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Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft

Abwanderung trifft auch Boom-Regionen

  • Veröffentlicht: 04.08.2018
  • 09:48 Uhr
  • dpa
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Immer mehr Menschen zieht es in Großstädte. Es sind vor allem junge Leute, die ihrer Heimat trotz guter Jobchancen den Rücken kehren. Das ist inzwischen nicht nur für strukturschwache Regionen ein Problem.

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Trotz guter Jobchancen schrumpfen wirtschaftlich boomende Regionen, weil junge Leute lieber in Großstädte ziehen. Bisher waren vor allem ländliche und strukturschwache Orte von einer Abwanderung betroffen, wie es in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln hieß. In zehn Städten und Kreisen ist demnach das Missverhältnis zwischen schwächerer Bevölkerungsentwicklung und positiver Beschäftigungsdynamik besonders groß - sechs davon liegen im Flächenland Niedersachsen.

Spitzenreiter ist der IW-Studie zufolge aber eine Stadt in Bayern. In Würzburg nahm der Erhebung nach zwischen 2007 und 2015 die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um fast ein Viertel (24,4 Prozent) zu, während die Bevölkerung um 7,6 Prozent zurückging. "Langfristig kann es dadurch zu einer Abwärtsspirale kommen: Firmen wandern ab, weil sie keine Fachkräfte finden, die Regionen werden unattraktiver und verlieren weiter an Einwohnern", sagte IW-Wissenschaftsleiter Hubertus Bardt. Städte jenseits der großen Metropolen müssten attraktiver werden - mit besserer Kinderbetreuung oder guten Jobaussichten für die Partner.

Abwärtsspirale bedroht Kommunen

Für Kommunen sei es sehr schwierig, aus so einer Abwärtsspirale herauszukommen, sagte die Ökonomin Silvia Stiller vom Hamburger Institut ETR, die seit Jahren regionalwirtschaftliche Trends analysiert. Neben dem Ruhrgebiet gebe es genug andere Beispiele. Leipzig und Dresden dagegen hätten den Absprung geschafft und sich sehr positiv entwickelt.

Die Boomregionen stünden nicht nur in Konkurrenz zu Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin. "Die kleineren und mittelgroßen Städte stehen auch im Wettbewerb zueinander", so Stiller. Der Fachkräftemangel sei auf dem Arbeitsmarkt ein generelles Problem. Für den Zuzug von Fachkräften in kleinere Städte spreche: "Die Lebenshaltungskosten sind dort in der Regel niedriger und die Orte sind oft familienfreundlich."

Dass Unternehmen wegen Engpässen auf dem lokalen Arbeitsmarkt ihre Standorte schließen oder ins Ausland verlegen, könne zwar passieren, sagte Stiller. "Aber dass dies in den nächsten Jahren im großen Stil passiert, ist eher unwahrscheinlich." Große Unternehmen könnten sich nur mit hohen Kosten verlagern lassen.

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