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"Arroganz war hanebüchen"

Ewald Lienen rechnet mit DFB-Auswahl ab

  • Veröffentlicht: 26.07.2018
  • 23:12 Uhr
  • dpa
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Ewald Lienen ist ein Freund der offenen Worte. Gnadenlos rechnet er mit der den deutschen WM-Fußballern ab und nennt sie arrogant. Er habe sogar auf das frühe Aus gehofft.

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Ewald Lienen hat auch mit einigem Abstand mit den Verantwortlichen des deutschen Fußballs für das Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Russland gnadenlos abgerechnet. «Die Arroganz, die Jogi Löw und die Nationalspieler an den Tag gelegt haben, war hanebüchen. Ich bin froh, dass sie früh ausgeschieden sind, weil das Gesamtkunstwerk erbärmlich war», sagte der ehemalige Bundesliga-Profi und heutige Technische Direktor des Zweitligisten FC St. Pauli am Donnerstag bei einem Talk des TV-Senders Sky in Hamburg.

Einmal in Rage, echauffierte sich der 64-Jährige weiter. «Ich habe das frühe Aus nicht nur erwartet, ich habe es erhofft. Schon nach der Gruppenauslosung ist das DFB-Team in absolute Arroganz verfallen».

Dass eine kleine Fußball-Nation wie der spätere Vizeweltmeister Kroatien statt der Deutschen bis ins Endspiel gegen Frankreich kommen konnte, machte das einstige Offensiv-Ass nahezu fassungslos. «Wir in Deutschland haben so viele gute Spieler wie die Kroaten Einwohner», erklärte der ehemalige St.-Pauli-Coach seinen kritischen Standpunkt.

Lienen: Beispiel an England nehmen

Die Fehlentwicklung beginne bereits im Nachwuchs. Dort seien seit Jahren falsche Schwerpunkte gesetzt worden. «Es geht nur noch darum, mit 30 Jahren Bundesliga-Trainer zu werden», monierte Lienen die falsche Orientierung der heutigen Nachwuchstrainer-Generation. Der erfahrene Fußballlehrer sieht die heutigen Ausbilder auf der falschen Bahn. «Gute Nachwuchstrainer sind die, die die Mannschaften zehn bis 15 Jahre trainieren. Jugendtrainer ist ein Sozialjob.» Heute hätten Talente am Endes des Ausbildungstages keinen Bock mehr, da sie nur hin- und hergerannt seien: «Das ist der Tod unserer Ausbildung.»

Unterstützt wurde Lienen von St. Paulis Geschäftsführer Uwe Stöver: «Nach dem WM-Titelgewinn 2014 haben wir die Symptome gezeigt, die wir immer nach Erfolgen zeigen.» Er riet, sich am Fußball-Mutterland England ein Beispiel zu nehmen, das «brutal aufgeholt» habe. Die Engländer seien im Nachwuchsbereich inzwischen «absolut führend».

HSV-Sportvorstand Ralf Becker wollte das WM-Aus nicht so kritisch beurteilen. Er verwies auf die souveräne WM-Qualifikation. «Man sollte jetzt nicht den ganzen deutschen Fußball in die Tonne hauen», meinte Becker. Das erstmalige Vorrunden-Aus einer deutschen Nationalmannschaft wollte er dann aber doch nicht schönreden. «Es war eine Scheiß-WM, aus der man die richtigen Schlüsse ziehen muss.»

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