Seit Jahren ein Streitthema
Bahn trägt Überstunden-Berg allmählich ab
- Veröffentlicht: 16.05.2016
- 10:41 Uhr
- dpa
Zu viele Überstunden und Urlaub, der nicht genommen werden kann: Seit Jahren ist das ein Streitthema bei der Deutschen Bahn. Nun hat sich die Lage gebessert. Gut ist sie nach Ansicht der Gewerkschaft nicht.
Die Deutsche Bahn kommt beim Abbau der Überstunden ihrer Mitarbeiter voran. Der Konzern registrierte im März einen Stand von 6,2 Millionen Überstunden, 900.000 oder knapp 9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das geht aus einem internen Personalbericht des Unternehmens hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Demnach gelang es außerdem, die offenen Urlaubsansprüche im gleichen Zeitraum von 2,3 Millionen um ein Drittel auf 1,5 Millionen Stunden zu senken. Die Zahlen beziehen sich auf rund 170.000 inländische Beschäftigte. Der Freizeitanspruch von insgesamt 7,7 Millionen Stunden im März entspricht im Durchschnitt 45 Stunden pro Person.
Der Trend kehre sich jetzt aber langsam um
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erkennt die positive Entwicklung an. "Wir sind aber noch nicht zufrieden", sagte EVG-Sprecher Uwe Reitz auf Anfrage. Die Personallage sei bei Lokführern, Zugbegleitern und Fahrdienstleitern "immer noch problematisch".
Die Bahn räumt "besonders viele Überstunden" bei Lokführern, Zugbegleitern und anderen Mitarbeitern ein, die oft im Schicht- und Wechseldienst arbeiten. Der Trend kehre sich jetzt aber langsam um. "Wir können uns sicher nicht zurücklehnen, aber wir haben einen guten Schritt gemacht", sagte die Leiterin Beschäftigungsbedingungen und Sozialpolitik, Sigrid Heudorf, der Mitarbeiterzeitung "DB Welt" (Mai-Ausgabe).
Die Summe der Freizeitansprüche stieg an
Allein bei Lokführern und Zugbegleitern sollen nach einer Tarifvereinbarung mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vom Juli 2015 zusammen 1,3 Millionen Überstunden bis Ende 2017 abgebaut werden. Außer Neueinstellungen setzt die Bahn auch andere Instrumente ein. Das Unternehmen wolle den Mitarbeitern "mehr Wahlmöglichkeiten bieten, wie sie mit ihren Mehrleistungen umgehen – ob sie etwa in einer bestimmten Lebensphase Überstunden ausgezahlt bekommen wollen oder das Langzeitkonto nutzen, um später eine bezahlte Auszeit zu nehmen", erläuterte Heudorf.
Zuletzt hatten 14.600 Beschäftigte ein solches Langzeitkonto für Arbeitsstunden. Die Summe der Freizeitansprüche, die sich darauf angesammelt hat, stieg nach dem internen Personalbericht von März 2015 bis März 2016 von 4,0 auf 4,8 Millionen Stunden.