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Konflikt auf der Krim

Belagerungszustand in Perewalne

  • Veröffentlicht: 03.03.2014
  • 22:45 Uhr
  • cwe, AP
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© AP

Die Diskrepanz könnte größer nicht sein: Rund um den ukrainischen Militärstützpunkt in Perewalne auf der Halbinsel Krim haben sich schwer bewaffnete Soldaten postiert. Sie tragen grüne Uniformen ohne Kennzeichnung, Schutzwesten und Helme. Auf der anderen Seite laufen hinter dem Haupttor vier junge ukrainische Soldaten. Sie sehen nicht so aus, als ob sie schon jemals in der Nähe eines Gefechts gewesen wären. Einer von ihnen blinzelt nervös mit seinen Augen. Einen Rasierer muss er wohl noch nicht benutzen. Ganz in der Nähe der Militärs stehen Kamerateams und Gaffer.

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Am Sonntag werden Hunderte schwer bewaffnete Soldaten von Panzerfahrzeugen und Lastern mit russischen Kennzeichen angekarrt, um den Stützpunkt zu umstellen. Sie gehen äußerst diszipliniert vor. Und sind äußerst schweigsam. Ihr mutmaßliches Ziel: Den Stützpunkt unter ihre Kontrolle zu bringen.

Das allerdings wollen die Ukrainer nicht einfach zulassen: Der stellvertretende Kommandeur des Stützpunkts, Waleri Boiko, sagt, die Soldaten beabsichtigten nicht, sich etwas wegnehmen zu lassen. "Dies ist das Gebiet einer militärischen Einheit. Hier gibt es militärische Geräte, Waffen und Munition." So entsteht eine Pattsituation - und innerhalb weniger Stunden eine Art Zirkus.

"Ich bin sehr, sehr besorgt"

Internationale Medienteams rücken an, schleppen Stative und Generatoren sowie mobile Satellitenschüsseln. Ein Erzbischof einer ukrainischen orthodoxen Kirche kommt, um für Frieden zu beten. Aus dem nahen Dorf schauen Bewohner was los ist. Junge Mütter schieben ihre Babys im Kinderwagen vorbei. Andere kommen Hand in Hand mit ihren Kindern. Einige Frauen bringen Tee in Kannen zum Wärmen mit. Junge Männer gaffen eine Weile, um dann wieder nach Hause zu schlendern. Von Angst ist nur wenig zu spüren.

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Nur eine kleine Gruppe Menschen blickt besorgt auf die Szenerie: Verwandte, von im Stützpunkt lebenden Soldaten. "Ich bin sehr, sehr besorgt", sagt eine Frau, deren Mann in der Kaserne ist. Maria Wiktornowa, die gekommen war, um die Ukrainer zu unterstützen, sagt, sie sei betrübt wegen der vermummten Soldaten vor dem Tor. "Sie sind so jung. Und wir können ihre Gefühle nicht sehen."

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Unbewaffnete Soldaten stehen Wache

Ein wenig lauter wird es, als Dutzende pro-russische Aktivisten "Russland! Russland!" rufen und russische Fahnen schwenken. Auch ein paar pro-ukrainische Anhänger sind da, allerdings zahlenmäßig deutlich unterlegen. Das allerdings ist auch keine Überraschung in einer Region, in der die meisten russische Wurzeln haben. Diese Leute hatten Putins Aktion auf der Krim begrüßt. Ab und zu rufen sie den jungen Soldaten durch den Zaun zu, ihren Stützpunkt einfach aufzugeben.

Das passiert nicht - obwohl es zunächst so scheint. Boiko sagt, er habe mit den russischen Einheiten gesprochen und zugestimmt, den Alarmzustand zu senken. Dann ersetzt er seine bewaffneten Soldaten am Tor durch unbewaffnete. Weiter passiert nichts. Anzeichen, dass die grün uniformierten Soldaten nun einfach verschwinden würden, gibt es auch nicht.

Die meisten Soldaten - in und außerhalb des Stützpunkts - scheinen zufrieden damit zu sein, an ihren angewiesenen Plätzen zu stehen und auf Befehle zu warten. Das Warten geht weiter, auch als die Nacht kommt und der Wind von den Hügeln bitterkalt wird.

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