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LKW-Fahrer fehlen

Droht der Versorgungskollaps?

  • Veröffentlicht: 02.06.2019
  • 21:22 Uhr
  • dpa
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© dpa

Mit dem Laster durch die Republik fahren, das ist für viele junge Menschen nicht mehr attraktiv. Mittlerweile fehlen Zehntausende Lastkraftfahrer. Die Konsequenzen könnten bald für alle spürbar sein, denn die Branche fürchtet Lieferengpässe.

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Weil immer mehr Lastkraftfahrer fehlen, will die Logistikbranche den Beruf attraktiver machen und gezielt Frauen ansprechen. Geringer Lohn, lange Tage und schlechte Arbeitsbedingungen haben die Tätigkeit in den vergangenen Jahren zunehmend unbeliebt gemacht. Das Ende der Wehrpflicht hat den Mangel verschärft. Mittlerweile fehlen zwischen 45 000 und 60 000 Fahrer, wie der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) und der Bundesverband Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) schätzen - Tendenz steigend.

Das Thema drängt: Auf der diesjährigen Messe Transport Logistic, die vom 4. bis 7. Juni in München stattfindet, sei der Fahrer- und Fachkräftemangel "das beherrschende Thema im Konferenzprogramm", sagte Messe-Geschäftsführer Stefan Rummel.

Konsequenzen des Fahrermangels sind gravierend

Die Konsequenzen des Fahrermangels sind gravierend: "Wir sind kurz vor dem Versorgungskollaps", fasste BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt die Situation zusammen. Jedes Jahr gehen fast 30 000 Fahrer in den Ruhestand, während nur etwa halb so viele Berufsanfänger nachfolgen.

Die Weltbank schätzte in einer Studie von 2017 sogar, dass in den folgenden 10 bis 15 Jahren 40 Prozent aller deutschen Lastkraftfahrer in Rente gehen werden. Somit könnten in den 2030er Jahren 150 000 Fahrer fehlen. Schaut man sich die Altersverteilung der Lastkraftfahrer an, ist der Trend offensichtlich. Laut BGL ist fast ein Drittel von ihnen 55 Jahre oder älter, nur etwa 2,5 Prozent der Fahrer sind jünger als 25 Jahre. Und fast alle von ihnen sind Männer. Der Frauenanteil beläuft sich auf gerade mal 1,7 Prozent.

Zahl der Transporte nimmt zu

Gleichzeitig nimmt die Zahl der Transporte zu. Unter anderem wegen des Booms im Online-Handel ist das Gütervolumen deutlich gestiegen. Dadurch könnten auch Fahrer aus Osteuropa die Lücke nicht mehr schließen, erklärte Engelhardt. Die Spediteure suchten händeringend nach Fahrern. Ein Vertreter der DHL spricht von einem "leer gefegten Markt".

Die Weltbankstudie verdeutlicht: Das Problem beschränkt sich nicht auf Deutschland, sondern ist auch in zahlreichen anderen europäischen und asiatischen Ländern sichtbar. Aber Deutschland ist eines der Länder, für das die Prognose demnach besonders düster aussieht.

"Wir müssen ganz dringend an dem Image des Berufs arbeiten", sagte BGL-Vorstandssprecher Engelhardt. Man müsse Werbung machen, und es sollen gezielt Frauen angesprochen werden. Der Frauenanteil und mehr Diversität sind auch Messe-Geschäftsführer Stefan Rummel zufolge wichtige Zukunftsthemen der Logistikbranche.

Arbeitsqualität müsste verbessert werden

Um langfristig mehr Fahrer zu gewinnen, müsse sich aber auch die Arbeitsqualität deutlich verbessern, sagte Engelhardt. Die Fahrerhäuser sollen größer und komfortabler werden, es solle eine Toilette an Bord geben. An der Rampe müssten Fahrer außerdem Essen und Trinken bekommen und Sanitäreinrichtungen benutzen können. Von der EU fordert Engelhardt zudem flexiblere Lenk- und Ruhezeiten.

Ein Grund des Fahrermangels, der in der Debatte immer wieder genannt wird, ist das Ende der Wehrpflicht im Sommer 2011. Sowohl Engelhardt als auch ein Sprecher der Rewe Group gehen davon aus, dass sich dies negativ auf die Zahl der Lastkraftfahrer ausgewirkt hat. Denn in der Bundeswehr können Soldaten, Beamte und Angestellte eine Kraftfahrausbildung absolvieren.

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