Trotz US-Zurückhaltung
Arktischer Rat bekennt sich zum Klimaschutz
- Veröffentlicht: 12.05.2017
- 10:05 Uhr
- dpa
Seit 20 Jahren machen die acht Länder des Arktischen Rates auf die Probleme durch die Erderwärmung in der Region aufmerksam. Mit dem Regierungswechsel in den USA wurde der Kampf in Frage gestellt. Ob sein Land Mitglied des Pariser Klimaabkommens bleibe, sei noch offen, so US-Außenminister Tillerson.
Der Arktische Rat hat sich mit der Stimme der USA für größere Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel ausgesprochen. Eine Entscheidung, ob sein Land Mitglied des Pariser Klimaabkommens bleibe, sei aber noch nicht getroffen, sagte US-Außenminister Rex Tillerson am Donnerstag bei der Konferenz in Fairbanks im US-Bundesstaat Alaska. Die schwedische Außenministerin Margot Wallström forderte massive Anstrengungen von allen Beteiligten. "Wer eine nachhaltige Welt haben will, braucht eine nachhaltige Arktis", sagte sie.
Fairbanks gilt als Tor zur Polarregion. Der vor 20 Jahren gegründete Arktische Rat besteht aus acht Nationen sowie aus Vertretern indigener Völker. Neben den USA sind Dänemark, Kanada, Russland, Norwegen, Finnland, Schweden und Island Mitglieder.
Der Rat nehme mit Besorgnis zur Kenntnis, dass die Durchschnittstemperaturen in der Region nördlich des Polarkreises mehr als zweimal so schnell steigen wie im Rest der Welt, heißt es im Abschlussdokument der alle zwei Jahren stattfindenden Konferenz. Die Erklärung des Rates ist für die Mitgliedsländer bindend. Jüngste Studien hatten ergeben, dass die Durchschnittstemperatur im Januar 2017 um fünf Grad höher war als im Durchschnitt der Jahre 1982 bis 2010.
Alaskas Senator Dan Sullivan zeigte sich der Mitgliedschaft seines Landes im Pariser Klimaschutzabkommen gegenüber dennoch skeptisch. Es gebe grundsätzliche rechtliche und wirtschaftliche Bedenken, sagte Sullivan der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn es so, wie das Abkommen jetzt ist, in den Senat kommen würde und ich müsste darüber abstimmen - dann wäre ich sehr, sehr skeptisch." Wenn die USA ihr Gas nach China exportieren würden, wäre mehr für die Verringerung von Treibhausgasen getan, als im Pariser Abkommen.
Der Arktische Rat erneuerte seine Forderung zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Sie müssten unbedingt eingehalten und bis 2030 umgesetzt werden. Die Erwärmung der Arktis hat weitgehende soziale, umweltpolitische und wirtschaftliche Folgen für die Region und die ganze Welt, heißt es in der Abschlusserklärung von Fairbanks.
Weiterhin Streit um Öl-Förderung in der Arktis
Die Haltung der USA war mit Spannung erwartet worden, weil sich die Regierung von Präsident Donald Trump skeptisch zum Klimaschutz geäußert hatte und die in der Wissenschaft eindeutige Auffassung, Treibhausgase seien für die Erderwärmung zu großen Teilen mitverantwortlich, anzweifelt. Die USA geben den Vorsitz des Arktischen Rates nach zwei Jahren an Finnland ab.
Die vom Klimawandel hart getroffenen Menschen in der Arktis-Region hoffen auf eine kontinuierliche Klimapolitik der USA. Der Kampf gegen den Klimawandel müsse auch eine Priorität in der Administration von Präsident Donald Trump bleiben, forderten Klimaschützer und Vertreter von Ureinwohnern zum Auftakt des Ministertreffens.
"Viele Generationen werden nach uns kommen", sagte Trimble Gilbert, einer der Stammesältesten der Gwitchin-Nomaden bei der Konferenz. Auch sie bräuchten noch eine Nahrungsgrundlage, auch sie hätten ein Recht, das traditionelle Leben ihrer Vorfahren weiterzuleben. Derzeit gibt es vor allem Sorge um Rentierherden und Walrosse.
Insbesondere die Ölförderung in der Arktis gilt als Zankapfel. Trump will sie wieder erlauben, nachdem sein Vorgänger Barack Obama die Bohrungen in sensiblen Regionen weitgehend verboten hatte. Durch das Abschmelzen der Gletscher und die Aussicht auf eisfreie Sommer in bereits 15 Jahren könnten sich neue Möglichkeiten zur Ausbeutung von Rohstoffen ergeben.
Berlin kämpft für Abbauverbot von Ressourcen
Neben Öl und Gas werden unter dem arktischen Eis weitere rare Rohstoffe vermutet, wie etwa seltene Erze. Seit Jahren gibt es zwischen Russland und Dänemark ein harten Kampf um die Frage, wem der geografische Nordpol gehört. Durch eisfreie Polarrouten könnten sich im Sommer auch neue Möglichkeiten für die internationale Schifffahrt ergeben.
Zuvor hatten mehrere Studien belegt, dass das Eis der Arktis schneller schmilzt als zunächst befürchtet. Schon 2030 könnte die Nordpolarregion im Sommer eisfrei sein. "Das ist ein ökologisches Desaster und geht uns alle an: Ein steigender Meeresspiegel wäre auch für uns bedrohlich", bemängelten die Grünen in Deutschland.
Die Bundesregierung müsse für ein vorläufiges Verbot der Rohstoffförderung in Schutzzonen der Arktis werben und ihre Anstrengungen im Klimaschutz verstärken, sagte Fraktionschef Anton Hofreiter anlässlich des Treffens in Fairbanks am Donnerstag. Die Fläche des arktischen Meereises ging in den vergangenen 20 Jahren um 1,21 Millionen Quadratkilometer zurück - dreimal die Fläche von Deutschland.