Trotz drohender Festnahme: Guaidó kündigt Rückkehr nach Venezuela an
Guaidó trotzt Maduros Drohung
- Veröffentlicht: 27.02.2019
- 13:18 Uhr
- dpa
In Venezuela droht eine weitere Zuspitzung: Maduro warnt, sein Widersacher Guaidó könne festgenommen werden. Dieser will trotzdem zurückkehren. Was passiert dann? Moskau warnt die USA vor einer Intervention.
In dem Machtkampf in Venezuela zeichnet sich eine weitere Kraftprobe ab. Trotz der Gefahr, festgenommen zu werden, kündigte der selbsternannte Übergangspräsident Juan Guaidó eine baldige Rückkehr in sein Land an - und warnte Staatschef Nicolás Maduro vor ernsten Folgen, sollte er im Gefängnis landen. Russland warnte die USA am Mittwoch vor einem militärischen Eingreifen in dem kriselnden südamerikanischen Erdölstaat. Washington hofft indes, die Lieferung von Hilfsgütern nach Venezuela mit einer Resolution im UN-Sicherheitsrat durchsetzen zu können.
"Ich bin diese Verpflichtung nicht eingegangen, um sie außerhalb Venezuelas zu erfüllen", sagte Guaidó in einem auf Twitter veröffentlichten Video. "Wir sehen uns sehr bald in Caracas", ergänzte er. Guaidó, der sich am 23. Januar zum Interimspräsidenten erklärt hatte, befindet sich seit vergangenem Freitag im benachbarten Kolumbien. Dort hatte er an einem Solidaritätskonzert für Venezuela sowie an einer internationalen Konferenz teilgenommen.
Maduro hatte Guaidó zuvor im Falle einer Rückkehr mit strafrechtlichen Maßnahmen gedroht. "Er kann nicht einfach kommen und gehen, die Justiz hatte ihm das Verlassen des Landes verboten", sagte Maduro in einem Interview des US-Senders ABC.
Guaidó warnte, seine Festnahme würde eine "beispiellose" Reaktion in Venezuela selbst und im Ausland nach sich ziehen. "Sollten sie den politischen und historischen Fehler begehen, mich zu inhaftieren, werden sie sich vor der Welt verantworten müssen. Dies wäre ein Staatsstreich und ein Attentat auf die Stabilität des Landes", sagte der 35-Jährige dem kolumbianischen Sender Caracol. Auf die Frage, ob das eine Intervention der USA auslösen würde, antwortete er: "Das ist eine Entscheidung der Vereinigten Staaten."
Vier Tote bei Zusammenstößen an den Grenzen
Maduro bekräftigte, der Versuch der Opposition vom vergangenen Wochenende, von Kolumbien und Brasilien aus humanitäre Hilfe über die Grenze zu bringen, sei eine internationale Aggression gegen Venezuela gewesen. Die Aktion sei ein Vorwand gewesen, um Verbrecher ins Land zu schleusen und seine Regierung zu destabilisieren, schrieb er auf Twitter. Bei den Zusammenstößen an den Grenzen zu dem Krisenland waren mindestens vier Menschen getötet und rund 350 verletzt worden. Zugleich setzten sich seit Samstag nach Angaben aus Kolumbien und Brasilien mehr als 330 venezolanische Militärs und Polizisten ins Ausland ab.
Über eine Resolution zu der humanitären Hilfe solle nach Möglichkeit noch diese Woche im UN-Sicherheitsrat abgestimmt werden, sagte der US-Beauftragte für Venezuela, Elliott Abrams. Auch zu den jüngsten Entwicklungen in der Krise werde diese Resolution Stellung beziehen und womöglich auch faire und freie Neuwahlen fordern, ergänzte er. Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja bezeichnete die Lieferung von Hilfsgütern in das südamerikanische Land dagegen als "Zwangsernährung", da Maduro diese nicht genehmigt habe.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, es gebe Versuche von US-Seite, einen künstlichen Vorwand für ein Einschreiten in Venezuela zu schaffen. Wer offen sage, dass die Tage von Präsident Maduro gezählt seien, zeige, dass Kuba und Nicaragua schon die nächsten Länder seien, erklärte er der Agentur Interfax zufolge bei einem Ministertreffen in China. Die Probleme des souveränen Staates könnten nur auf Grundlage der von den Vereinten Nationen festgelegten Prinzipien gelöst werden, betonte Lawrow. Kein anderes Land in Lateinamerika unterstütze zudem die Möglichkeit einer militärischen Einmischung.