Anzeige
EU-Austritt

Happy Brexit Day? Briten bis zuletzt gespalten

  • Veröffentlicht: 01.02.2020
  • 07:28 Uhr
  • dpa
Article Image Media
© dpa

Jahrelang standen sich die Befürworter und Gegner des Brexits unversöhnlich gegenüber. Nun zeigt sich nach dem vollzogenen EU-Austritt: Daran hat sich in Großbritannien nichts geändert.

Anzeige

Union-Jack-Fahnen, Sticker mit der Aufschrift "Happy Brexit Day" und Schmähgesänge auf die EU. In der Nacht zum Samstag haben Hunderte Brexit-Anhänger vor dem Parlament in London den Austritt ihres Landes aus der EU gefeiert. Hintern den Mauern des Palace of Westminster wurden in den vergangenen dreieinhalb Jahren unzählige Wortgefechte und Abstimmungsschlachten um den Brexit ausgetragen, begleitet meist von Protesten für und gegen den EU-Austritt. Als die britische EU-Mitgliedschaft sich dem Ende neigte, gehörte der Platz ganz den Brexiteers.

Der Parliament Square ist schon tagsüber gefüllt mit vielen Menschen. Zwischendurch droht die Stimmung zu kippen: Ein Protestzug von Brexit-Gegnern wird von Austrittsbefürwortern mit wüsten Schmähungen empfangen. "Verräter" und "Verlierer" gehören noch zu den harmloseren Begriffen, die ihnen entgegengeschleudert werden. Teilweise werden EU-Flaggen angezündet oder mit Füßen getreten. Viele Brexit-Anhänger sind betrunken, obwohl Alkohol auf dem Parliament Square verboten ist. Ob Premierminister Boris Johnson wirklich das Land einen kann, wie er in seiner Rede an die Nation per Videobotschaft angekündigt hat?

"Der Brexit ist ein Desaster"

"Der Brexit ist ein Desaster", schimpft die gebürtige Italienerin Silvia Zamperini. Sie ist frustriert und wütend. "Früher war Großbritannien so ein offenes Land. Jetzt sind hier viele rassistisch, homophob und intolerant", sagt die 51-Jährige, die schon seit 26 Jahren in England lebt. "Niemand zerrt mich aus der EU", steht auf einem Pappschild, das sie sich um den Hals gehängt hat.

Die 76-jährige Brenda Brooks ist dagegen froh über den Brexit: "Die EU will ein Superstaat werden", sagt die Seniorin aus Devon im Südwesten Englands. Sie hat bei der letzten Wahl Johnsons Konservative Partei gewählt. Früher sei Europa wunderbar vielfältig gewesen, doch die EU verschwende zu viel Geld und wolle alles vereinheitlichen. "Wir wollen unsere Unabhängigkeit."

Die Versammlung auf dem Platz vor dem Parlament spiegelt die Stimmung im Land. Großbritannien ist noch immer zutiefst gespalten in der Brexit-Frage. Beim Referendum im Sommer 2016 hatten sich die Briten mit knapper Mehrheit (52 Prozent) für die Trennung von der Europäischen Union ausgesprochen. In den Landesteilen Schottland und Nordirland wollten die Meisten lieber in der EU bleiben.

Und heute? Inzwischen würde es den Brexit bei einem neuen Votum wohl nicht mehr geben, meint der Umfrage-Guru John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow. 53 Prozent würden dagegen stimmen. Grund dafür sei aber nicht, dass Brexit-Befürworter ihre Meinung geändert hätten, sondern dass Nichtwähler von damals heute eher gegen als für den Brexit stimmen würden.

Mehr Informationen
Trump geht wieder auf die Medien los, dieses Mal mit den Fäusten.
News

Trump liefert sich Faustkampf mit CNN

  • 04.11.2024
  • 19:46 Uhr