Fußball-Weltmeisterschaft
Aus der Traum vom Titel
- Veröffentlicht: 29.06.2019
- 20:42 Uhr
- dpa
Für die deutschen Fußball-Frauen ist bei der WM im Viertelfinale Schluss. Gegen Schweden kann auch die eingewechselte Dzsenifer Marozsan keine Impulse setzen. Auch die Olympia-Teilnahme ist futsch.
Die deutschen Fußballerinnen sind bei Weltmeisterschaft im Viertelfinale ausgeschieden und müssen nun auch ihren Olympia-Traum begraben. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg unterlag am Samstag in einer kräftezehrenden Hitzeschlacht in Rennes Schweden mit 1:2 (1:1) und verpasste beim Turnier in Frankreich den Einzug ins Halbfinale. Nach der Führung von Lina Magull (16. Spielminute) drehten die starke Sofia Jakobsson (22.) und Stina Blackstenius (48.) vor 25 301 Zuschauern im Roazhon Park die Partie. Damit feierte Schweden den ersten Sieg über Deutschland seit mehr als vier Jahren.
Weil sich nur die drei besten europäischen Teams für die Sommerspiele 2020 in Tokio qualifizieren, können die Olympiasiegerinnen von Rio 2016 ihren Titel in Japan nicht verteidigen. Während die deutsche Mannschaft am Sonntag enttäuscht die Heimreise antreten muss, trifft Schweden nach dem ersten Sieg gegen Deutschland bei einem großen Turnier seit 24 Jahren im Halbfinale am kommenden Mittwoch auf Europameister Niederlande. In der Vorschlussrunden-Partie am Dienstag ermitteln England und Titelverteidiger USA den ersten Finalisten.
Plan mit Marozsan geht nicht auf
Voss-Tecklenburg verzichtete zunächst auf Spielmacherin Dzsenifer Marozsan, die nach ihrem Zehenbruch zum WM-Auftakt als Alternative auf der Bank Platz nahm. Die Bundestrainerin betonte stets, wie wichtig es sei, gute Einwechselspielerinnen zu haben, falls es nicht wie gewünscht läuft. So behielt sie Schweden-Schreck Marozsan zunächst in der Hinterhand und brachte sie zu Beginn der zweiten Spielhälfte. "Wir glauben, dass der Mehrwert größer ist, sie im Laufe des Spieles zu bringen", erläuterte Co-Trainerin Britta Carlson in der ARD. Doch der Plan ging nicht auf.
Zudem überraschte das Trainerteam mit personellen und taktischen Änderungen. Nach dem Achtelfinale gegen Nigeria rückten Carolin Simon und Linda Dallmann, die später beide ausgewechselt wurden, für Verena Schweers und Melanie Leupolz ins Team. Die Elf spielte zwar im bevorzugten 4-2-3-1-System, aber erstmals bei der WM mit Spielführerin Alexandra Popp auf der Sechser-Position. Die Wolfsburgerin sorgte zunächst für Präsenz, Ruhe und Übersicht im defensiven Mittelfeld, fehlte allerdings vorn als Anspielstation und Stoßstürmerin. So blieb Lea Schüller auf sich allein gestellt.
Trotzt brütender Hitze - es wurden zwischendurch Trinkpausen eingelegt - schonten sich beide Teams nicht. Die Anfangsphase dominierte die DFB-Auswahl. Gleichwohl hatte Schweden die erste gute Chance durch Jakobsson, die aber an der reaktionsschnellen DFB-Keeperin Almuth Schult scheiterte.
Jakobsson bestraft Stellungsfehler
Dennoch war die DFB-Führung nach einer guten Viertelstunde verdient. Einen tolles Zuspiel von Sara Däbritz nutzte Magull mit ihrem zweiten Turniertor fast artistisch zum 1:0. Allerdings währte die Freude nur kurz. Als Innenverteidigerin Marina Hegering sich bei einem Befreiungsschlag von Linda Sembrant verschätzte, zog die starke Jakobsson davon und vollendete per Flachschuss zum 1:1.
Deutschland zeigte sich vom ersten Gegentor im Turnier ein wenig geschockt, denn die Schwedinnen waren nun wesentlich besser im Spiel und bei ihren überfallartigen Kontern stets gefährlich. Erneut musste Schult bei einem Schuss von Blackstenius (37.) retten.
Kurz nach dem Wechsel dann aber der nächste Rückschlag. Einen Kopfball von Fridolina Rolfö konnte Schult gerade noch parieren, doch Blackstenius war im Nachsetzen zur Stelle, und Deutschland lag erstmals beim Turnier im Rückstand. Zwar stemmten sich die Deutschen noch einmal gegen die drohende Niederlage, aber vor den Augen von DFB-Vizepräsident Rainer Koch konnten sie in der spannenden Schlussphase keine Chance mehr nutzen. Und am Ende fehlten wohl auch die Kräfte gegen die defensiv starken Schwedinnen.