Wegen Uniper-Abschreibung
Eon mit Rekordverlust
- Veröffentlicht: 09.11.2016
- 13:51 Uhr
- dpa
Fettes Minus: Die Aufspaltung von Eon hat heftige Spuren in der Bilanz hinterlassen.
Die historische Aufspaltung des Energiekonzerns Eon hat wieder heftige Spuren in der Bilanz hinterlassen. In den ersten neun Monaten des Jahres verbuchte das Unternehmen einen Nettoverlust von 9,3 Milliarden Euro, wie es am Mittwoch in Essen mitteilte. Damit fällt das Minus noch einmal 3,6 Milliarden Euro größer aus als vor einem Jahr. Eon musste nach dem Börsengang der einstigen Kraftwerkstochter Uniper im September nun weitere 6,1 Milliarden Euro abschreiben. Insgesamt belaufen sich die Wertberichtigungen infolge der 2014 angekündigten Konzernaufspaltung nun auf rund 23 Milliarden Euro.
Das hat auch viel Eigenkapital vernichtet. Ende September hatte Eon noch eigene Mittel von 433 Millionen Euro in der Bilanz stehen. Ende 2015 waren es noch 16,4 Milliarden Euro. Davon entfielen allein 15,5 Milliarden auf Uniper, von denen sich Eon mit der Abspaltung der Mehrheit an der Tochter verabschieden musste. Im Schlussquartal rechnet Eon nun sogar damit, sein Eigenkapital ganz aufzubrauchen und in den roten Bereich zu rutschen. Grund dafür sind die anstehenden Zahlungen an den geplanten staatlichen Atomfonds sowie eine Neubewertung der Rückstellungen für den Rückbau der Kernkraftwerke. Die Schulden lagen Ende September bei 23,6 Milliarden Euro.
EON will Kapitalerhöhung vermeiden
Eon betonte, dass das erwartete negative Eigenkapital nur nach internationalem Bilanzierungsstandard IFRS zustande komme. Nach deutschem Handelsrecht weise der Konzern weiter ein "deutlich" positives Eigenkapital auf. Dies ist auch die entscheidende Größe für die Fähigkeit, Dividenden zu zahlen.
Trotz der bedrohlichen Eigenkapitallage will Eon die erwarteten Lasten für den staatlichen Fonds, der sich um die Entsorgung des Atommülls kümmern soll, möglichst ohne große Kapitalerhöhung stemmen. Eon rechnet mit Zahlung von rund 10 Milliarden Euro, darin ist eine Risikoprämie von rund zwei Milliarden Euro enthalten, für die der Konzern noch keine Rücklagen gebildet hat.
"Eon hat genügend Finanzierungsspielraum, um die benötigten Mittel zur Verfügung zu stellen", sagte Finanzchef Michael Sen. Es gebe keinen schnellen Handlungsbedarf. "Wir analysieren derzeit Alternativen zu einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten für die Finanzierung der Prämie. Wir streben an, eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten zu vermeiden."
Um wieder in sicheres Fahrwasser zu kommen, plant Eon nun auch ein Sparprogramm. "Wir brauchen noch mehr Kundennähe, müssen schlanker und schneller werden", schrieb Vorstandschef Johannes Teyssen im am Mittwoch veröffentlichten Zwischenbericht. Das "Projekt Phoenix" soll die Kosten um 400 Millionen Euro senken. Was das für die derzeit rund 40.000 Arbeitsplätze bei Eon heißt, ließ der Konzern offen.
Thema Zukunftssicherung
"Unser Ziel ist es, trotz weiterer grundlegender Veränderungen die Zukunft des Unternehmens dauerhaft zu sichern", erklärte Teyssen. Derzeit habe Eon noch die gleichen "komplexen zentralen" Unternehmensstrukturen wie vor der Aufspaltung. "Das Zukunftsgeschäft aber ist kundennah und dezentral orientiert."
In den Kerngeschäftsfeldern Ökostrom, Netze und Vertrieb lief es dabei zuletzt sogar recht gut. In den ersten neun Monaten steigerte Eon den operativen Gewinn dieser Bereiche um rund 13 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Im Gesamtkonzern ging das Ebit dennoch um vier Prozent zurück. Das lag vor allem am Verkauf von Randgeschäften, deren Ergebnisbeiträge nun fehlen. An der Prognose, wonach in diesem Jahr ein Konzern-Ebit von 2,7 bis 3,1 Milliarden Euro zusammenkommen soll, hielt Eon fest.
Die Börse reagierte vergleichsweise freundlich auf die Zahlen. Eon-Aktien verloren im frühen Handel zwar 1,59 Prozent, der Dax rutschte aber wegen der US-Wahl noch deutlicher ab. Händler lobten die ordentliche Entwicklung im Tagesgeschäft. Die Belastungen aus der Uniper-Abspaltung waren hingegen von vielen schon erwartet worden.