Trotz Verbot in der Verfassung
Boliviens Präsident will an der Macht bleiben
- Veröffentlicht: 18.12.2016
- 22:29 Uhr
- dpa
Evo Morales ist jetzt schon der am längsten amtierende Staatschef in dem Andenstaat. Obwohl die Verfassung das untersagt, strebt der linke Politiker nun eine vierte Amtszeit an. Kritiker sind entsetzt.
Nun ist es offiziell: Boliviens Präsident Evo Morales hat trotz eines bestehenden Verbots in der Verfassung seine Kandidatur für eine vierte Amtszeit angekündigt. "Ich bin gezwungen, mich euch zu unterwerfen, um für unser geliebtes Bolivien weiter zu arbeiten", sagte Morales am Sonntag bei einer Nominierungsveranstaltung seiner sozialistischen Partei MAS. Der Parteitag hatte am Vortag beschlossen, Morales 2019 noch mal in das Rennen um die Präsidentschaft zu schicken.
Morales regiert seit 2006. Bereits jetzt ist der frühere Bauer der am längsten amtierende Staatschef seit der Unabhängigkeit 1825. Im Falle einer Wiederwahl würde er 19 Jahre an der Macht sein - obwohl die aktuelle Verfassung das eigentlich untersagt.
Erst im Februar hatten die Bolivianer in einem Referendum eine Verfassungsreform abgelehnt, die Morales den Weg zu einer vierten Amtszeit in Folge ebnen sollte. Damals hatte der 57-Jährige das Ergebnis noch akzeptiert. Wenn das Volk es jetzt so wolle, müsse er weitermachen, sagte er nun.
Kritiker werfen dem früheren Kokabauer seit langem autoritäre Tendenzen vor. Morales ist aber auch beim Volk beliebt: In seiner Regierungszeit wuchs die Wirtschaft des Andenlandes im Schnitt um fast fünf Prozent, auch die Armut ging deutlich zurück.
Die MAS-Partei will nun bis zu vier Möglichkeiten ausloten, um dem Präsidenten doch noch die legale Wiederwahl zu ermöglichen. Neben einem neuen Referendum soll ein Rücktritt ein halbes Jahr vor der Wahl eine Option sein. Damit wäre Morales wieder zur Kandidatur berechtigt.