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Lage weiterhin unübersichtlich

Burundi: Putschisten gegen Regierungsgetreue

  • Veröffentlicht: 14.05.2015
  • 17:10 Uhr
  • dpa
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© dpa

Die Lage in Burundi ist chaotisch. Putschisten haben offenbar den Flughafen von Bujumbura unter ihrer Kontrolle. Wo der Präsident sich aufhält, ist unklar - aber derzeit kann er nicht in die Heimat zurück. Seine Anhänger wollen dennoch nicht aufgeben.

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Einen Tag nach der Machtübernahme durch das Militär im ostafrikanischen Burundi ist es am Donnerstag in der Hauptstadt Bujumbura zu schweren Kämpfen gekommen. Augenzeugen berichteten seit dem Morgen von Explosionen und Feuergefechten zwischen Anhängern des Putschisten Godefroid Niyombare und Getreuen von Präsident Pierre Nkurunziza. Die Vereinten Nationen (UN), die Europäische Union (EU) und die USA forderten die Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf.

In Burundi gibt es seit Ende April Massenproteste, weil Nkurunziza entgegen der Verfassung bei der Präsidentenwahl Ende Juni für eine dritte Amtszeit kandidieren wollte.

Niyombare hatte am Mittwoch im Radio erklärt, die Armee habe die Kontrolle über das Land, Nkurunziza sei abgesetzt. Der Präsident, der sich zu dieser Zeit zu einem Burundi-Krisengipfel der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) im Nachbarland Tansania aufhielt, betonte dagegen, der Putschversuch sei gescheitert. Er rief die Menschen in einer im Internet verbreiteten Mitteilung zur Ruhe auf.

Unbekannte griffen den Berichten zufolge in Burundi mehrere private Radiostationen unter anderem mit Granaten an. Später versuchten ranghohe Regierungsmitglieder offenbar, sich über Radiosender an die Bevölkerung zu wenden. Jedoch seien die Gebäude von Putschisten umstellt worden, die die Politiker zur Aufgabe bewegen wollten. Regierungsvertreter und Mitglieder der Präsidentengarde hätten sich daraufhin in den Stationen verschanzt, erklärten Beobachter vor Ort.

Radio- und Fernsehstationen unter Beschuss

Am Donnerstagnachmittag waren erneut Schüsse zu hören. Offenbar attackierten Putschisten die nationale Radio- und Fernsehstation. Auch schwere Waffen seien bei den Gefechten eingesetzt worden. Die Lage blieb aber unübersichtlich. Weitere Soldaten seien auf dem Weg nach Bujumbura, um Niyombare zu unterstützen, sagte Venon Ndabaneze, ein Sprecher der Putschisten. Sie seien in Panzern unterwegs.

Niyombare hatte am Mittwochabend den Flughafen und die Grenzen sperren lassen, um eine Rückkehr des Staatschefs zu verhindern. Verschiedene Medien berichteten, Nkurunziza habe dies vergeblich versucht. Da er nicht in Burundi landen konnte, sei er wieder nach Tansania geflogen. Wo er sich am Donnerstag aufhielt, war zunächst unklar. Örtliche Journalisten erklärten, er habe Daressalam verlassen. Der tansanische Außenminister Bernard Membe sagte, er wisse nicht, wo sich Nkurunziza befinde.

Angst vor Scheitern des Umsturzes

Beobachtern zufolge kontrollierten die Putschisten entgegen anderslautenden Medienberichten weiter den Flughafen. "Wenn die Regierung sagt, sie habe den Flughafen unter Kontrolle, warum kommt Nkurunziza dann nicht zurück?", sagte Putschistensprecher Ndabaneze. "Die Menschen in Burundi müssen uns ein paar Stunden Zeit geben, dann werden wir dieses Chaos beenden", fügte er hinzu.

In der Bevölkerung herrschte Angst vor einem Scheitern des Umsturzes. "Das wäre das Ende, denn dann würden Zivilisten aus Vergeltung ermordet werden", sagte der Demonstrant Denis Murekezi.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die Konfliktparteien zu Besonnenheit auf. Die EU appellierte, die Prinzipien des Friedensvertrages von Arusha aus dem Jahr 2000 müssten eingehalten werden. Dazu gehöre auch die Abhaltung glaubwürdiger, transparenter Wahlen, teilte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini in der Nacht zum Donnerstag in Brüssel mit. Auch US-Präsident Barack Obama und Frankreichs Präsident François Hollande drängten die Konfliktparteien zu einem Ende der Gewalt.

In Burundi, einem der ärmsten Länder der Welt, war vor zwölf Jahren ein blutiger Bürgerkrieg zwischen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit beendet worden. Der Konflikt kostete UN-Schätzungen zufolge mehr als 300 000 Menschen das Leben.

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