Krim-Krise verschlafen?
Geheimdienste wollen nicht versagt haben
- Veröffentlicht: 07.03.2014
- 21:45 Uhr
- cwe, AFP
Die US-Geheimdienste haben nach eigenen Angaben frühzeitig die Anzeichen für einen russischen Militäreinsatz auf der ukrainischen Halbinsel Krim erkannt. Der Chef des US-Militärgeheimdienstes DIA, Generalleutnant Michael Flynn, wies Vorwürfe zurück, von dem russischen Vorgehen völlig überrascht worden zu sein. Die US-Geheimdienste hätten "sieben bis zehn Tage" vor der militärischen Intervention Moskaus "angemessene strategische Warnungen" herausgegeben. Die Warnungen seien schrittweise verschärft worden, sagt Flynn dem Radiosender NPR. Die Geheimdienstberichte zur Lage in der Ukraine seien "sehr solide" gewesen.
Mehrere US-Kongressabgeordnete hatten den Geheimdiensten ein Versagen in der Krim-Krise vorgeworfen. "Unsere Geheimdienste haben das nicht vorausgesagt", beschwerte sich etwa der republikanische Senator John McCain in dieser Woche bei einer Anhörung. Die Absichten des russischen Präsidenten Wladimir Putin seien "vollkommen falsch gedeutet" worden. Der Geheimdienstausschuss im Repräsentantenhaus leitete nach Angaben seines Vorsitzenden Mike Rogers eine Untersuchung der Qualität der Geheimdienstinformationen zu dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland ein.
Doch auch der Auslandsgeheimdienst CIA verwahrte sich gegen Kritik aus dem Kongress. Sprecher Todd Ebitz sagte, die CIA habe die Abgeordneten "regelmäßig" auf den neuesten Stand gebracht und ein "akkurates und zeitnahes Bild der sich entfaltenden Krise" vermittelt. Dabei sei auch vor "möglichen Szenarien für eine russische Militärintervention in der Ukraine" gewarnt worden. "Jede anderslautende Darstellung ist schlicht und ergreifend falsch", sagte Ebitz.
Die Geheimdienste reagieren wegen vergangener Pannen äußerst sensibel auf die Vorwürfe. Die CIA tappte vor dem Sturz des Schahs im Iran 1979, vor der sowjetischen Invasion in Afghanistan im selben Jahr und vor den Terroranschlägen des 11. September 2001 weitgehend im Dunkeln. Auch im Vorfeld des Irakkriegs 2003 lieferten die US-Geheimdienste Fehleinschätzungen - die angeblichen Massenvernichtungswaffen des irakischen Machthabers Saddam Hussein wurden nie gefunden.