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Im Alter von 86 Jahren gestorben

Frankreich trauert um Ex-Präsident Chirac

  • Veröffentlicht: 26.09.2019
  • 13:40 Uhr
  • dpa
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© Sergei Chirikov/EPA/dpa

Zwölf Jahre lang war Jacques Chirac Hausherr im Pariser Élyséepalast. Gemeinsam mit Gerhard Schröder verweigerte er sich dem amerikanischen Irakkrieg. Ein Tiefpunkt seiner Karriere war das französische "Non" zur EU-Verfassung.

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Der frühere französische Staatschef Jacques Chirac ist tot. Der konservative Politiker sei am Donnerstag im Alter von 86 Jahren gestorben, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Chiracs Schwiegersohn Frédéric Salat-Baroux. In der französischen Nationalversammlung - sie ist das Unterhaus des Parlaments - kündigte Präsident Richard Ferrand den Tod Chiracs an. Danach gab es eine Schweigeminute.

Chirac prägte die französische Politik über vier Jahrzehnte mit und zog von 1995 bis 2007 als Staatschef die Fäden im Élyséepalast.

Der konservative Politiker litt seit längerer Zeit unter schweren Gedächtnisproblemen und trat kaum noch in der Öffentlichkeit auf. Noch während seiner Amtszeit hatte er 2005 einen Schlaganfall.

Mit Schröder gegen Bush 

Chirac war für seine Leutseligkeit bekannt, galt zugleich aber als harter Machtpolitiker. International blieb er mit seinem Protest gegen den amerikanischen Irakkrieg in Erinnerung. An der Seite von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) stemmte er sich gegen die Angriffspläne von US-Präsident George W. Bush.

Als erster französischer Staatschef erkannte Chirac die Mitschuld seines Landes an der Verfolgung der Juden während der deutschen Besatzungszeit an.

Front-National-Chef Jean-Marie Le Pen bescherte ihm 2002 eine Wiederwahl mit 82 Prozent der Stimmen - weil der Rechtsextreme zum Schock vieler Franzosen in die Stichwahl um das Präsidentenamt einzog, stimmten auch Linke zähneknirschend für Chirac. Zu den Tiefpunkten seiner Karriere gehörte das Nein der Franzosen im Referendum über die geplante EU-Verfassung 2005.

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Wegen Untreue verurteilt

Der 1932 in Paris geborene Chirac absolvierte die Elite-Hochschule ENA und kämpfte im Algerien-Krieg. Seine innenpolitische Karriere begann er an der Seite des früheren Staatspräsidenten Georges Pompidou. Später wurde er zweimal Premierminister, zudem lenkte er als Bürgermeister von Paris 18 Jahre lang die Geschicke der Hauptstadt.

Diese Zeit holte ihn nach seinen Jahren im Élyséepalast ein: Als erster französischer Ex-Präsident nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er strafrechtlich verurteilt, zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen Untreue und Unterschlagung öffentlicher Gelder. Vom Rathaus bezahlte Mitarbeiter hatten in Wahrheit für Chiracs Partei gearbeitet.

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