Bundesfinanzminister weist Brüsseler Vorstoß zur Haushaltspolitik zurück
Euro-Zone: Schäuble gegen Mehrausgaben
- Veröffentlicht: 18.11.2016
- 13:00 Uhr
- dpa
EU-Kommissar Moscovici sieht sich als Finanzminister der Euro-Zone und fordert erstmals von der Währungsunion einer expansivere Finanzpolitik. Bundesfinanzminister Schäuble hat damit seine Probleme.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat den Vorstoß von EU-Wirtschafts- und -Währungskommissar Pierre Moscovici zu zusätzlichen Staatsausgaben in der Euro-Zone scharf kritisiert. Er warf der EU-Kommission am Freitag in Berlin vor, mit ihren Empfehlungen zur finanzpolitischen Ausrichtung geltendes EU-Recht einfach umgekehrt zu haben. Zugleich nehme Brüssel damit den Druck auf die Länder, die Vorgaben noch nicht erfüllten. Dies entspreche nicht dem Stabilitäts- und Wachstumspakt, sagte Schäuble auf dem "Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung".
Dieser sehe vor, dass die Kommission die Haushalte der Länder prüfe. Die Kommission habe sich aber stattdessen zur finanzpolitischen Ausrichtung der Euro-Zone geäußert. Damit habe sie das europäische Regelwerk umgekehrt.
Schäuble warnte vor den Auswirkungen der weltweit lockeren Geldpolitik
Moscovici hatte erstmals die Euro-Staaten aufgefordert, eine expansivere Fiskalpolitik zu betreiben und somit die Staatsausgaben zu steigern oder höhere Defizite zuzulassen. Nach dem Vorstoß Moscovicis, der sich jetzt als Finanzminister für den Euroraum sieht, sollten die Mitgliedstaaten im kommenden Jahr durchschnittlich 0,5 Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung mehr ausgeben, als in ihren Haushaltsentwürfen vorgesehen ist.
Die Ursachen für manche Probleme in Europa seien nicht zu viele Reformen, sondern zu wenige, sagte Schäuble. Dies dürfe man nicht verwischen. Schäuble warnte mit Blick auf die Höchststände an globalen Schulden und die Geldflut der Notenbanken vor den Auswirkungen der weltweit lockeren Geldpolitik.
Die Mahnungen der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) - quasi der Notenbank aller Notenbanken - kämen immer dringender und häufiger. "Wir bewegen uns - wenn wir nicht höllisch aufpassen - auf die nächste Krise, auf die nächste Blase zu", sagte Schäuble. Die könne von der Finanzpolitik kommen wie von anderen Seiten. Der allergrößte Fehler wäre, die Regulierungen als Folge aus der Finanzkrise zurückzuschrauben.