Statt Tuchel
FC Bayern holt offenbar Heynckes zurück
- Veröffentlicht: 05.10.2017
- 10:44 Uhr
- dpa
Der FC Bayern hat sich laut "Bild" völlig überraschend für Jupp Heynckes als neuen Trainer entschieden.
Das gab es noch nie in der Bundesliga: Zum vierten Mal verpflichtet Uli Hoeneß Jupp Heynckes als Cheftrainer des FC Bayern München.
Wer sich am siebten Spieltag der Bundesliga-Saison 1987/88 hat einfrieren lassen und am siebten Spieltag der Bundesliga-Saison 2017/18 wieder auftaut, hat Fragen: Wie spät ist es? Was gibt es zu essen? Wahrscheinlich Tiefkühlkost ... Und: Was habe ich in den vergangenen 30 Jahren verpasst?
1987? Heynckes. 2017? Heynckes.
Gemessen am FC Bayern München lediglich 37 nationale und internationale Titel, aber ansonsten offensichtlich nicht viel: Der Trainer des Rekordmeisters heißt immer noch Jupp Heynckes. Genauer: schon wieder.
Uli Hoeneß hat in seinem Leben Fehler gemacht. Auch schwere Fehler. Für einen saß er im Knast. Den anderen hat er vor dem siebten Spieltag der Bundesliga 2017/18 schon zum dritten Mal korrigiert: Jupp Heynckes entlassen zu haben.
Genau 26 Jahre zwischen erster Entlassung und vierter Einstellung
Dazu sah sich Hoeneß am 8. Oktober 1991 veranlasst. Anschließend geriet der FC Bayern letztmals in seiner bisherigen Geschichte in Abstiegsgefahr. Hoeneß bereute und holte seinen Freund Heynckes 2009, 2011 und 2017 zurück an die Säbener Straße. Und weil Heynckes auch der Freund von Hoeneß ist, hat er ihm jedes Mal geholfen. Obwohl er sich sowohl 2009 als auch 2017 bereits zur Ruhe gesetzt hatte.
Aus dem Helfer in der Not wurde 2013 endgültig eine Legende: Heynckes steht mit dem Gewinn des Triples über all seinen Vorgängern und bisherigen Nachfolgern in München, über Udo Lattek, Pep Guardiola, Felix Magath, Louis van Gaal, über Carlo Ancelotti und Jürgen Klinsmann sowieso.
Kein Trainer, sondern ein Moderator
Nach menschlichem Ermessen kann Heynckes diesen Kredit in den kommenden Monaten (bis Saisonende) gar nicht verspielen, wie diese holprig begonnene Saison auch enden sollte. Der 72-Jährige muss nur seinen riesigen Erfahrungsschatz öffnen und den Luxuskader zurück in die Spur moderieren.
Und dann? Was passiert ab dem 1. Juli 2018? Heynckes ist am Tag nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geboren. Als Heynckes erstmals bei den Bayern anheuerte, kam Thomas Tuchel, der als einer seiner möglichen Nachfolger gehandelt wird, ins Konfirmationsalter. Julian Nagelsmann, ein anderer Kandidat, kam gerade erst zur Welt.
Zeitschleife
Ich fühle mich gefangen in einer spektakulären und unglaublichen Zeitschleife. "Don Jupp" tauften sie Heynckes vor zwei Jahrzehnten in Madrid. Der "ewige Jupp" ist er beim FC Bayern. Aus seinem ersten Kader bei den Roten stehen Lothar Matthäus und Hansi Flick auch heute noch im fußballerischen Rampenlicht. In Diensten der Bayern verblieben sind Torwart Raimond Aumann (Fan-Beauftragter) und Hansi Pflügler (Abteilungsleiter "Outlets").
Und natürlich ist der "Tiger" noch da, Hermann Gerland. Mit Unterbrechungen seit 27 Jahren eine Seele des Dominators der Liga, wird Heynckes sich bis Saisonende viel mit dem Leiter des frisch eingeweihten Nachwuchsleistungszentrums unterhalten. Über engagierte Jungs, die nur wissen, wer Jupp Heynckes ist, weil Uli Hoeneß ihn schon zum vierten Mal nach München geholt hat.