Unsere Gedanken gehen zuallererst an die Betroffenen und ihre Angehörigen", sagte sie am späten Mittwochabend auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Oslo. Sie wird am Donnerstag nach ihrer Wahlniederlage vor einem Monat von Støre an der Regierungsspitze abgelöst. Auswirkungen auf den Regierungswechsel habe die Tat nicht, sagte Solberg.

Der Regierungschef im benachbarten Schweden, Stefan Löfven, schrieb auf Twitter, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Es handele sich um einen "furchtbaren Angriff".

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Erinnerung an die Breivik-Anschläge vor 10 Jahren

Die Angriffe ereigneten sich nach Angaben der Polizei an mehreren Orten in der Stadt. Der Täter habe sich über ein größeres Gebiet hinweg bewegt, teilten die Ermittler mit. Das Zentrum der Stadt wurde weiträumig abgeriegelt. Der Polizei sei um 18.13 Uhr von mehreren Personen gemeldet worden, dass sich ein Bewaffneter durch die Stadt bewege und mit Pfeil und Bogen auf Menschen schieße, sagte der zuständige Polizeichef Øyvind Aas. Mehrere Medien berichteten von einem Supermarkt als einem Ort des Geschehens. Der Angreifer konnte nach Polizeiangaben rund eine halbe Stunde nach dem ersten Notruf festgenommen werden.
Bei einem der Verletzten handelte sich um einen Polizisten, der aber zum Tatzeitpunkt nicht im Dienst war, wie Aas mitteilte. Über die Toten und die weitere verletzte Person machte er keine genaueren Angaben.

Der Vorfall weckt schlimme Erinnerungen: Vor gut zehn Jahren erlebte Norwegen den schwersten Terroranschlag seiner modernen Geschichte. Am 22. Juli 2011 zündete der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik zunächst im Osloer Regierungsviertel eine in einem Transporter versteckte Bombe und tötete dabei acht Menschen.
Danach fuhr er zur etwa 30 Kilometer entfernten Insel Utøya, wo er sich als Polizist ausgab und das Feuer auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jährlichen Sommerlagers der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei eröffnete.
69 Menschen, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, kamen auf Utøya ums Leben. Breivik nannte rechtsextreme und islamfeindliche Motive für seine Taten. Er wurde im August 2012 zu der damaligen Höchststrafe von 21 Jahren mit einer Mindesthaftzeit von zehn Jahren verurteilt.

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