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Leitzins ändert sich nicht

Fed zögert mit Zinswende

  • Veröffentlicht: 17.09.2015
  • 22:55 Uhr
  • dpa
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© dpa

In den USA geht die seit der Finanzkrise 2008 andauernde Billiggeld-Ära weiter - die Notenbank Fed zögert mit der Zinswende. Doch die Mehrheit der Währungshüter rechnet noch in diesem Jahr mit dem Schritt. Die Märkte nehmen es zunächst relativ gelassen.

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Die Nullzinsen gehen in die Verlängerung: Die US-Notenbank zeigt sich von den jüngsten Börsen-Turbulenzen beeindruckt und spielt bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik weiter auf Zeit. Der Leitzins bleibe unverändert auf dem Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent, teilte die Federal Reserve (Fed) am Donnerstag in Washington mit.

Auf diesem historisch niedrigen Niveau verharrt der Zins, zu dem Banken Zentralbankgeld leihen können, bereits seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Ende 2008. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Neue Prognosen der Währungshüter zeigen, dass die meisten noch in diesem Jahr mit dem Ende der Nullzinspolitik rechnen.

Wann dann?

Damit setzt sich die Notenbank einmal mehr unter Zeitdruck, denn die Mitglieder ihres geldpolitischen Rats tagen 2015 nur noch zweimal. Beim nächsten Treffen im Oktober handelt es sich zudem um eine Sitzung ohne anschließende Pressekonferenz, auf der traditionell eigentlich keine großen Entscheidungen zu erwarten sind.

Fed-Chefin Janet Yellen nannte zwar keinen konkreten Zeitpunkt, machte jedoch deutlich, dass auch der nächste Termin im Oktober für die Zinswende in Frage komme. Vor Journalisten in Washington sagte sie allerdings auch: "Die Zinsanhebung erfordert weitere Verbesserungen am Arbeitsmarkt."

Nachdem die USA inzwischen Vollbeschäftigung erreicht haben, zieht die angebliche Unterauslastung am Arbeitsmarkt nach Einschätzung vieler Analysten aber kaum noch als Argument. Spielraum für eine lockere Geldpolitik eröffnet hingegen die schwache Inflation, die weit vom Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank entfernt ist.

Erklärungen von Yellen

Auch die jüngsten, vor allem von China ausgehenden Turbulenzen an den Börsen könnten zum Zögern der Notenbanker beigetragen haben. Die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten wurde explizit im Fed-Statement hervorgehoben: "Globale wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen könnten die Konjunktur bremsen." Diese Risiken würden genau beobachtet, betonte Yellen.

Vor dem Hintergrund globaler Unsicherheiten hatten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank die Fed aufgefordert, vorerst von einer Zinsanhebung abzusehen. Die Verknappung des billigen Geldes würde Anleger noch nervöser machen, so die Befürchtung. "Die Fed scheint den von IWF und Weltbank mit Blick auf die Schwellenländer geäußerten Bedenken zum jetzigen Zeitpunkt Rechnung zu tragen", kommentierte Allianz-Chefökonom Michael Heise.

Die US-Geldpolitik ist für die gesamte Weltwirtschaft von hoher Bedeutung. Sind die Zinsen in den USA höher als im Ausland, so zieht das internationales Finanzkapital an und lässt damit den Kurs des US-Dollar steigen. Davor zittern vor allem Schwellenländer, in die in den Jahren der Nullzinsen viel Anlegergeld floss und deren Unternehmen sich stark in Dollar verschuldet haben.

Die US-Börsen reagierten verhalten auf den Zinsentscheid. Der Leitindex Dow Jones Industrial rutschte leicht ab und schloss mit 0,39 Prozent im Minus bei 16.674,74 Punkten. Der Euro nahm den US-Zinsentscheid positiv auf und notierte zuletzt mit deutlichen Gewinnen.

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