Anzeige
Diess statt Müller

Volkswagen baut seine Konzernspitze um

  • Veröffentlicht: 11.04.2018
  • 18:17 Uhr
  • dpa
Article Image Media
© (c) Copyright 2016, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Eine "Weiterentwicklung der Führungsstruktur" - so formuliert Volkswagen das Projekt, das den größten Autokonzern der Welt stark verändern dürfte. Dabei nehmen die Kontrolleure auch nicht das Top-Management aus.

Anzeige

Der frühere BMW-Manager und aktuelle VW-Markenchef Herbert Diess wird aller Voraussicht nach neuer Vorstandschef der gesamten Volkswagen-Gruppe. Der 59-Jährige soll bald Matthias Müller an der Spitze des weltgrößten Autokonzerns ablösen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Aufsichtsrats- und Unternehmenskreisen. Insidern zufolge ist der Schritt im Rahmen eines größeren Konzernumbaus zu sehen, die insgesamt vorgesehenen Veränderungen in Wolfsburg seien umfassend. Auch andere Medien wie das "Handelsblatt", die "Bild"-Zeitung oder die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichteten über die Pläne.

VW selbst hatte kurz zuvor in einer Mitteilung an die Finanzwelt angekündigt, man prüfe "eine Weiterentwicklung der Führungsstruktur". Dies schließe Änderungen bei den Verantwortlichkeiten ein, jedoch womöglich auch "eine Veränderung im Amt des Vorstandsvorsitzenden".

Der Nachfolger kommt aus dem BMW-Stall

Welche Punkte im Einzelnen vorgesehen sind und was dies konkret für die Zukunft Müllers bedeuten würde, war vorher unklar geblieben - Volkswagen machte zunächst keine weiteren Angaben dazu. Der Vertrag von Müller (64) läuft eigentlich noch bis 2020. Diess kam 2015 von BMW und handelte unter anderem das Reform- und Sparprogramm "Zukunftspakt" bei der Stammsparte mit dem mächtigen Betriebsrat aus.

Müller habe seine "grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, an den Veränderungen mitzuwirken", erklärte VW. An diesem Freitag soll nach dpa-Informationen der Aufsichtsrat zusammenkommen. Dabei dürfte es um eine mögliche Abspaltung des Lkw-Geschäfts und Top-Personalien gehen.

Bei Volkswagen sind die internen Strukturen seit langem ein zentrales Thema, der riesige Konzern kämpft mit seinem komplexen Aufbau und will den einzelnen Marken und Regionen mehr Verantwortung geben. Außerdem erfordern die Elektromobilität und die Vernetzung viele Veränderungen. Volkswagen investiert hier bereits Milliarden.

Porsche zieht nach

Zeitgleich mit den Wolfsburgern ging die Muttergesellschaft Porsche SE an die Öffentlichkeit und teilte mit, dass Veränderungen im VW-Vorstand auch zu Änderungen im Vorstand bei der Porsche SE führen könnten. Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte Porsche SE hält gut 52 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen. Die VW-Vorzugsaktien im Dax legten deutlich zu, zum Handelsschluss an der Frankfurter Börse gewannen sie knapp fünf Prozent.

Müller hatte kürzlich dem "Spiegel" gesagt, aus seiner Sicht müsse das oberste Management von Volkswagen "weiblicher, jünger und internationaler" werden. "Das ist ein riesiges Problem des Konzerns. (...) Ich würde auf jeden Fall gern mit dem Aufsichtsrat diskutieren, wie der Konzern nach meiner Zeit geführt werden soll und von wem." Er selbst könne sich auch eine Aufgabe im Aufsichtsrat vorstellen.

Anstöße zu einem "Kulturwandel"

Der frühere Porsche-Chef war im Herbst 2015 an die Spitze von Volkswagen gekommen, nachdem Vorgänger Martin Winterkorn im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Diesel-Skandals in den USA zurückgetreten war. Weil im Zuge der Affäre um manipulierte Abgastests auch viel grundsätzliche Kritik an den Abläufen bei VW laut wurde, stieß Müller Initiativen zu einem "Kulturwandel" an.

Im vergangenen Jahr konnte Volkswagen erneut stark zulegen. Die Kernmarke warf einen Betriebsgewinn von rund 3,3 Milliarden Euro ab – bereinigt um Sonderkosten für die Diesel-Affäre. Unabhängig von den sehr guten Zahlen müsse der Kulturwandel jetzt jedoch mutig und offen angegangen werden, hieß es aus dem Aufsichtsrat.

Die Grünen kritisierten, Personalpläne änderten wenig daran, dass VW sich aus ihrer Sicht bisher nicht ausreichend aus den Folgen des Diesel-Skandals gelernt habe. "Egal, wer an der Spitze steht: Der Konzern hat sich nach all den Jahren des Betrugs seiner Verantwortung immer noch nicht gestellt", meinte Parteichefin Annalena Baerbock. "Wir brauchen die verpflichtende Nachrüstung für die manipulierten Fahrzeuge auf Kosten der Konzerne." Die Autobauer lehnen Umbauten an der Motor- und Abgas-Hardware für weniger Schadstoffausstoß ab.

Mehr Informationen
Tuerkei_Urlaub_dpa
News

Reisebüros glauben nicht an Türkei-Comeback

  • 05.06.2023
  • 12:10 Uhr

© 2024 Seven.One Entertainment Group